Finanzen

Bank of England: Geld basiert nur auf Vertrauen der Bürger

Die britische Zentralbank gesteht öffentlich ein, dass Geld nur ein spezieller Schuldschein ist. Geschäftsbanken würden Geld praktisch aus dem Nichts erschaffen. Gedeckt sei es ausschließlich durch das Vertrauen der Bürger, so die Bank of England.
22.03.2014 00:08
Lesezeit: 1 min

Die Bank of England (BoE) erklärt in erstaunlich deutlichen Worten, dass die grundlegenden Annahmen der meisten Menschen über das Geldsystem völlig falsch sind. Geld sei nichts weiter als ein spezieller Schuldschein ist. Geschäftsbanken erschaffen dieses Geld praktisch aus dem Nichts. Gedeckt sei dieses Geld nur durch das Vertrauen der Bürger, so die Zentralbank.

In ihrer Analyse erklären die Ökonomen der britischen Zentralbank die moderne Geldschöpfung.

„Heutiges Geld ist eine Art spezieller Schuldschein, da jeder in der Wirtschaft darauf vertraut, dass er von anderen Menschen im Austausch für Waren und Dienstleistungen akzeptiert wird“, sagten die Ökonomen der BoE. „Es gibt drei Haupttypen des Geldes: Währung, Bankguthaben und Zentralbankreserven. Dabei handelt es sich jeweils um einen Schuldschein des einen Sektors zum anderen. Das meiste Geld in der modernen Wirtschaft existiert in Form von Bankeinlagen, die von den Geschäftsbanken selbst geschaffen werden.“

Entgegen der weit verbreiteten Meinung verleihen Banken nämlich nicht die Spareinlagen ihrer Kunden an Kreditnehmer weiter, sondern schaffen bei jeder Kreditvergabe das Geld aus dem Nichts. In Österreich haben sich einige Bürger zusammengeschlossen, um gegen diese Praktiken zu klagen. Sie behauptenn, dass jeder Kreditvergabe auf Betrug beruhe und alle Kreditnehmer dadurch „Kreditopfer“ seien (mehr hier).

„Es ist dieses fehlerhafte Verständnis, dass uns dazu bringt von Geld zu sprechen als handele es sich um ein begrenztes Gut wie Benzin oder Bauxit. Nur deshalb sagen wir: ‚Es gibt einfach nicht genug Geld für soziale Projekte‘ oder ‚Hohe Staatsschulden sind unmoralisch‘ […]. Was die Bank of England diese Woche zugegeben hat ist, dass nichts davon wirklich wahr ist“, sagte David Graeber dazu im Guardian.

Über die Gründe des erstaunlich offenen Bekenntnisses der BoE rätselt jedoch auch Graeber.

„Warum hat die BoE das alles zugegeben? Nun, ein Grund ist vermutlich, dass es augenscheinlich einfach wahr ist. Die Aufgabe der Bank ist es, das System am Laufen zu halten und in der letzen Zeit lief das System nicht gerade rund. Es ist möglich, dass sie entschieden hat, dass sie sich die wirtschaftliche Fantasiewelt, die so gut für die Reichen funktioniert hat, einfach nicht mehr leisten kann. Doch politisch gesehen ist das ein enormes Risiko“, so Graeber weiter.

Die Konsequenz für die Banken könnte verheerend sein. Der amerikanische Unternehmer Henry Ford brachte es in den 30er Jahren einmal auf den Punkt:

„Würden die Menschen verstehen, wie unser Geldsystem funktioniert, hätten wir eine Revolution – und zwar schon morgen früh.“, so Ford.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

DWN
Politik
Politik Corona: Breite Mehrheit für Enquete-Kommission zur Corona-Aufarbeitung
09.07.2025

Lockdown, Impfpflicht, Schulschließungen und Abstandsregeln – in der Corona-Pandemie wurde eine Vielzahl von unverhältnismäßigen...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Unternehmen
Unternehmen IT-Sicherheit in der Urlaubszeit: Wenn der Chef im Urlaub ist, beginnt für die IT der Ernstfall
09.07.2025

Der Sommer beginnt, das Management reist ab – für Hacker ist das die ideale Gelegenheit. Lesen Sie, wie Unternehmen für IT-Sicherheit...

DWN
Politik
Politik Kommt die Senkung der Stromsteuer für alle? Bundesregierung droht Dämpfer im Bundesrat
09.07.2025

An der Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – auch für alle Bürger und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OPEC+ erhöht Förderung deutlich – Ölpreise unter Druck
09.07.2025

Die OPEC+ überrascht mit einer weit stärkeren Förderausweitung als erwartet – mit möglichen Folgen für die Weltwirtschaft,...

DWN
Technologie
Technologie Rekordfahrt auf Strom: Lucid überquert Alpen – E-Auto schafft 1205 Kilometer
09.07.2025

Ein neuer Reichweitenrekord zeigt, wie leistungsfähig moderne Elektroautos inzwischen sind: Ein Fahrzeug des US-Herstellers Lucid hat mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...