Politik

Priska Hinz (BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN)

Lesezeit: 1 min
16.09.2013 01:52
Priska Hinz (Bündnis 90/Die Grünen) ist Bundestagsabgeordnete. Sie ist Mitglied im Haushaltsausschuss sowie im Gremium gemäß § 3 Absatz 3 des Stabilisierungsmechanismusgesetzes (StabMechG).
Priska Hinz (BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN)

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Welchen Weg soll die EU einschlagen: Mehr Abgabe von Souveränität an Brüssel oder Rückgabe von Souveränität an die Nationalstaaten, wie von den Briten gefordert?

Wir sind der festen Überzeugung, dass in bestimmten Bereichen Integrationsfortschritte gemacht werden müssen, damit den Herausforderungen der Zukunft begegnet werden kann. Die Finanzkrise hat ganz deutlich gezeigt, dass beispielsweise eine Bankenunion, aber auch eine engere Zusammenarbeit im Bereich der Steuerpolitik nötig ist. Nur so können zukünftige Krisen verhindert werden und Großkonzerne dabei gehindert werden, Staaten in einen ungerechten Steuerwettbewerb zu treiben - beispielsweise indem innerhalb des Konzerns Lizenzen oder Kredite zu überhöhten Gebühren verkauft werden und keine Steuern auf Gewinne gezahlt werden.

Durch den Verlust der staatlichen Handlungsfähigkeit und weniger Ausgaben für Bildung und Infrastruktur leiden dadurch letztendlich die Bürgerinnen und Bürger Europas und die kleinen und mittleren Unternehmen, denen solche Tricks nicht zur Verfügung stehen. Die Abgabe von Souveränität in manchen Bereichen in Richtung Europa muss aber einhergehen mit der Stärkung der europäischen Demokratie. Denn Souveränität muss immer auch von den Bürgerinnen und Bürgern kontrolliert werden.

Soll es eine gemeinsame Haftung für die Schulden geben, oder soll jeder Nationalstaat für seine eigenen Schulden haften?

Wir sind der Meinung, dass für Schulden in Zukunft weiter der Staat haften soll, der die Schulden macht. Staaten sollen sich grundsätzlich selbst am Finanzmarkt finanzieren. Ebenso sind die europäischen Rettungsprogramme EFSF und ESM aufgebaut: Die hilfsbedürftigen Staaten haften weiterhin in vollem Umfang für die aufgenommenen Gelder, egal ob sie für den Haushalt oder die Banken verwendet werden.

Allerdings sind wir der Meinung, dass ein weiteres Instrument nützlich sein kann, das Vertrauen an den Finanzmärkten wiederherzustellen: Der von den Wirtschaftsweisen vorgeschlagene Altschuldentilgungsfonds. Dabei würde ein kleiner Teil der nach Maastricht-Definition überschuldeten Länder (das wäre derzeit wegen seiner hohen Staatsschuld auch Deutschland) gemeinsam für einen kleinen Teil der Schulden haften. Im Gegenzug würden sich diese Länder zu einer seriösen Finanzpolitik und wirkungsvollen Reformen unter der Androhung von Sanktionen verpflichten. Das wäre ein solidarischer und ökonomisch sinnvoller Weg, die Finanzkrise schnell zu beruhigen und Staatsschulden mittelfristig zurückzuführen.

Sparen geht am besten durch effizienten Einsatz von Steuergeldern. Sind Sie dafür oder dagegen, dass Behörden und Politiker, die nachweislich Steuergelder verschwendet haben, dafür auch bestraft werden sollen, etwa durch ein Bußgeld?

Veruntreuung von öffentlichen Geldern ist bereits strafbar. Eine darüber hinausgehende Gesetzesänderung halte ich nicht für hilfreich. Wichtig ist, dass internationale Anti-Korruptions-Regeln auch im politischen Bereich endlich umgesetzt werden.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Wohnkostenfalle: Warum Millionen mehr Menschen in Deutschland arm sind
16.12.2024

Als arm gelten Menschen, die monatlich weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens zur Verfügung haben. Das Medianeinkommen ist das...

DWN
Politik
Politik Aserbaidschan-Affäre: Ex-Abgeordnete müssen ab Januar vor Gericht
16.12.2024

Entscheidungen in einem Gremium des Europarats beeinflussen: Dazu soll Aserbaidschans Regierung auf Bestechung von Parlamentariern gesetzt...

DWN
Politik
Politik Sein Friedensappell stört: Moskau poltert gegen deutschen Botschafter
16.12.2024

Kein einfacher Job in Zeiten von Krieg und Lügen: Der FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff sollte in Moskau bella figura als...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Die Rückkehr von Donald Trump: Wie Europa profitieren kann
16.12.2024

Die amerikanischen Wähler haben beschlossen, dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump eine zweite Chance zu geben. Die übrige Welt muss...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Exporte brechen ein: Strukturkrise statt Flaute
15.12.2024

Deutlicher Dämpfer für Deutschlands Exporteure: Im Oktober sank die Menge der ins Ausland gelieferten Waren erheblich. Laut Angaben des...

DWN
Panorama
Panorama Jubiläum: Erst das große Ampel-Aus - und jetzt die 100-Jahr-Feier der allerersten Ampel in Berlin
15.12.2024

Gerade ist der Begriff "Ampel-Aus" zum (Un)-Wort des Jahres gewählt und ordentlich abgefeiert worden dafür - als Akt der politischen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trump-Sieg 2024: So schützen sich deutsche Unternehmen vor neuen Risiken
15.12.2024

Welche Folgen hat die Wahl Donald Trumps für die deutsche Wirtschaft? Der Ausgang der US-Wahlen könnte Deutschland hart treffen – vor...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Teure Direktflüge: Warum Low-Cost-Reisen selten und kostspielig sind
15.12.2024

Deutsche Kunden müssen tiefer in die Tasche greifen, wenn sie mit einem Direktflug in den Urlaub aufbrechen wollen. In der regelmäßigen...