Mitten in der milliardenschweren Übernahme des Rivalen E-Plus verliert Telefonica Deutschland seinen Chef. Nach fünf Jahren an der Spitze lege Rene Schuster im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat den Job als Vorstandschef nieder, teilte der unter der Marke „o2“ bekannte Konzern mit. Letzter Arbeitstag des 52-jährigen Amerikaners ist schon der 31. Januar.
Gründe für den Rückzug nannte Deutschlands drittgrößter Mobilfunkanbieter nicht. Von einem Konzerninsider erfuhr Reuters am Donnerstag, dass die Entscheidung private Motive habe. An die Stelle Schusters tritt eine Doppelspitze: Seine Aufgaben werden künftig von Finanzchefin Rachel Empey und Strategievorstand Markus Haas übernommen. Anleger reagierten angesichts des plötzlichen Wechsels verunsichert, die im Technologieindex TecDax gelistete Aktie fiel um zwei Prozent.
Mit dem Rückzug Schusters schrumpft die Vorstandsetage von Telefonica Deutschland auf zwei Positionen. Auf die Frage, ob die Konstellation auf Dauer beibehalten werde, wollte ein Konzernsprecher nicht antworten. Zuletzt war es für die Tochter des spanischen Telefonica-Konzerns operativ nicht gut gelaufen: Das Unternehmen musste eine Werbeoffensive um neue Kunden teuer bezahlen. Das Betriebsergebnis brach im dritten Quartal um 14 Prozent auf 292 Millionen Euro ein. Dafür nahm die Zahl der Handynutzer in dem Zeitraum um 165.000 auf 19,58 Millionen zu.
Der Abschied des ehemaligen Vodafone-Managers Schuster kommt für das Unternehmen auch noch aus anderen Gründen zur Unzeit: Derzeit feilscht Telefonica mit den EU-Kartellwächtern um eine Zustimmung für den Kauf des Konkurrenten E-Plus. Die Brüsseler Kommission fürchtet, dass der Wettbewerb auf dem deutschen Mobilfunkmarkt abnehmen könnte, da E-Plus und Telefonica zusammen weniger Grund hätten, mit günstigen Preisen auf Kundenfang zu gehen.
Vom Erfolg der 8,6 Milliarden Euro schweren Übernahme hängt viel ab. In Deutschland würden durch den Zusammenschluss der Nummer drei und vier in puncto Kundenzahl ein Marktführer entstehen. Auch die gesamte Branche wartet gespannt: Ein Okay aus Brüssel für eine der größten Telekom-Übernahmen der letzten zehn Jahre könnte der Startschuss für eine große Konsolidierungswelle unter zahlreichen Netzbetreibern in Europa sein. Analysten zufolge macht der US-Riese AT&T seinen Vorstoß nach Europa vom Ausgang des Fusionskontrollverfahrens abhängig.