Finanzen

EU: Erdbeben-Hilfe wurde irrtümlich an Mafia überwiesen

Ein Bericht des EU-Parlaments hegt den Verdacht von Missbrauch beim Auszahlen von EU-Hilfsgeldern. Die für den Wiederaufbau L'Aquilas gedachten Millionen dürften in die Hände der Mafia geraten sein. In Brüssel ist man erstaunt: Mit der Mafia habe man wohl wirklich nichts zu tun.
08.11.2013 02:47
Lesezeit: 1 min

Soren Bo Sondergaard, dänischer EU-Parlamentarier, berichtet von ernsthaften Verdachtsmomenten, dass EU-Hilfsgelder „direkt oder indirekt“ in die Hände der Mafia gelangt sind.

Im April 2006 wurde die italienische Stadt L'Aquila von einem Erdbeben getroffen. Mehr als 300 Menschen starben, die historische Altstadt und mehr als 10.000 Gebäude wurden zerstört. Das Beben verursachte über zehn Milliarden Euro Schaden.

2009 wurden 494 Millionen Euro aus dem EU-Solidaritätsfond für den Wiederaufbau bereitgestellt. In nur fünf Monaten waren die ersten Häuser wieder aufgezogen. Allerdings mussten kurz darauf Dutzende Familien wieder ausziehen, weil die Häuser „gefährlich und ungesund“ waren. Eine Unterkunft fing Feuer, weil die Elektrik versagte. Probleme gebe es auch mit der Kanalisation, den Wasserrohren und Rissen in den Wänden.

Die meiste Kritik im Bericht richtet sich jedoch an die Europäische Kommission. Sondergaard findet, die Behörden haben nicht engagiert genug gearbeitet, um sicherzustellen, dass keine Steuergelder verschwendet werden.

Laut Bericht haben einige Subfirmen keine Anti-Mafia-Zertifikat (Certificato Antimafia).

Subfirmen haben 50 Prozent der Arbeiten übernommen, erlaubt sind allerdings nur 30 Prozent.

Gesuchte Kriminelle wurden in einer Fabrik aufgespürt, die zu den 15 Bauunternehmern des Projektes gehören.

Teile der Zahlungen wurden „direkt oder indirekt“ an das Organisierte Verbrechen ausgezahlt.

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass OLAF, das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung, zu spät eingeschaltet wurde. Das mache die Kommission zu einem „Komplizen beim Betrug“.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Haushaltsstreit 2025: Klingbeils Pläne, Kritik und offene Milliardenlücken
08.07.2025

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat den Haushaltsentwurf für 2025 und die Finanzplanung bis 2029 in den Bundestag eingebracht....

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Konzern behauptet Spitzenposition im deutschen E-Auto-Markt
08.07.2025

Der VW-Konzern setzt im deutschen E-Auto-Markt neue Maßstäbe. Die aktuellen Zahlen zeigen eine eindrucksvolle Entwicklung – doch der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China frisst Europas Industrie und niemand wehrt sich
08.07.2025

Chinas Staatskonzerne zerlegen Europas Industrie Stück für Stück – doch Berlin, Brüssel und Paris liefern nur leere Worte. Während...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dow schließt Chemieanlagen: Was das für Deutschland bedeutet
07.07.2025

Der US-Konzern Dow zieht sich teilweise aus Mitteldeutschland zurück – und das hat Folgen. Standorte in Sachsen und Sachsen-Anhalt...

DWN
Politik
Politik Folgekosten in Millionenhöhe: Corona-Krise und die Schattenseite staatlicher Beschaffung
07.07.2025

Milliardenkosten, ungenutzte Schutzmasken und politische Spannungen: Die Folgen der Maskenkäufe in der Corona-Krise wirken bis heute nach....

DWN
Politik
Politik Kontrollen an der Grenze zu Polen: Grenzkontrollen jetzt beidseitig aktiv
07.07.2025

Mitten in der Urlaubszeit zieht Polen die Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland an. Reisende spüren die Auswirkungen sofort –...

DWN
Politik
Politik Trump droht BRICS-Staaten mit neuen Strafzöllen
07.07.2025

Trump verschärft den Handelsstreit mit den BRICS-Staaten drastisch. Seine angekündigten Strafzölle könnten globale Lieferketten...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell auf Höhenflug trotz drohender US-Handelszölle
07.07.2025

Der DAX überrascht mit einem starken Anstieg über 24.000 Punkte – und das trotz drohender US-Zölle. Wie reagieren Investoren auf die...