Finanzen

IWF warnt Österreich vor Hypo-Schuldenschnitt

Der IWF warnt Österreich davor, den geplanten Schuldenschnitt für die Krisenbank Hypo Alpe Adria umzusetzen. Die staatlichen Garantien dürften nicht gebrochen werden. Die internationalen Finanz-Investoren würden sonst das Vertrauen in die Regierung verlieren.
01.07.2014 17:17
Lesezeit: 1 min

Der geplante Schuldenschnitt bei der Skandalbank Hypo Alpe Adria ruft nun auch den Internationalen Währungsfonds auf den Plan. Die österreichische Regierung setze damit das Vertrauen internationaler Investoren aufs Spiel und solle den Schritt überdenken, sagte IWF-Manager Bas Bakker am Dienstag.

Die UN-Organisation ist unter anderem für die Stabilität des weltweiten Finanzsystems zuständig. Sie schließt sich der Kritik diverser Hypo-Gläubiger aus Österreich und Deutschland an. Diese hatten Finanzminister Michael Spindelegger ebenfalls gebeten, seine Pläne zu überdenken und teilweise bereits mit Klagen gedroht.

Österreich will bestimmte Hypo-Investoren zur Kasse bitten, um die Kosten für den Abbau der 2009 notverstaatlichten Bank nicht komplett den Steuerzahlern aufzubürden (mehr hier). Von dem Schuldenschnitt betroffen sind Papiere im Umfang von 890 Millionen Euro, obwohl sie mit einer Garantie des Bundeslandes Kärnten versehen sind. Diese Forderungen will Österreich mit Hilfe eines Sondergesetzes für erloschen erklären - und damit auch die entsprechenden Garantien.

Bislang hätten die Hypo-Papiere als sehr sicher gegolten, sagte Bakker.

„Investoren haben immer damit gerechnet, dass eine solche Garantie bestehen bleibt. Das Risiko besteht darin: Wenn man eine Garantie ändert - auch wenn es ein Sonderfall sein soll, der nur einmal und nie wieder vorkommt - ist das Problem, dass andere denken könnten: wenn man es einmal gemacht hat, kann man es wieder tun“, warnte Bakker.

Damit könnten die Anleger auch Garantien anderer österreichischer Bundesländer in Zweifel ziehen. Einige von ihnen stehen unter anderem für ihre Landeshypothekenbanken gerade, etwa in Niederösterreich, Tirol oder der Steiermark. Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte nach der Ankündigung Österreichs bereits mit schlechteren Bonitätsnoten für vier österreichische Länder gedroht - Wien, Burgenland, Niederösterreich und Steiermark.

Doch Finanzminister Spindelegger lässt sich nicht von seinem Kurs abbringen. „Wir haben keine ähnlichen Maßnahmen vor, daher gibt es auch keinen Grund für Drohungen“, sagte er. Nun liege es am Parlament, das Gesetz zu verabschieden - und in der Hand der Gerichte, für rechtliche Klarheit zu sorgen. „Wir gehen davon aus, dass das vor Gericht halten wird. Ob das der Fall ist, werden wir sehen“, sagte Spindelegger.

Zu den betroffenen Investoren zählen einem Insider zufolge auch die Deutsche-Bank -Tochter DWS, für die rund 200 Millionen Euro im Feuer stehen. Die österreichischen Versicherungen Vienna Insurance und Uniqa halten 50 Millionen sowie 34 Millionen Euro der betroffenen Nachranganleihen. Die ehemalige Hypo-Mutter BayernLB, die Österreich in einem separaten Schritt mit 800 Millionen Euro zur Kasse bitten will, hatte mit einer Klage gedroht (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump besucht erneut die Golfstaaten – Wirtschaftsinteressen stehen im Vordergrund
13.05.2025

Warum reist Donald Trump erneut als erstes nach Saudi-Arabien – und nicht etwa zu den engsten Nachbarn der USA? Hinter dem glanzvollen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trump: Die Arzneimittelpreise müssen um 59 Prozent sinken
13.05.2025

Die Pharmabranche gerät weltweit unter Druck: Mit einer neuen Ankündigung hat US-Präsident Donald Trump den globalen Arzneimittelmarkt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Kommission kündigt Importverbot für russisches Gas an – doch wo bleibt das Gesetz?
13.05.2025

Die EU verkündet das Ende russischer Gasimporte – aber präsentiert (noch) keine juristische Grundlage. Experten warnen: Was die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Innovation Neuro-Webdesign: „Die meisten Firmenwebsites scheitern am Menschen“
13.05.2025

Viele mittelständische Websites wirken modern, funktionieren aber nicht. Warum? Sie ignorieren die Psychologie der Nutzer. Jonas Reggelin,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rezession 2025: Düstere Aussichten für Deutschland
13.05.2025

Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle – und das ausgerechnet in einer Phase, in der neue Impulse dringend nötig wären. Der...

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung: Warum Bärbel Bas' Beamten-Vorschlag 20 Milliarden Euro im Jahr kosten würde
13.05.2025

Geht es nach Arbeitsministerin Bärbel Bas, sollen künftig auch Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung aufgenommen werden. Eine neue...

DWN
Panorama
Panorama Reichsbürger-Verbot: Dobrindt zerschlägt "Königreich Deutschland"
13.05.2025

Sie erkennen den Staat nicht an, verbreiten Verschwörungstheorien und zahlen häufig keine Steuern. Die Szene der Reichsbürger war...

DWN
Politik
Politik Geopolitischer Showdown in der Türkei: Selenskyj, Putin – und Trump im Anflug
13.05.2025

Ein historisches Treffen bahnt sich an: Während Selenski den russischen Präsidenten zu direkten Friedensgesprächen nach Istanbul...