Finanzen

Commerzbank: Boni an Banker übersteigen Jahres-Gewinn

Die Commerzbank schüttet für das Jahr 2013 mehr Boni an ihre Banker aus, als sie mit ihren Geschäften verdient. Die Bonuszahlungen übersteigen den Gewinn um das Dreifache. Deutschland ist Mehrheitseigner der Bank. Die britischen Banken zahlen noch höhere Boni aus.
11.02.2014 00:10
Lesezeit: 2 min

Im Juli 2010 und April 2013 wollte das EU-Parlament die Boni-Ausschüttungen an die Banker deckeln. Mit „überwältigender Mehrheit stimmte das Parlament über eine Vorgabe ab, die die Bonuszahlungen begrenzt und an das Grundgehalt koppelt“, hieß es noch im Jahr 2010.

„EU deckelt Banker-Boni“, hieß es drei Jahre später. Das EU-Parlament hatte beschlossen, Boni für Banker dürften als Basis nur noch maximal 50 Prozent von deren Gehalt ausmachen.

Diese EU-Gesetze erweisen sich inzwischen als reine Makulatur.

Durch neue Zusatzvereinbarungen in den Arbeitsverträgen wird die Deckelung aufgehoben. „Die Banken umgehen die Bonusbegrenzung einfach“, sagt Mark Boleat, der Direktor der City of London Corporation, der FAZ.

In Deutschland sehen es die Banker offenbar ähnlich. Mitte Januar dieses Jahres kritisierte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Bonuszahlungen der deutschen Banken. Die Kritik der BaFin dürfte die Banker kalt lassen, mehr dazu hier.

Die Commerzbank schüttet für das Jahr 2013 mehr Boni an ihre Banker aus, als sie mit ihren Geschäften verdient. Im Ergebnis sollen die Boni das Dreifache des Gewinns der Bank übersteigen. Mit der Materie vertraute Fachleute gehen davon aus, dass der dass der Gewinn für 2013 bei etwa 77 Millionen Euro lag.

„Die Kontrolle durch die Eigentümer versagt bei der Commerzbank, wenn mit 300 Millionen Euro etwa das Zehnfache an Boni ausgeschüttet wird im Vergleich zum erwarteten Jahresüberschuss von 31 Millionen Euro. Wenn sich private Aktionäre das gefallen lassen, muss das die Politik nicht interessieren. Doch bei der Commerzbank geht uns das alle etwas an, denn der Staat ist Mehrheitseigner. So bereichern sich die Manager der Bank mit ihren Ansprüchen hier indirekt auf Kosten der Steuerzahler, für die das Engagement bei der Commerzbank seit Jahren ein riesiges Verlustgeschäft ist. Die Bundesregierung muss hier ihre Eigentümerinteressen im Sinne der Steuerzahler vertreten und für eine Korrektur sorgen,“ so Gerhard Schick, Abgeordneter der Grünen im Bundestag.

Die Bank wurde während der Krise 2008 mit 5,1 Milliarden Euro von der SoFFin – und damit von den Steuerzahlern – gestützt.

Die Commerzbank wird ihren Bankern für das Jahr 2013 mehr als 300 Millionen Euro auszahlen, dafür seien Rückstellungen gebildet worden, meldete das Handelsblatt.

Die Anteilseigner (Aktionäre) sehen seit Jahren keine Dividendenausschüttungen und gehen damit leer aus. Damit auch der Bund, der an der Commerzbank mit 17 Prozent beteiligt ist.

In der „City“ of London, Europas größtem Bankenplatz, fallen die Boni allerdings noch weit großzügiger aus.

So wird berichtet, dass große Banken in Umgehung der EU-Regeln Zulagen gewährt werden, die nicht als „Boni“ deklariert sind und monatlich bewilligt werden. Damit wird dem EU-Gesetz gewissermaßen auf biegsame Art und Weise Genüge getan. Unter dem Strich sind es hohe und im Sinne der EU-Verordnung nicht zu beanstandende quasi Extra-Zahlungen.

