Gemischtes

Industrielle Schweinezucht: Fleisch, das krank macht

Der massive Einsatz von Hormonen führt zu gesundheitlichen Schäden bei den Konsumenten. Durch die Nahrungsmittel-Kette gelangen Stoffe in den menschlichen Organismus, deren Folgen nicht abzuschätzen sind. Nahrungsmittel-Experten fordern eine radikale Wende.
08.01.2014 00:21
Lesezeit: 1 min

Durch den gezielten Einsatz von Sexualhormonen wird die Schweinezucht effizient gemacht. Die Geschlechtsreife tritt früher ein, die Weibchen können schneller befruchtet werden, die Wurfquote pro Sau erhöht sich. Das mit der Gülle ins Abwasser gelangte Östrogen kann für den Menschen schwere gesundheitlich Folgen haben, etwa Unfruchtbarkeit bei Männern.

In der Schweinzucht eingesetzte Hormonpräparate schalten den Sexualzyklus der Tiere gleich. Ferkel werden in unnatürlich hoher Anzahl geboren, kürzer gesäugt und schneller zur Geschlechtsreife gebracht.

Mit der Gülle gelangen die Hormone in Boden und Gewässer – und in weiterer Folge in die Trinkwasserressourcen. Die Sexualhormone gelangen so auch in den menschlichen Körper, schwere gesundheitliche Folgen drohen. Das ergaben zwei Studien des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Der geringere Arbeitsaufwand und die höhere Effizienz haben ihren Preis für Tier und Mensch. Es brauche eine Kehrtwende in der Agrarpolitik. „Weg von Massentierhaltung und weg von der Subventionierung einer Agrarindustrie, die Tiere zu Gebärmaschinen macht“, so der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger in Richtung Bundesagrarminister Hans-Peter Friedrich.

„Die Nutzungsdauer der heutigen Sauen ist recht kurz … Die Sauen werden im Mittel keine zwei Jahre genutzt (nur 4,5 –  5,0 Würfe), d. h. sie werden keine drei Jahre alt. Dementsprechend hoch sind die Raten für die notwendige Bestandsergänzung durch Jungsauen (Remontierung). Die Remontierungsraten sind in Ostdeutschland mit ca. 50 – 60 % der Sauen im Jahr höher als in Westdeutschland mit ca. 40 – 47 %“, so die Studie „Zum Einsatz von Hormonen in der intensiven Sauenhaltung“.

Die massive Medikamentenabgabe an gesunde Tiere widerspreche dem Arzneimittelgesetz, so der BUND. Hormontherapien sind eigentlich für die Behandlung von Krankheiten in der Zucht gedacht.

Die Hormone gelangen über Trinkwasserressourcen in den menschlichen Organismus. Mit erheblichen Folgen für die Gesundheit.

„Störungen bei der Organentwicklung, der Verringerung der männlichen Fruchtbarkeit und dem vermehrten Auftreten bestimmter Krebsformen“, so die Studie „Mögliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit durch Einträge von Hormonen in die Umwelt“. Diese sind vor allem Brustkrebs, Hoden- und Prostatakrebs.

Weitere mögliche Folgen der Hormone sind Vorverlagerung des weiblichen Pubertätsbeginn, Verminderung der Spermienqualität, genitale Fehlbildungen und Übergewicht.

Ein Umdenken der Politik, wie es der BUND fordert, ist nicht absehbar: Die Agrarindustrie und ihre Förderpolitik wird durch die EU noch gestärkt (mehr hier). Bauern müssen ihre Felder vor Spekulanten schützen (hier), die Umwelt wird durch den massiven Einsatz von Pestiziden nachhaltig gestört (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Sondervermögen Infrastruktur: Wo gehen die 500 Milliarden Euro hin?
24.06.2025

Deutschland hat Infrastrukturprobleme. Das geplante Sondervermögen Infrastruktur in Höhe von 500 Mrd. Euro soll in den nächsten zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Misserfolg bei Putins Wirtschaftsforum in St. Petersburg: Die marode Kriegswirtschaft interessiert kaum jemanden
23.06.2025

Das Wirtschaftsforum in St. Petersburg sollte Russlands wirtschaftliche Stärke demonstrieren. Stattdessen offenbarte es die dramatische...

DWN
Politik
Politik Zwangslizenzen: EU hebelt den Patentschutz im Namen der Sicherheit aus
23.06.2025

Die EU will künftig zentral über die Vergabe von Zwangslizenzen entscheiden – ein tiefer Eingriff in das Patentrecht, der die...

DWN
Technologie
Technologie Umfrage: Zwei Drittel für europäischen Atom-Schutzschirm
23.06.2025

Eine Forsa-Umfrage zeigt, dass eine deutliche Mehrheit der Deutschen den Aufbau eines europäischen nuklearen Schutzschildes befürworten....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Internationale Anleger kehren der Wall Street den Rücken
23.06.2025

Ölpreise steigen, geopolitische Risiken nehmen zu – und Europas Aktienmärkte wirken plötzlich attraktiv. Während die US-Börsen ins...

DWN
Politik
Politik Personalmangel im öffentlichen Dienst - DGB fordert mehr Personal
23.06.2025

Milliardeninvestitionen sollen in Deutschland die Konjunktur ankurbeln. Doch Personalmangel in Behörden könnte den ehrgeizigen Plänen...

DWN
Politik
Politik Iran-Israel-Krieg: Internet überflutet mit Desinformation
23.06.2025

Falsche Videos, manipulierte Bilder, inszenierte Explosionen: Der Konflikt zwischen Iran und Israel spielt sich längst auch im Netz ab –...

DWN
Politik
Politik Aus Angst vor Trump: China lässt den Iran im Stich
23.06.2025

Chinas harsche Kritik an den US-Angriffen auf Iran täuscht über Pekings wahres Kalkül hinweg. Im Hintergrund geht es um knallharte...