Finanzen

Mittelstands-Anleihen: Falle für Anleger

Der deutsche Mittelstand hat einen guten Ruf. Aus diesem Grund sind Mittelstands-Anleihen bei privaten Investoren sehr beliebt. Immerhin wird mit einer Rendite von bis zu 10 Prozent geworben. Doch Experten warnen vor den Anleihen. Es soll sich dabei um hochriskante Papiere handeln, teilweise von Unternehmen die bei der Emission der Anleihen schon pleite sind.
27.08.2013 10:32
Lesezeit: 1 min

In Zeiten der Eurokrise und der niedrigen Zinsen, die das Ersparte auffressen, suchen viele nach Alternativen für Investitionen. Mittelstandsanleihen erfreuen sich daher immer größerer Beliebtheit. Immerhin handelt es sich um Papiere von deutschen mittelständischen Unternehmen und der deutsche Mittelstand ist solide, das zumindest denken viele der Anleger in diese Art der Anleihe. Aber es sind hochriskante Papiere, die eigentlich noch eine viel höhere Rendite erzielen müssten, um dem Risiko gerecht zu werden.

Derzeit gibt es fast 90 Anleihen mit einem Volumen in Höhe von etwa vier Milliarden Euro. Unternehmen wie Katjes, Underberg und Eterna sind darunter genauso vertreten wie kleinere und größere Konzerne aus der Energie- und Immobilienbranche. Doch ähnlich wie bei der Bürgeranleihe ist das Risiko hoch, so Gernot Wagner von der Wirtschaftskanzlei Allen & Overy (hier). „Das Segment profitiert derzeit von der stabilen Konjunktur in Deutschland. Sobald die Konjunktur kippt, wird es das erste sein, das zusammenbricht“, zitiert ihn format.at.

„Ein Kupon von sieben bis acht Prozent mag für Privatanleger verlockend klingen, allerdings wären bei manchen Bonitäten deutlich höhere Konditionen marktgerecht“, warnt auch Commerzbank-Kapitalmarktvorstand Michael Reuther. Zudem sind die Anleihehalter kaum geschützt,  So gibt es auch große Unterschiede was die Sicherheit der eigentlichen Unternehmen angeht und dem Teil des Unternehmens, das die Anleihe ausgibt. Denn hinter der Katjes-Anleihe beispielsweise steht die Katjes Internationale GmbH & Co KG. Diese ist aber für das Auslandsgeschäft zuständig, nicht für das inländische. Und im Ausland befindet sich das Unternehmen erst im Aufbau. Auch kann nicht garantiert werden, dass sich tatsächlich Abnehmer für Anleihen finden, wenn ein Privatinvestor diese abstoßen will.

„Da gibt es Unternehmen mit negativen Eigenkapital und ohne freien Cash-flow, die schon zum Zeitpunkt der Emission starke Zweifel aufkommen lassen, ob sie den Zins zahlen können“, warnt auch Björn Stübiger von der Beratungs- und Prüfungsgesellschaft Rödl & Partner. Fragwürdig sei zudem, ob viele Unternehmen überhaupt in der Lage seien, am Ende der Laufzeit, die Schulden zu refinanzieren. Für etliche der Unternehmen, die Mittelstandsanleihen ausgeben, fanden sich schon im Vorfeld keine Banken, die die Unternehmen finanziell stützen wollten.

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