Dennoch fließen weiterhin auch „direkte“ Bonuszahlungen an die Banker in der „City“.

Investmentbanker und Händler von US-Banken, die in London arbeiten, werden für 2013 höhere Boni erhalten als in 2012. Mehr als die Hälfte der Investmentbanker und Händler bei US-Finanzinstituten in London werden für das abgelaufene Jahr 2013 voraussichtlich höhere Bonuszahlungen als im Vorjahr erhalten.

Vor kurzem noch hatte der Chef-Manager Anthony Jenkins der britische Großbank Barclays laut Bericht der FT auf einen Bonus für 2013 in Höhe von 2,7 Millionen britische Pfund verzichtet.

Doch nun stellt sich heraus: Barclays wird einen üppigen Bonus-Topf von 2 Milliarden englischen Pfund für seine Banker bereitstellen, obwohl Jenkins Zurückhaltung für Boni-Zahlungen ankündigte.

Seit dem Krisenjahr 2008 hat die „City“ geschätzte 67 Milliarden Pfund an ihre Banker ausgeschüttet, meldet der britische Guardian. Ende 2014 werden sich die Boni-Zahlungen in Großbritannien auf geschätzte 80 Milliarden Pfund belaufen.

Der britische „Robin-Hood“-Steuerzahlerbund (ähnlich wie der deutsche Bund des Steuerzahler), der die Zahlen errechnet hat, sagt: „Das Level dieser Boni im staatlich geförderten Finanzsektor ist ein nationaler Skandal. Die Bürger müssen mit Sparmaßnahmen zurechtkommen, während die „City“ unbekümmert im Überfluss lebt“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Firmen verstärken Investitionen in Mittel- und Osteuropa
05.02.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass immer mehr deutsche Unternehmen überlegen, ihre Produktion nach Mittel- und Osteuropa zu verlagern....

DWN
Politik
Politik Heizungsgesetz: CDU will es abschaffen – was wären die Folgen?
05.02.2025

Heizungsgesetz CDU? Was viele nicht wissen: Das heiß diskutierte und viel gehasste „Heizungsgesetz“ stammt ursprünglich von der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China kündigt Gegenmaßnahmen auf US-Zölle an - so könnte die EU reagieren
04.02.2025

Während Mexiko und Kanada mit US-Präsident Donald Trump eine Vereinbarung zur vorübergehenden Aussetzung von Zöllen erzielten, kam es...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Spotify: Musikstreaming-Anbieter legt starke Zahlen vor - Aktie im Aufwind
04.02.2025

Spotify hat für das vierte Quartal im letzten Jahr starke Zahlen vorgelegt und kann immer mehr Nutzer von seinem Angebot überzeugen -...

DWN
Immobilien
Immobilien Anmeldung einer Wohnung: Die Krux des Meldewesens und wie Vermieter am Immobilienmarkt herumtricksen
04.02.2025

Es gibt eine neue Initiative namens „Anmeldung für alle“, die das polizeiliche Meldewesen als letzte Hürde des ungebremsten Zuzugs,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rheinmetall-Aktie nach Großauftrag mit Auf und Ab an der Börse
04.02.2025

Die Bundeswehr beschert dem Rüstungskonzern Rheinmetall einen Großauftrag in Milliardenhöhe. An der Börse ist mächtig Bewegung drin....

DWN
Politik
Politik Erste Wahlumfragen nach Migrationsdebatte: So schneidet die CDU/CSU ab
04.02.2025

Die CDU/CSU ist mit der gemeinsamen Abstimmung mit der AfD im Bundestag hohes Risiko gefahren. Doch wie macht sich das in der Wählergunst...

DWN
Finanzen
Finanzen Wall-Street-Analyse: Börsenprofis ziehen Parallelen zum Platzen der Dotcom-Blase
04.02.2025

Das effizientere KI-Modell des chinesischen Start-ups DeepSeek hat vergangene Woche hoch bewertete KI- und Technologieaktien erschüttert....