Finanzen

JPMorgan zahlt wegen Madoff zwei Milliarden Dollar Strafe

Mit einem mehr als zwei Milliarden Dollar schweren Vergleich beendet JPMorgan den Rechtsstreit um Finanzbetrüger Bernard Madoff. JPMorgan hatte bei Madoffs Schneeballsystem zwar Verdacht geschöpft, ihn aber bei den Behörden nicht gemeldet.
08.01.2014 11:02
Lesezeit: 2 min

Mit einem über Jahrzehnte betriebenen Schneeballsystem prellte Madoff Tausende Anleger um viele Milliarden Dollar. Die Vergleichssumme von zwei Milliarden Dollar gilt als die größte derartige Strafe, die eine Bank bisher wegen Verstößen gegen Geldwäsche-Gesetze zahlen musste. Die US-Bank zahlt nach Angaben des US-Justizministeriums allein 1,7 Milliarden Dollar an die Opfer ihres ehemaligen Kunden.

JPMorgan räumte bei in der am Dienstag verkündeten Einigung ein, bei Madoff zwar Verdacht geschöpft, in den USA aber nicht Alarm geschlagen zu haben. Madoff flog Ende 2008 auf und wurde im Jahr darauf zu 150 Jahren Gefängnis verurteilt.

Madoff nutzte für seine dubiosen Geschäfte rund 20 Jahre lang JPMorgan. Mitarbeiter in mehreren Abteilungen der größten US-Bank äußerten Zweifel an dessen Finanzgebaren und den Gewinnen seines Hedgefonds. Gemeldet wurde den US-Behörden aber nichts, bis Madoff schließlich verhaftet wurde. JPMorgan wird deshalb vorgeworfen, bei Madoffs Geschäften weggesehen zu haben - um mehr Gebühren und Provisionen zu kassieren.

Madoffs ehemalige Hausbank gab im Zuge des Vergleichs zu, gegen eine ganze Reihe von Regeln zum Schutz vor Geldwäsche verstoßen zu haben. Zugleich betonte ein Sprecher, JPMorgan Chase gehe nicht davon aus, dass irgendein Mitarbeiter Madoff wissentlich bei seinem Betrug unterstützt habe. Das Institut kündigte zudem an, seine Kontrollen künftig zu verbessern. Wie dies konkret geschehen soll, wird in dem Vergleich jedoch nicht festgelegt.

Zusätzlich zu der mit dem Justizministerium vereinbarten Zahlung zahlt JPMorgan weitere 350 Millionen Dollar für einen Vergleich mit der Aufsichtsbehörde OCC. Außerdem beendet das Institut zwei zivilrechtliche Klagen ebenfalls mit einem Vergleich: Gerichtsunterlagen zufolge werden für eine Sammelklage 218 Millionen Dollar fällig und für Forderungen des Opfer-Treuhänders Irving Picard weitere 325 Millionen Dollar. Das Geldhaus übernimmt demnach auch Gerichtskosten und Auslagen für weitere 18 Millionen Dollar. Diese Vergleiche muss aber noch ein Richter genehmigen.

Der Madoff-Fall schlägt bei JPMorgan nach einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC auf das vierte Quartal durch. Demnach verringern die Vergleiche den Nettogewinn um insgesamt rund 850 Millionen Dollar. Zudem will das Institut im selben Zeitraum 400 Millionen Dollar zusätzlich für Rechtstreitigkeiten zurücklegen.

Bank-Chef Jamie Dimon hat mit seinem Institut an diversen Fronten Ärger mit den Behörden. Mit dem Madoff-Fall entledigt er sich nur einer von zahlreichen Untersuchungen in den USA. Gegen JPMorgan laufen noch eine Vielzahl an Verfahren und Ermittlungen, unter anderem wegen der angeblichen Manipulation des Referenzzinssatzes Libor und der Einstellung von Kindern von Regierungsbeamten in China.

Erst im November einigte sich die Bank mit den US-Behörden in einem weiteren Fall auf einen Rekordvergleich von 13 Milliarden Dollar. Dabei ging es um Hypotheken, die das Institut vor der Finanzkrise in Wertpapieren bündelte und an Investoren verkaufte. Nach dem Ende des US-Immobilienbooms wurden viele Papiere praktisch wertlos. JPMorgan wird vorgeworfen, Anleger hinters Licht geführt zu haben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland bleibt widerstandsfähig: Warum die russische Wirtschaft trotz Krieg nicht zusammenbricht
04.09.2025

Trotz Sanktionen, Kriegsausgaben und Bankenproblemen bleibt die russische Wirtschaft widerstandsfähig. Warum ein Zusammenbruch ausbleibt...

DWN
Finanzen
Finanzen Experten raten: Verkauf der Novo Nordisk-Aktie kann sinnvoll sein
04.09.2025

Die Novo Nordisk-Aktie gilt als Favorit vieler Anleger. Doch Experten zeigen, warum selbst ein Verkauf mit Verlust zum steuerlichen Vorteil...

DWN
Politik
Politik Vertrauen in den Staat auf Tiefstwert: Mehrheit der Bürger hält den Staat für überfordert
04.09.2025

Wie blicken die Bundesbürger auf den Staatsapparat? Neuste Zahlen geben Aufschluss: Drei von vier Bundesbürgern halten den Staat für...

DWN
Technologie
Technologie Elektromobilität: Europas Batterieproduktion droht uneinholbarer Rückstand
04.09.2025

Noch vor zehn Jahren war Europas Autoindustrie technologisch in der Weltspitze. Doch der von China angeführte Umstieg auf die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Frankreich-Schulden: Frankreichs Verschuldung ist außer Kontrolle - Muss der IWF eingreifen?
04.09.2025

Die Frankreich-Schulden treiben das Land in eine politische und finanzielle Krise. Investoren zweifeln an der Stabilität, und die Eurozone...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindersparen statt Konsum: So sichern Sie die Zukunft Ihres Erstklässlers
04.09.2025

Der erste Schultag ist nicht nur emotional ein Meilenstein – er sollte auch ein finanzieller Wendepunkt sein. Experten erklären, warum...

DWN
Panorama
Panorama Pharmaindustrie: Marktstart für Alzheimer-Mittel Lecanemab in Deutschland
04.09.2025

Ab ersten September ist erstmals ein Alzheimer-Medikament erhältlich, das den Krankheitsverlauf verlangsamen kann. Lecanemab soll bei...

DWN
Politik
Politik Justiz überfordert: Unerledigte Verfahren oder Einstellungen bei Staatsanwaltschaften auf Rekordhoch!
04.09.2025

Die Staatsanwaltschaften kommen kaum noch hinterher. Die Aktenberge wachsen und wachsen: Zum Jahresende 2024 gab es einen traurigen...