Politik

Lawrow: Russland wird Russen in der Ukraine schützen

Russland wird die Rechte der russischsprechenden Bevölkerung in der Ukraine schützen, sagte Außenminister Lawrow. Diese seien durch Extremisten bedroht. Russland wolle jedoch die Grenze zur Ukraine nicht überschreiten.
30.03.2014 14:26
Lesezeit: 2 min

Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte am Samstag: „Wir haben absolut keine Absicht und auch kein Interesse daran, die ukrainischen Grenzen zu überschreiten.“ Allerdings werde Russland die Rechte der russischsprechenden Bevölkerung in der Ukraine schützen, deren Leben durch Extremisten bedroht sei.

Der Minister forderte eine tiefgreifende Verfassungsreform in der Ukraine, deren Bevölkerung gespalten ist zwischen jenen, die sich nach Westeuropa orientieren und denen, die die Zukunft des Landes eher in einer engen Anbindung an Russland sehen. In der neuen Verfassung müsse festgeschrieben werden, dass die Ukraine nicht der Nato beitritt.

„Offen gesagt, wir sehen keinen anderen Weg für eine stabile Entwicklung des ukrainischen Staates als eine Föderation“, sagte Lawrow. Dabei sollte jede Region die rechtliche Entscheidungskraft über ihre Wirtschaft, Finanzen, Kultur, Sprache und Bildung haben sowie über ihre äußeren Wirtschafts- und Kulturbeziehungen mit benachbarten Ländern und Regionen.

Die Nato plant eine größere Militärpräsenz in den osteuropäischen Mitgliedsstaaten. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sagte: „Wir sind tatsächlich extrem beunruhigt über den russischen Aufmarsch. Wir betrachten ihn als konkrete Bedrohung der Ukraine und sehen das Potenzial für weitere Interventionen.“

Auch die Bundesregierung signalisierte Bereitschaft für ein stärkeres Engagement, um den östlichen Verbündeten demonstrativ den Rücken zu stärken. Sobald es eine politische Entscheidung gebe, „könnte die Bundeswehr sich an Flügen zur Luftraumüberwachung mit AWACS-Maschinen über Rumänien und Polen sowie an Trainingsflügen im Rahmen des Air Policing über den baltischen Staaten beteiligen“, sagte eine Sprecherin des Bundesverteidigungsministeriums (hier).

Rasmussen forderte zudem eine Erweiterung des Militärbündnisses. Jeder europäische Staat, der in der Lage sei, die Grundsätze der Allianz zu fördern und zur Sicherheit des nordatlantischen Gebietes beizutragen, könne sich um eine Mitgliedschaft bewerben, sagte er in einem Interview des Focus (mehr hier). Die Regierung in Moskau sieht damit frühere Abmachungen mit dem Westen gebrochen und ihre Sicherheit bedroht.

In der Ukraine zeichnet sich unterdessen ein Zweikampf um das Präsidentenamt zwischen der früherem Ministerpräsidentin Julia Timoschenko und dem Unternehmer Petro Poroschenko ab. Sie gelten als aussichtsreichste Kandidaten. Der frühere Profiboxer Vitali Klitschko zog seine Kandidatur zurück und erklärte seine Unterstützung für Poroschenko (hier).

In Kiew rief der 48-jährige Unternehmer Poroschenko die demokratischen Kräfte zur Einigkeit auf. „Ich bin überzeugt, es wäre ein Betrug an der Maidan-Bewegung, wenn wir nicht einig wären.“ Er hatte sich schon früh an die Seite der Oppositionsbewegung gegen Präsident Viktor Janukowitsch gestellt, der dann nach wochenlangen Protesten abgesetzt wurde. Dem als „Schokoladenkönig“ bekannten Oligarchen gehört unter anderem das Süßwaren-Unternehmen Roshen.

Wie seine Konkurrentin Timoschenko sprach er sich für eine Modernisierung der Armee aus. Die Agentur Interfax zitiert ihn mit den Worten: „Wir müssen eine neue, effektive und moderne ukrainische Armee aufbauen, die die Souveränität und territoriale Unversehrtheit unseres Landes verteidigen kann.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Misserfolg bei Putins Wirtschaftsforum in St. Petersburg: Die marode Kriegswirtschaft interessiert kaum jemanden
23.06.2025

Das Wirtschaftsforum in St. Petersburg sollte Russlands wirtschaftliche Stärke demonstrieren. Stattdessen offenbarte es die dramatische...

DWN
Politik
Politik Zwangslizenzen: EU hebelt den Patentschutz im Namen der Sicherheit aus
23.06.2025

Die EU will künftig zentral über die Vergabe von Zwangslizenzen entscheiden – ein tiefer Eingriff in das Patentrecht, der die...

DWN
Technologie
Technologie Umfrage: Zwei Drittel für europäischen Atom-Schutzschirm
23.06.2025

Eine Forsa-Umfrage zeigt, dass eine deutliche Mehrheit der Deutschen den Aufbau eines europäischen nuklearen Schutzschildes befürworten....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Internationale Anleger kehren der Wall Street den Rücken
23.06.2025

Ölpreise steigen, geopolitische Risiken nehmen zu – und Europas Aktienmärkte wirken plötzlich attraktiv. Während die US-Börsen ins...

DWN
Politik
Politik Personalmangel im öffentlichen Dienst - DGB fordert mehr Personal
23.06.2025

Milliardeninvestitionen sollen in Deutschland die Konjunktur ankurbeln. Doch Personalmangel in Behörden könnte den ehrgeizigen Plänen...

DWN
Politik
Politik Iran-Israel-Krieg: Internet überflutet mit Desinformation
23.06.2025

Falsche Videos, manipulierte Bilder, inszenierte Explosionen: Der Konflikt zwischen Iran und Israel spielt sich längst auch im Netz ab –...

DWN
Politik
Politik Aus Angst vor Trump: China lässt den Iran im Stich
23.06.2025

Chinas harsche Kritik an den US-Angriffen auf Iran täuscht über Pekings wahres Kalkül hinweg. Im Hintergrund geht es um knallharte...

DWN
Politik
Politik US-Angriff auf den Iran: Die Märkte bleiben erstaunlich ruhig
23.06.2025

Trotz der Angriffe auf iranische Atomanlagen bleiben die globalen Märkte ruhig. Doch die Straße von Hormus bleibt ein geopolitischer...