Politik

Trotz hoher Schulden: Fiat übernimmt Chrysler komplett

Der hoch verschuldete Fiat-Konzern versucht die Flucht nach vorne und übernimmt die restlichen Anteile von Chrysler. Ob die nun beschworene vollständige Integration gelingen wird, ist zweifelhaft. Der Druck auf die italienischen Werke wird jedenfalls stärker werden - wegen des globalen Lohn-Dumpings.
01.01.2014 23:16
Lesezeit: 1 min

Der italienische Autobauer Fiat übernimmt seine US-Tochter Chrysler komplett. Mit der vollständigen Verschmelzung will der Turiner Konzern zum siebtgrößten Autobauer der Welt aufsteigen. Der gewerkschaftsnahe Pensionsfonds Veba erhält für seinen Anteil von 41,5 Prozent an Chrysler 3,65 Milliarden Dollar in bar, wie Fiat am Mittwoch mitteilte. Zudem zahle Fiat dem Fonds nach der Übernahme noch weitere 700 Millionen Dollar in vier Jahrestranchen. Die Transaktion solle bis zum 20. Januar abgeschlossen werden. Fiat benötigt nach eigenen Angaben keine Kapitalerhöhung, um den Kauf zu stemmen.

Fiat hat lange an seinen Cash-Reserven festgehalten, um den Deal zu stemmen. Insgesamt ist der italienische Autobauer hoch verschuldet und galt bisher als unattraktiv für Investoren, weil die Wachstumszahlen verheerend waren.

Nun will Fiat den Märkten beweisen, dass das Unternehmen mit der vollen Integration zu einem Global Player werden kann. Automobil-Experten sind skeptisch: Die Integration von Automarken auf globale Ebene ist noch kaum jemals ohne größere Verwerfungen gelungen. Zuletzten hatte die Daimler-Manager Milliarden bei der Übernahmen von Chrysler verbrannt.

Fiat-Manager Sergio Marchionne sagte, dass das Unternehmen mit den Zusammenschluss zu einem globalen Spieler in der Autoindustrie aufsteigen werde. Die Autobauer teilen sich Technologie, das Händlernetz, den Einkauf und das Management.

Aktuell verkauft Fiat Chrysler-Autos in Europa, indem auf die US-Autos die Marke Lancia geklebt wird. Das könnte auf Dauer dazu führen, dass traditionelle Lancia-Käufer abwandern - sie hatten bisher italienische Exklusivität gesucht und keine amerikanischen Billig-Modelle.

Marchionne erhält mit der Übernahme mehr Druckmittel gegen die italienischen Gewerkschaften: Er kann mit einer Verlagerung der Produktion in die USA drohen und auf diesem Weg die Löhne in Italien drücken.

Mit dem Schritt beenden Fiat und Veba einen langen Streit um den Wert des Chrysler-Anteils. Veba verlangte für seine Beteiligung nach Insider-Informationen fünf Milliarden Dollar. Analysten schätzten das Paket dagegen nur auf rund vier Milliarden Dollar. Fiat war 2009 nach der von der US-Regierung abgesicherten Insolvenz bei dem Detroiter Traditionsunternehmen eingestiegen und hatte seine Beteiligung nach und nach auf 58,5 Prozent aufgestockt. Fiat hatte Veba nur 2 Milliarden Dollar für das Aktienpaket geboten

Chrysler befand sich zuletzt im Aufwind. Im dritten Quartal 2013 stieg der Gewinn um 22 Prozent auf 464 Millionen Dollar, der Umsatz um fast 14 Prozent auf 17,6 Milliarden Dollar. Damit wird die Tochter immer wichtiger für den Fiat-Konzern, der wegen der Euro-Krise auf dem Heimatmarkt zu kämpfen hat.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...