Unternehmen

Rumänen und Griechen arbeiten lang, sind jedoch nicht effizient

Ein Vergleich der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden in den 28 Ländern der EU erbringt überraschenderweise, dass die Rumänen am längsten arbeiten, dicht gefolgt von den Griechen. Entscheidend ist jedoch die Produktivität. Und da sind andere Länder deutlich effizienter.
02.07.2014 01:29
Lesezeit: 2 min

Das Pariser Forschungsinstitut Coe-Rexecode hat einen Vergleich der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden in den verschiedenen EU-Ländern veröffentlicht. Die Ergebnisse überraschen dabei auf den ersten Blick.

Als „fleißigste“ Europäer müssen nämlich den französischen Statistikern zufolge die Rumänen gelten. In Rumänien hat ein Vollzeitbeschäftiger 2013 durchschnittlich 2099 Stunden gearbeitet. Gleich danach folgten die Vollzeitbeschäftigten in Griechenland mit 2010 Arbeitsstunden. Auf den weiteren Plätzen folgen Ungarn, Bulgaren und Kroaten.

Die Deutschen finden sich im Mittelfeld wieder mit durchschnittlich 1847 tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden 2013. Am wenigsten arbeiten die Finnen (1648 Stunden) und die Franzosen (1661 Stunden). Es folgen (in aufsteigender Reihenfolge) Schweden, Dänen, Belgier, Italiener und Spanier.

Im Vergleich mit 2008 arbeiteten die Vollzeitbeschäftigten 2013 in 19 EU-Ländern weniger und in neun EU-Ländern mehr. Am höchsten fiel die Stundenreduktion in Deutschland aus. Im Durchschnitt wurden 99 Arbeitsstunden weniger geleistete als 2008. Auch Österreicher und Tschechen können sich besonders über mehr Freizeit freuen. Zu den Ländern, in denen heute mehr gearbeitet wird als fünf Jahre zuvor, gehören dagegen: Luxemburg (plus 94 Stunden), das Vereinigte Königreich, Zypern, Dänemark und auch Griechenland (plus 28 Stunden).

Die Zahl der Arbeitsstunden sollte man allerdings nicht isoliert betrachten. Ein wichtiger Faktor, um die Zahlen einzuordnen, ist die Arbeitsproduktivität. Gerade in den oben genannten Ländern mit langen Arbeitszeiten ist die Arbeitsproduktivität pro Stunde gering.

So erwirtschaftet laut Eurostat ein Bulgare nur durchschnittlich 4,90 Euro in der Stunde, ein Rumäne 5,60 Euro die Stunde und ein Ungar 11,50 Euro. Griechenland liegt mit 20,20 Euro pro Stunde allerdings scho n im unteren Mittelfeld. Angesichts des hohen Anteils öffentlich Bediensteter in Griechenland, bei denen die Produktivität nicht durch Markteinkommen gemessen werden kann, darf man hier allerdings ein Fragezeichen setzen. Für Kroatien liegen keine Daten vor.

Die Länder mit kurzen Arbeitsdauern gehören dagegen häufig zu denen mit hoher Stunden-Produktivität. Das gilt zumindest für die Dänen (53,40 Euro in der Stunde) sowie die Belgier, Schweden und Franzosen, die zwischen 45 und 46 Euro pro Stunde erwirtschaften, weniger allerdings für Italiener und Spanier mit nur gut 32 Euro die Stunde.

Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Stunden-Produktivität bei 42,80 Euro.

Man kann also sagen, dass lange Arbeitszeiten meistens zum Ausgleich einer geringen Arbeitsproduktivität pro Stunde dienen. Die Ursachen für geringe Arbeitsproduktivitäten liegen wiederum in der Arbeitsorganisation einerseits und in der Ausstattung mit moderner Technik andererseits.

Und um noch einmal auf die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden zurückzukommen: Bei den Selbständigen und Freiberuflern ergeben sich ganz andere Reihenfolgen als die oben genannten für die abhängig Beschäftigten. Deutsche Selbständige kommen mit 2399 geleisteten Arbeitsstunden 2013 gleich auf Platz drei nach belgischen und österreichischen. Aber auch Frankreich und Griechenland sind bei den Selbständigen auf den Plätzen vier und fünf vorne.

Die letzten Plätze bei den Selbständigen teilen sich dagegen Lettland, Rumänien, Spanien, Estland und Bulgarien. Das relativiert die Geschichte von den viel arbeitenden Rumänen erneut. Rumänien und Bulgarien sind übrigens die einzigen Länder, in denen Selbständige durchschnittlich weniger arbeiten als Vollzeitbeschäftigte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...