Politik

Zwei Tote: Ukraine erlaubt Soldaten auf der Krim Einsatz der Waffen

Die ukrainischen Soldaten auf der Krim dürfen sich nach Angaben des Übergangspräsidenten Alexander Turtschinow ab sofort mit Waffengewalt verteidigen, wenn ihr Leben bedroht ist. Bei der Erstürmung einer Militärbasis sind zwei Soldaten ums Leben gekommen. Die Führer in Moskau und Kiew werfen einander Nazi-Methoden vor.
19.03.2014 01:39
Lesezeit: 2 min

Auf einer Militärbasis auf der Krim sind am Dienstag Abend ein ukrainischer Soldat und ein Mitglied der prorussischen Selbstverteidigungskräfte erschossen worden. Ein Sprecher der ukrainischen Streitkräfte sagte Reuters per Telefon, "unbekannte Kräfte in voller Montur und mit maskierten Gesichtern" hätten einen Stützpunkt in Simferopol angegriffen. Der getötete Soldat sei für den Fuhrpark der Basis zuständig gewesen. Ein Mitglied der ukrainischen Streitkräfte sagte im Fernsehen, rund 20 Soldaten hätten es abgelehnt, sich zu ergeben. Ministerpräsident Jazenjuk sprach von einem Kriegsverbrechen. Das Präsidialamt gab später bekannt, den ukrainischen Soldaten sei es nun gestattet, sich mit Waffengewalt zu verteidigen. Bislang hatten die ukrainischen Truppen auf der Krim den Befehl, Gewalt zu vermeiden.

Trotz heftiger Proteste des Westens hat Russland den Anschluss der Krim besiegelt und damit den Konflikt verschärft. Präsident Wladimir Putin unterzeichnete gemeinsam mit Vertretern der Krim-Region einen Vertrag, der die bislang zur Ukraine gehörende Halbinsel zum Teil Russlands erklärt. Erstmals kam es bei Kämpfen zwischen Soldaten zu einem Todesfall: Der ukrainische Ministerpräsident Arseni Jazenjuk erklärte, die russischen Streitkräfte hätten einen Stützpunkt auf der Krim angegriffen. Die Krise sei von einer politischen in eine militärische Phase übergegangen. Ein ukrainischer Militärsprecher sagte dagegen, es sei unklar, wer angegriffen habe.

"Die Krim ist in ihren Heimathafen zurückgekehrt", verkündete Putin nach der Vertragsunterzeichnung vor einer begeisterten Menschenmenge auf dem Roten Platz unter "Russland"- und "Putin"-Rufen. In einer Rede vor beiden Kammern des Parlaments sandte der Kreml-Chef allerdings auch Entspannungssignale aus und erklärte, er strebe nicht die Abspaltung weiterer Teile der Ukraine an. Die Reaktionen des Westens auf den Anschluss der Krim fielen dennoch heftig aus: US-Vizepräsident Joe Biden sprach von einem Landraub, Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete Russlands Aufnahme der Krim als Verstoß gegen internationales Recht. Am Nachmittag telefonierte die Kanzlerin erneut mit US-Präsident Barack Obama.

Putin untermauerte in seiner Rede vor dem Parlament den russischen Anspruch auf die Krim. Das Referendum vom Sonntag habe den großen Willen der Bevölkerung dort gezeigt, mit Russland wiedervereinigt zu werden, sagte der Staatschef, dessen Rede von tosendem Applaus und Tränen der Rührung unter den Abgeordneten begleitet wurde. "In den Herzen und Köpfen der Menschen war und wird die Krim immer ein unteilbarer Bestandteil Russlands sein", heißt es auch in dem von Putin unterzeichneten Vertrag zur Eingliederung des Gebiets.

An den Westen gerichtet sagte Putin, dieser habe die Unabhängigkeit der früheren serbischen Provinz Kosovo unterstützt und verweigere jetzt den Einwohnern der Krim dieses Recht. "Man kann die gleiche Sache heute nicht Schwarz und morgen Weiß nennen." Der Präsident ging auch auf Sorgen in der Ukraine und im Westen ein, überwiegend russischsprachige Teile der Ostukraine könnten sich jetzt ebenfalls Russland anschließen. "Wir wollen keine Teilung der Ukraine, wir brauchen das nicht", sagte er.

Der Präsident bezeichnete die Regierung in Kiew als illegal und sagte, ihr gehörten "Neonazis, Russland-Feinde und Antisemiten" an. Der amtierende ukrainische Präsident Alexander Turtschinow erklärte unter Anspielung auf die deutschen Nationalsozialisten, Putin gehe "wie die Faschisten im vergangenen Jahrhundert vor, in dem er das Gebiet eines souveränen Staates annektiert". In dem Referendum am Sonntag hatten fast 97 Prozent für einen Anschluss an Russland ausgesprochen. Die EU, die USA und Japan erkennen die Volksabstimmung nicht an und verhängten neue Sanktionen gegen Russland. Der russische Außenminister Sergej Lawrow kündigte Konsequenzen an.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Greg Abel übernimmt: Der stille Stratege hinter Warren Buffetts Milliarden-Imperium
17.05.2025

Mit dem Rückzug von Warren Buffett endet eine Ära. Doch an die Stelle des legendären Investors tritt kein charismatischer Visionär,...

DWN
Panorama
Panorama In Zeiten von Trump: Bleibt das Traumziel USA für Deutsche attraktiv?
17.05.2025

Die USA galten lange als Traumziel für deutsche Urlauber. Doch politische Entwicklungen und wachsende Unsicherheit verändern das Bild....

DWN
Immobilien
Immobilien Koalitionsvertrag 2025: Das bedeutet er für Mieter, Vermieter und Immobilienbesitzer
17.05.2025

Union und SPD haben nach längerem Hin und Her den Koalitionsvertrag für die kommende Regierungsperiode unterschrieben. Was dieser zu den...

DWN
Technologie
Technologie Batteriekrieg mit China: Europa setzt auf Start-ups, Peking baut Gigafabriken
17.05.2025

Der technologische Wettlauf gegen Pekings Expansionsstrategie hat begonnen. Start-ups wie Factorial und Industriegiganten wie Mercedes...

DWN
Politik
Politik Präsidentschaftswahlen in Rumänien: Wird George Simion Trumps „Werkzeug“ in Europa?
17.05.2025

Ein Trump-Verehrer an der Spitze Rumäniens? George Simion, der Favorit für die Präsidentschaft, ist zuversichtlich, dass er die Wahl am...

DWN
Politik
Politik Bundeshaushalt: Klingbeils Kraftakt mit zwei Haushalten und einem klaren Ziel
17.05.2025

Ein Kaltstart für Finanzminister Klingbeil: Treffen in Brüssel, die Steuerschätzung, Gespräche der G7 – alles binnen zwei Wochen. Der...

DWN
Politik
Politik Elon Musk: Der stille Umbau der USA in ein Tech-Regime
17.05.2025

Nie zuvor in der modernen Geschichte der USA hat ein einzelner Unternehmer derart tief in den Staat eingegriffen. Elon Musk, offiziell ohne...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Start-up WeSort.AI: Wie künstliche Intelligenz die Mülltrennung revolutioniert
16.05.2025

Die Müllberge wachsen von Jahr zu Jahr, bis 2050 sollen es fast siebzig Prozent mehr Abfall sein. Die Brüder Johannes und Nathanael Laier...