Finanzen

Einkauf im Supermarkt: PIN-Nummern von Bankkarte und Kreditkarte sind nicht sicher

Supermärkte speichern offenkundig die PIN-Nummer, wenn ein Kunde einen Einkauf per Bank- oder Kreditkarte getätigt hat. Die im Falle eines Daten-Diebstahls verhängnisvolle Praxis ist bei einem Hacking-Skandal in den USA aufgeflogen. Kunden sollten sich den Einkauf mit Plastikgeld im Supermarkt zweimal überlegen – und wieder auf Bargeld umsteigen.
29.12.2013 01:33
Lesezeit: 2 min

Wie immer bei handfesten Skandalen kommt die ganze Wahrheit nur scheibchenweise ans Licht. So geschehen bei einer massiven Hacker-Attacke auf die US-Supermarktkette Target. 40 Millionen Karten waren gehackt worden.

Nun räumt der Konzern ein, dass das eigentlich Undenkbare geschehen ist: In einem Statement teilte Target mit, dass die Hacker auch die PIN-Nummern der Kunden gestohlen haben. Damit wären die Diebe in der Lage, die Plastik-Karten der Kunden beliebig zu verwenden – und auch Geld mit ihnen am Bankomat abzuheben, berichtet die FT.

Zunächst hatte Target nur zugegeben, dass der CVC-Code der Kunden gestohlen wurde. Auch das ist sehr unangenehm: In Kombination mit der Kartennummer können Diebe mit dem CVC-Code im Internet beliebig einkaufen gehen.

Target sagt nun in einer Mitteilung an die Kunden, dass die „Untersuchung ergeben hat, streng verschlüsselte PIN-Daten von unserem System im Zuge des Einbruchs entfernt wurden“. Target versucht seine Kunden zu beruhigen, indem das Unternehmen behauptet, die Verschlüsselung sei dreifach, entspreche den US-Standards und werde von Target niemals verwendet.

In der Pressemeldung zeigte sich Target schon deutlich weicher: „Wir bleiben zuversichtlich, dass die PIN-Nummern sicher und geschützt sind.“

„Zuversichtlich“? Das klingt nach sehr viel Unsicherheit auf Seiten des Unternehmens, das offenbar bemüht ist, den Skandal so lange wie möglich unter der Decke zu halten.

Doch diese Aussage wirft gravierende Fragen auf, die sich vermutlich kaum ein Supermarkt-Kunde jemals gestellt hat: Offenkundig hat Target die PIN-Daten gespeichert. Wozu? Ist es gängige Praxis bei Supermärkten und anderen Einzelhändlern, die Daten zu speichern? Wie ist das bei Online-Händlern? Warum werden die PIN-Daten nicht sofort gelöscht?

Wie sieht es konkret in Deutschland aus? Speichern auch hier die Supermärkte alle Daten, CVC und PIN, von Bank- und Kredit-Karten? Warum – und mit welchen Sicherheitsvorkehrungen?

John Kindervag von Forrester Research sagte der FT, dass die Verschlüsselung einem Hacking eigentlich standhalten solle. Doch auch er frage sich, warum Target diese Daten gespeichert hat. Und ganz so sicher scheint sich der Experte auch nicht zu sein. Kindervag: „Wenn Sie Ihre Bankkarte bei Target verwendet haben, ist es vermutlich eine gute Idee, die PIN-Nummer zu ändern.“

Das klingt nach hohem Risiko. Die FT beruft sich auf einen Banker, der die Darstellung des Unternehmens bezweifelt. Es bestehe ein Risiko, dassdie Verschlüsselung geknackt und Geld von den Konten der Karteninhaber abgehoben wurde.

Die amerikanischen Banken hatten, nachdem das Hacking aufgeflogen war, die Limits der Karten heruntergesetzt.

Für Kunden sollte der Vorfall eine Frühwarnung sein: Selbstverständlich werden alle nicht betroffenen Unternehmen sagen, dass solch ein Vorfall bei ihnen absolut unmöglich sei.

Doch wer Pressemitteilungen von Unternehmen und Banken skeptisch gegenübersteht und auf Nummer Sicher gehen will, der sollte auf Bargeld beim Einkauf umsteigen.

Das ist immer noch die sicherste Methode, um sich vor bösen Überraschungen zu schützen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik US-Zölle als Wirtschaftskrieg: Trump zielt auf Europas Wohlstand
15.07.2025

Mit 30-Prozent-Zöllen will Donald Trump die europäische Wirtschaft in die Knie zwingen – und trifft damit ausgerechnet die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas seltene Chance: Schwedisches Metallvorkommen soll Abhängigkeit von China brechen
15.07.2025

In Schwedens Norden liegt Europas größte Hoffnung auf Rohstoffsouveränität. Doch der Fund der Seltenen Erden birgt Zielkonflikte,...

DWN
Immobilien
Immobilien Grunderwerbsteuer sparen: So zahlen Käufer weniger beim Immobilienkauf
15.07.2025

Der Kauf einer Immobilie wird schnell teurer als geplant – oft durch hohe Nebenkosten. Besonders die Grunderwerbsteuer kann kräftig...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Zuckerberg kündigt Mega-Rechenzentren an
15.07.2025

Mark Zuckerberg treibt den KI-Wettlauf in eine neue Dimension. Der Meta-Chef kündigt gigantische Rechenzentren an und will dabei selbst...

DWN
Politik
Politik Jetzt unterstützt Trump die Ukraine: Ist das die Wende?
15.07.2025

Donald Trump vollzieht die Wende: Plötzlich verspricht er der Ukraine modernste Waffen – auf Europas Kosten. Russland droht er mit...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche fahren wieder mehr Auto
15.07.2025

Deutschland erlebt eine Kehrtwende beim Autofahren: Nach Jahren des Rückgangs steigen die gefahrenen Kilometer wieder – obwohl einzelne...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldverbot 2025: Panikmache oder reale Gefahr für Ihr Gold?
15.07.2025

Mehrere Goldhändler warnen vor einem staatlichen Zugriff auf Barren und Krügerrands – Millionen Anleger fürchten um ihre Ersparnisse....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle sollen bleiben – weil er sie als Erfolg verbucht
15.07.2025

Donald Trump sieht seine Zollpolitik als Erfolg – und will sie verschärfen. Was der transatlantische Handelskrieg für Europa,...