Finanzen

BaFin kritisiert zu hohe Banker-Boni

Bei elf der 15 geprüften Banken gab es 2012 Bonus-Zahlungen, die höher waren als das Grundgehalt. Dies widerspricht den seit Januar geltenden EU-Regeln. Die Finanzaufsicht BaFin kritisiert, dass die Banken die Boni-Beschränkungen umgehen, indem sie Risikoträger nicht als solche führen.
13.01.2014 17:48
Lesezeit: 2 min

Aktuell:

Stuttgart-21-Gegner erstatten Strafanzeige gegen Pofalla

Die Finanzaufsicht BaFin gibt vielen deutschen Großbanken schlechte Noten für den Umgang mit ihren Boni. Viele Institute nähmen die Beschränkungen für ihre Top-Mitarbeiter offenbar nicht richtig ernst, sagte der oberste Bankenaufseher der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Raimund Röseler, am Montag in Bonn.

Nur bei vier von 15 Banken, die die BaFin im vergangenen Jahr unter die Lupe genommen hat, erreichten die Boni maximal die Höhe des Grundgehalts - wie es seit Jahresbeginn EU-weit vorgeschrieben ist. Sieben weitere bräuchten für die versprochenen Boni die Zustimmung ihrer Eigentümer, weil sie in der Spitze das Doppelte der Fixgehälter erreichten. Die übrigen geben ihren Bankern noch höhere Boni.

„Wir sind mit keiner Bank vollständig zufrieden“, sagte Röseler. „Keine war gut, viele waren schlecht.“ In Schulnoten ausgedrückt lägen die Bewertungen zwischen „Befriedigend“ und „Ungenügend“. Oft passten die Boni nicht zu den für die ganze Bank vorgegebenen Zielen. Die Institute reagierten oft nur auf Druck der Aufseher.

Viele mogeln sich um die Boni-Beschränkungen herum, indem sie selbst Manager an Schlüsselstellen nicht als „Risikoträger“ definieren, für die die Obergrenzen gelten. 87 Bankmitarbeiter in Deutschland erhielten 2012 Millionengehälter, nur 40 davon wurden als Risikoträger gemeldet.

„Für mich ist schleierhaft, dass einer eine Million verdient und keinen wesentlichen Einfluss auf die Risikosituation der Bank hat“, sagte Röseler. Angestellte deutscher Geldhäuser im Ausland - also etwa die Investmentbanker der Deutschen Bank in London - sind in dieser Rechnung noch gar nicht berücksichtigt. Ausländische Banken eingeschlossen, hat die EBA in Deutschland 211 Einkommens-Millionäre ausgemacht - in London sind es mehr als zehn Mal so viele.

Künftig sollen die Beschränkungen daher für alle Banker in Deutschland gelten, unabhängig von ihrer Funktion, wie Röseler sagte. Mit den verschärften Regeln wollen die Aufseher verhindern, dass die Banker weiterhin zu hohe Risiken eingehen, ohne sich über deren langfristigen Folgen Gedanken zu machen. „Falsche Anreize durch falsche Vergütungsstrukturen waren einer der wesentlichen Auslöser der Finanzkrise“, sagte Röseler.

Mit den neuen Vorschriften sollen die Banken sicherer werden. „Ich kann mir vorstellen, dass in manchen Feldern das Gehaltsniveau sinkt“, sagte der Bankenaufseher. In London versuchen mehrere Investmentbanken die Regeln zu umgehen, indem sie etwa Mietzuschüsse oder andere Sonderzulagen zahlen. Röseler sagte, er halte das für unzulässig.

Zu einzelnen Instituten äußerte sich Röseler nicht. Nach einem Bericht der WirtschaftsWoche hat die Aufsichtsbehörde unter anderem das Vergütungssystem der Deutschen Bank gerügt. Die Boni der Spitzenmanager seien zu hoch und animierten vor allem die Investmentbanker zu risikoreichen Geschäften.

Nicht nur die Großbanken übertrieben, so die BaFin. „Wir haben besonders gravierende Mängel auch bei Banken gefunden, bei denen wir das nicht erwartet hätten“, sagte Röseler.

Weitere Themen

Investor Bell: „Der weltweite Kampf um Lebensmittel hat begonnen“

Boehringer: Wir fordern Transparenz über das deutsche Gold

Fachmagazin kürt Draghi zum „Notenbanker des Jahres“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

 

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand gibt auf: Negativrekord an Insolvenzen und kurzfristiger Betriebsschließungen
10.03.2025

So viele mittelständische Betriebe wie noch nie gehen pleite oder erwägen eine Geschäftsaufgabe: Laut einer KfW-Studie stehen mehr als...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland wartet auf Aufschwung, erster Hoffnungsschimmer im Maschinenbau
10.03.2025

Die Exportnation Deutschland wartet weiter auf den Aufschwung. Etwas Hoffnung machen eine überraschend starke Industrieproduktion und...

DWN
Finanzen
Finanzen EU-Deregulierung: Gefahr für Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit
10.03.2025

Der Wind der Deregulierung bläst über den Atlantik und erfasst die Europäische Union. Die macht es Amerika gleich und startet ihren...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Volkswagen in der Krise – Wie der Autoriese eine ganze Stadt ins Wanken bringt
10.03.2025

Von Dieselskandal bis E-Auto-Desaster: Der Niedergang eines deutschen Industriegiganten gefährdet eine ganze Stadt.

DWN
Politik
Politik Ukraine kann laut Trump nun doch wieder auf US-Geheimdienstinformationen hoffen
10.03.2025

Nach einem vorübergehenden Stopp von US-Militärhilfen, kann die Ukraine im Verteidigungskrieg gegen Russland nun wieder darauf hoffen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Warnstreiks an 13 deutschen Flughäfen legen Flugverkehr lahm
10.03.2025

Tausende Flugreisende müssen tapfer sein: Wegen eines Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi fallen an diesem Montag viele Flüge aus....

DWN
Politik
Politik Trudeau-Nachfolger: Mark Carney soll Kanada führen
10.03.2025

Der ehemalige Zentralbankchef Mark Carney wird neuer Vorsitzender der Liberalen Partei in Kanada. Das ergab eine Abstimmung unter...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schuldenbremse Wählerbetrug: 500 Milliarden Sonderschulden mit alten Bundestag - Das Ergebnis von CDU und SPD
10.03.2025

Die Wirtschaft sieht für die CDU einen klaren Auftrag für Umsetzung dringende Wirtschaftsreformen. Doch die SPD und auch die Grünen und...