Unternehmen

Österreichische Forscher erschaffen menschliches Gehirn

Lesezeit: 1 min
30.08.2013 04:06
Zum ersten Mal ist es Forschern gelungen, aus Stammzellen frühe Entwicklungsstadien des menschlichen Gehirns nachzubilden. Damit konnten die österreichischen Forscher Gehirndefekte zur Erforschung nachbilden. Für die Pharmaindustrie eignen sich die Mini-Gehirne für Medikamenten-Tests, so die Forscher.
Österreichische Forscher erschaffen menschliches Gehirn

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Dank der Stammzellenforschung ist es nun Forschern vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) und der österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gelungen, aus Stammzellen ein menschliches Gehirn zu entwickeln. Da sich das menschliche Gehirn anders entwickelt als das von Tieren, war es bisher immer schwierig, die verschiedenen Stadien des Wachstums nachzuvollziehen. Vor allem auch mit Blick auf Defekte, die in unterschiedlichen Entwicklungsphasen auftreten. Dies macht das Gehirn aus Stammzellen jedoch nun möglich.

Zunächst induzierten die Forscher so genannte pluripotente Stammzellen aus Patientengewebe in die embryonalen Stammzellen. Pluripotente Stammzellen (iPS Zellen) werden aus nicht ausdifferenziertem Gewebe entnommen können sich zu jedem Zelltyp eines erwachsenen Organismus entwickeln. Durch die Induzierung der pluripotenten Stammzellen in die embryonalen Stammzellen zeigte sich, dass „Stammzellen die unterschiedlichen Zelltypen des Gehirns ausbilden und dass diese Zellen sich in überraschend exakter und präziser Weise so organisieren, wie im embryonalen Gehirn“, heißt es in der Veröffentlichung der Forscher.

Durch dieses „spezielle Kulturverfahren“ sei es gelungen, die frühen Entwicklungsstadien des Großhirns aber auch anderer Gehirnstrukturen, wie dem Hippokampus, nachzubilden. Dadurch ist es nun möglich, pluripotente Stammzellen von Patienten mit Gendefekten in die embryonlanen Stammzellen zu induzieren. So können menschliche Erbkrankheiten in der so entstehenden Organkultur untersucht werden.

„Der entscheidende Vorteil des neuen Systems sind optimierte Kulturbedingungen, welche die Übereinstimmung zwischen Kultur und tatsächlicher Gehirnentwicklung entscheidend verbessert haben“, so Madeline Lancaster, Erstautorin der Studie. Nach acht bis zehn Tagen entstehe in der „Kultur neuronales Gewebe“ und nach 20 bis 30 Tagen haben sich die Zellen zu unterschiedlichen Hirnregionen weiterentwickelt. „Im Durchschnitt können die Gehirn-Organoide die Entstehung von Gehirnstrukturen bis in die neunte Schwangerschaftswoche imitieren“, so Lancaster.

Eine künstlich initiierte Entwicklung über die neunte Schwangerschaftswoche hinaus ist bisher noch nicht möglich. Da in späteren Phasen die Sauerstoffversorgung durch die Blutbahn erfolgt. Blutgefäße konnten in den Modellen noch nicht nachgebildet werden. Die österreichischen Forscher, zu denen auch Jürgen Knoblich gehört, sehen in ihren Forschungsergebnissen auch einen Vorteil für die Pharmaindustrie. Die gezüchteten Kulturen könnten demnach auch für Tests von Medikamenten herangezogen werden. „Derartige Modelle haben sehr großes Potenzial für die Erforschung von Krankheiten und Entwicklung von Medikamenten“, so Knoblich.

 

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...