Politik

EU-Parlamentarier werfen Martin Schulz Amtsmissbrauch vor

Im EU-Parlament wächst der Widerstand gegen den SPD-Spitzenkandidaten Martin Schulz. Konservative und Grüne fordern, dass Schulz nicht länger Wahlkampf für seine persönliche Karriere auf Kosten des EU-Parlaments macht. Auch aus den eigenen Reihen kommt Kritik: Die britische Labour-Partei wird Schulz nicht unterstützen.
03.03.2014 00:08
Lesezeit: 1 min

Martin Schulz möchte Präsident der EU-Kommission werden. Am Wochenende haben ihn die sozialdemokratischen Parteien Europas zu ihrem Spitzenkandidaten gewählt. Die neuen EU-Regeln sehen vor, dass das Wahlergebnis der EU-Wahl bei der Bestellung des neuen EU-Kommissionspräsidenten zu berücksichtigen sei. Bundeskanulerin Angela Merkel hat allerdings schon erklärt, dass sie an der bewährten Methode der Bestellung des Präsidenten durch einen Hinterzimmer-Deal nichts ändern möchte. Demnach behalten sich die Regierungschefs das Recht vor, die Bürger zu überstimmen.

Doch auch innerhalb der eigenen Reihen sieht es schlecht aus für Schulz: Er hatte zwar als einziger Kandidat in Rom keine Schwierigkeiten, sich durchzusetzen. Doch die mächtige britische Labour-Partei enthielt sich der Stimme, nach Labour im Vorfeld erklärt hatte, dass sie sich nicht für Schulz als Chef der Kommission einsetzen werde. Schulz verfolge einen anderen Kurs, sagt die Labour-Führung. Schulz sei ein „Erzföderalist“, der die Vereinigten Staaten von Europa wolle – ein politisches Ziel, das Labour strikt ablehnt. Außerdem sehen Labour-Spitzen Schulz als „fiskalpolitisch verantwortungslos“, wie der Guardian berichtet.

Schulz, der das Präsidentenamt seit Monaten dazu verwendet, in eigener Sache wahlzukämpfen (hier ein denkwürdiger Auftritt im ZDF), wird nun von den anderen Parteien im EU-Parlament attackiert: Nach seiner offiziellen Nominierung forderten die konservative EVP und die europäischen Grünen Schulz auf, sein Amt als Präsident des Europa-Parlaments bis zur Wahl am 25. Mai ruhen zu lassen.

Die EVP warf dem Sozialdemokraten Amtsmissbrauch vor. „Herr Schulz hat in den vergangenen Monaten schon genug Wahlkampf für das Amt des Kommissionspräsidenten auf dem Rücken des Europäischen Parlaments gemacht“, beklagte der konservative Europa-Abgeordnete Herbert Reul. Es sei höchste Zeit, dass Schulz sein Amt als Präsident des Europa-Parlaments ruhen lasse. Die Vorsitzenden der Grünen-Fraktion, Rebecca Harms und Daniel Cohn-Bendit, forderten Schulz zu einer klaren Trennung zwischen der fraktionsübergreifenden, repräsentativen Funktion seines Amtes und seinem Wahlkampf an der Spitze einer Partei auf. Schulz sollte seine Aufgaben daher an einen Vize-Präsidenten übertragen.

Die Europäische Volkspartei (EVP) will ihren Kandidaten auf einem Kongress in der kommenden Woche in Dublin bestimmen. Als Favorit gilt der frühere luxemburgische Ministerpräsident Jean-Claude Juncker, den auch Bundeskanzlerin Angela Merkel unterstützt.

Juncker war erst kürzlich in die Kritik geraten, als ihm die Niederländer einen Hang zum Alkohol vorwarfen und das sachliche Arbeitsklima in der Euro-Gruppe seit Junckers Abgang lobten (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mærsk-Chef warnt: China übernimmt – Europa schaut zu
16.05.2025

Trotz politischer Abkopplungsversuche wächst Europas Abhängigkeit von China weiter. Mærsk-Chef Vincent Clerc warnt: Peking erobert...

DWN
Politik
Politik Rüstungsskandal bei der Nato: Verdacht auf Bestechung und Geldwäsche – Behörden ermitteln gegen Nato-Mitarbeiter
15.05.2025

Über die Nato-Beschaffungsagentur NSPA werden Waffensysteme und Munition im Milliardenwert eingekauft. Nun gibt es den Verdacht, auf...

DWN
Finanzen
Finanzen 33 Milliarden Euro weniger Steuereinnahmen: Wirtschaftskrise kommt beim Bund an - Schätzungen sehen deutlichen Rückgang
15.05.2025

Der schwarz-roten Regierung stehen bis 2029 für die Umsetzung ihrer Koalitionsversprechen 33,3 Milliarden Euro weniger zur Verfügung....

DWN
Politik
Politik Friedensverhandlungen ohne Putin, Trump und Selenskyj: Lawrow lästert über Selenskyj und schimpft auf Berlin
15.05.2025

Friedensverhandlungen in Istanbul: Der russische Außenminister Lawrow fordert, den Gesprächen eine Chance zu geben – und zieht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Nach Trump-Zöllen: Weltweit schwindet bei Investoren die Angst vor einer Rezession
15.05.2025

Investoren weltweit atmen auf: Die Angst vor einer Rezession schwindet rapide – dank einer Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lieferketten am Limit: Handelskrieg bringt globale Versorgung ins Wanken
15.05.2025

Die globale Lieferketten geraten durch den Handelskrieg zwischen den USA und China massiv unter Druck. Trotz Zollpause bleiben...

DWN
Finanzen
Finanzen Massive Erhöhung der Verteidigungsausgaben: Deutschland für höhere Militärausgaben trotz Wirtschaftskrise
15.05.2025

Verteidigungsminister Wadephul stellt sich hinter die Forderung des US-Präsidenten Trump für höhere Verteidigungsausgaben der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Externe IT-Dienstleister: So teuer ist das Auslagern wirklich
15.05.2025

In ganz Europa setzen Organisationen auf externe IT-Dienstleister – und geraten dabei zunehmend in eine Falle: Der Einkauf orientiert...