Mit einem radikalen Wechsel im Management reagiert die britische Zentralbank auf die wachsenden Risiken des internationalen Finanzsystems. Mit Nemat Shafik erhält die Bank of England (BoE) eine Art IWF-Schuldenkommissarin. Denn sie soll den Ausstieg aus dem Gelddruck-Programm (QE) der Zentralbank managen.
Die 51-Jährige wird Stellvertreterin von BoE-Chef Mark Carney, berichtet die FT. Zudem soll sie eine neu geschaffene Position als Banken- und Marktaufseherin besetzen. Zu ihren Aufgaben gehört es, den Ausstieg der Zentralbank aus dem QE-Programm zu managen. Im Rahmen dieses Programms hat die BoE 375 Milliarden Pfund gedruckt und damit britische Staatsanleihen gekauft.
Mit 36 Jahren war Shafik die jüngste Vizepräsidentin der Weltbank. Später arbeitete sie für das britische Entwicklungshilfe-Ministerium. Seit vier Jahren vertritt sie Großbritannien beim IWF, wo sie eine führende Position einnimmt. Unter anderem hat sie die Hilfs-Programme für Griechenland und Portugal überwacht.
In der FT hat Neil Collins einen offenen Brief an Shafik geschrieben. Darin warnt er vor den Risiken, welche die Zentralbank durch das QE-Programm aufgebaut hat. Der Abbau der Anleihen aus den Zentralbank-Bilanzen ist gefährlich. Denn er könnte zu einem Preisverfall der Anleihen führen und die Zinsen in die Höhe schnellen lassen, was sehr teuer für die britische Regierung wäre.
Diese extrem schwierige Lage bringt Collins zu dem nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag, die BoE solle der britischen Regierung die Schulden im Umfang von 375 Milliarden Pfund einfach erlassen. Dies würde jedoch die Inflation stark beschleunigen. Collins erinnert in diesem Zusammenhang sogar an die Hyperinflation in Zimbabwe.
Die neue BoE-Vizechefin Shafik hatte die extremen geldpolitischen Maßnahmen wie QE-Programme als „insgesamt positiv“ für die Weltwirtschaft bezeichnet. QE (Quantitative Easing) bedeutet im Kern massives Gelddrucken zum Ankauf von Staatsanleihen und anderen Assets durch die Zentralbanken, wodurch das Geld an Wert verliert.
In einer Rede in Neu Delhi Anfang des Jahres sagte Shafik: „Ein Umfeld mit einer geringen Inflation ist offensichtlich im Interesse der Armen, weil diese am meisten unter der Inflations-Steuer leiden.“