Politik

„Die Demonstranten haben das Image von Brasilien verändert“

Die Demonstranten in Brasilien wollen das Image des Landes verändern. Brasilien, so sagt die Schauspielerin Myriam Chebabi, ist ein Kulturland und keine Folklore-Insel. Chebabi ärgert sich über das oberflächliche Bild, das die deutschen Medien von Brasilien zeichnen.
17.06.2014 00:05
Lesezeit: 2 min
„Die Demonstranten haben das Image von Brasilien verändert“
Die Schauspielerin Myriam Chebabi lebt seit 20 jahren in Deutschland. (Foto: Antonio Cascais)

Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten sprachen mit Myriam Chebabi, auch „Mymmi“ genannt, brasilianische Schauspielerin, Regisseurin, Schauspiel-Lehrerin, die seit über 20 Jahren in Köln lebt. In ihrer Wahlheimat wirkt sie unter anderem als Kabarettistin und Radiokolumnistin.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Myriam Chebabi, Sie sind in Brasilien geboren, leben aber seit über 20 Jahren als Schauspielerin und Regisseurin in Köln. Sie nehmen immer wieder diverse Vorurteile über Brasilien und Deutschland auf die Schippe…

Myriam Chebabi: Ja, das stimmt. Wenn ich mir anschaue oder anhöre, was in den deutschen Medien über mein Heimatland berichtet wird, dann schäme ich mich sehr. Brasilien ist so ein kulturell reiches Land! Ich empfinde es fast als eine Sünde, wenn dieses Land auf veraltete Klischees reduziert wird. Wenn wenigstens neue Klischees dazu kämen! Aber nein: Die alten Klischees werden immer wieder neu aufgewärmt... Brasilien verkörpert nun dieses Bild, das über die Medien transportiert wird. In jedem Klischee steckt auch ein bisschen Wahrheit. Das traurige ist, dass die Leute nicht weiterdenken, über das Klischee hinaus...

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: An welche Klischees denken Sie vor allem?

Myriam Chebabi: Samba, Mulata, Pelé und auch die ganzen Horrorgeschichten! Dabei glaube ich ganz fest daran, dass es in diesem Land eine Menge Leute gibt die sich ernsthaft für Brasilien interessieren würden, wenn sie die Möglichkeit hätten, andere Seiten von Brasilien kennenzulernen. Deutschland und Brasilien könnten sehr viel voneinander lernen und voneinander profitieren. Und so sehr unterscheiden wir uns gar nicht voneinander: Wir alle wollen glücklich, zufrieden und gesund sein. 

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wird sich das Bild Brasiliens und der Brasilianer in Deutschland nach der WM verändern? Wenn ja, wie?

Myriam Chebabi: Vielleicht hat sich schon etwas verändert! Die Leute, die in Brasilien gegen Korruption, Misswirtschaft und Verschwendung auf die Straßen gehen haben ein neues Bild von Brasilien geschaffen! Eine Journalistin hat mich mal gefragt, warum das brasilianische Volk auf die Straße geht, und warum das gerade jetzt, während der Fußball-WM passiert. Sie fragte, ob wir nicht fußballverrückt wären... Ich habe geantwortet: "Wir sind fußballverrückt, aber wir sind nicht dumm!“

Für den Sender WDR 4 produzierte Myriam Chebabi kleine Erklär-Stücke über das WM-Gastgeberland:

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Das andere WM-Tagebuch:

Teil 1: Die Revolution hat in Brasilien Feuer gefangen

Teil 2: Brasilien: Künstler protestieren gegen die Fußball-WM

Teil 3: Brasilien: Von der Fußball-WM profitieren Konzerne, Politiker und Banken

Teil 4: Weltmeister: Deutsche Waffen-Industrie verdient prächtig mit der Fußball-WM

Teil 5: Brasilien: Staudamm-Bau mit Methoden einer Militär-Diktatur

Teil 6: Wer ist die rätselhafte Dilma Rouseff?

Teil 7: Brasilien: Straßenkinder passen nicht ins Bild der WM – und verschwinden

Teil 8: Der ganz andere WM-Song:  „Öffnet eure Augen, Brüder / die FIFA greift in unsere Taschen“

Teil 9: Brasilien: Fifa unterstützt Projekte gegen Kinderprostitution nicht

Teil 10: Lage in São Paulo eskaliert: Polzei knüppelt streikende U-Bahn-Fahrer nieder

Teil 11: Der Schwarze Block will marschieren: „20 Prozent der Brasilianer sind gegen die WM“

Teil 12: Korruption bei der Fifa: „Wer einmal die Hand aufhält, versucht es auch ein zweites Mal“

Teil 13: Brasilianischer Fußball: Der lange Weg zur Vielfalt der Kulturen

Teil 14: Fußball: „Für die Brasilianer ist die Fifa so böse wie der IWF“

Teil 15: Schriftsteller Zé do Rock: „Sepp Blatter wäre der ideale Präsident für Brasilien“

 

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...