Die chinesische Industrie verliert immer mehr an Schwung. Im März flauten die Geschäfte der Branche erneut ab. Der von der Großbank HSBC erhobene Einkaufsmanager-Index sank nach Angaben von Montag auf 48,1 Punkte von 48,5 Zählern im Februar auf den tiefsten Stand seit acht Monaten. Damit blieb er den dritten Monat infolge und im gesamten ersten Quartal unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.
Sowohl die Produktion als auch die Bestellungen setzten dabei ihre Talfahrt fort. „Es handelt sich um eine Schwäche auf breiter Front und die heimische Nachfrage nimmt weiter ab“, erläuterten die HSBC-Experten. Die Daten schürten die Furcht vor einer stärkeren Abkühlung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft, die in den vergangenen Jahren als globale Konjunkturlokomotive immer wichtiger wurde.
Experten wurden von dem erneuten Rückgang des Industrie-Barometers überrascht. „Nach den Feiertagen wegen des chinesischen Neujahrsfest erholt sich der Einkaufsmanager-Index normalerweise im März, weil dann die Wirtschaftsaktivität wieder zunehmen sollte, aber diesmal enttäuscht er“, sagte Analystin Wei Yao von der Großbank Societe Generale.
Die Regierung werde wohl Maßnahmen ergreifen müssen, um die Konjunktur zu stützen. Zumal der Abschwung noch nicht vorüber sei und wahrscheinlich auch noch im zweiten Quartal anhalten werde. Die Spekulationen auf neue Konjunkturhilfen hielten die Enttäuschung über die Daten an den Börsen in Grenzen. Die Märkte in Asien schlossen im Plus, der Dax gab zu Beginn nur leicht nach.
Auch aus anderen chinesischen Wirtschaftszweigen kamen zuletzt Schwächesignale. Die Investitionen und der Einzelhandelsumsatz wuchsen in den ersten Monaten des Jahres so langsam wie seit Jahren nicht mehr. Nach Jahren des Booms mit teils zweistelligen Zuwachsraten rechnet die Regierung in Peking für 2014 mit einem Wirtschaftswachstum von rund 7,5 Prozent. Schon für 2013 hatte sich die kommunistische Führung dieses Ziel gesetzt, am Ende betrug das Wachstum 7,7 Prozent. Schwächer war die chinesische Wirtschaft zuletzt 1999 gewachsen.
Solche für Europa unerreichbar anmutenden Zahlen gelten in China als Minimum, um eine Krise am Arbeitsmarkt und soziale Unruhen zu vermeiden. Präsident Li Keqiang will dieses Jahr den Binnenkonsum stärken und zehn Millionen neue Jobs entstehen sehen. Dazu ist ein Wachstum von 7,2 Prozent nötig. Diese Marke darf aus Sicht der staatlichen Planer somit keinesfalls unterschritten werden.
Zuletzt sorgten die Pleiten eines großes Solar-Unternehmens und eines Immobilienkonzerns für Nervosität an den internationalen Börsen. Anleger rechnen mit weiteren Unternehmenspleiten (mehr hier).