In Frankreich formiert sich eine Allianz gegen den Dollar als Weltwährung. Der französische Finanzminister Michel Sapin sagte der FT, die Europäer sollten drüber nachdenken, ob es nötig sei, auch Handelsgeschäfte innerhalb Europas in Dollar abzuwickeln, wie etwa im Flugzeugbau. Dies sei kein Kampf gegen den US-Imperialismus, sagte Sapin Bloomberg TV.
Der Vorsitzende des französischen Energie-Riesen Total, Christophe Margerie, sieht keinen ernsthaften Grund darin, warum der weltweite Öl-Handel in US-Dollar abgewickelt wird. Stattdessen sollte der Euro den US-Dollar weitgehend ersetzen. Das sei auch möglich, wenn der Preis pro Barrel weiterhin in US-Dollar festgelegt werde.
Die FT zitiert einen anonymen französischen Manager, der Sapin unterstützt: Man habe keine Lust, sich wegen der Dollar-Geschäfte den komplizierten US-Regeln und Kontrollen zu unterwerfen.
Zuvor hatte der Chef der französischen Notenbank Christian Noyer sagte am Freitag in einem Interview mit dem Magazin Investir, dass Frankreich erwägt, den US-Dollar als Leitwährung seiner Währungsreserven abzuschaffen (mehr hier).
Doch damit nicht genug. Am Donnerstag hatte der französische Finanzminister vorgeschlagen, dass Europa seine monetären Transaktionen möglichst bald in Euro durchführen soll, meldet Bloomberg.
Vordergründig kommt dieses Unbehagen wegen der US-Strafe gegen die französische Geschäftsbank BNP Paribas verhängt. BNP Paribas soll Geschäfte mit dem Iran, Kuba und Sudan betrieben haben. Doch die drei Staaten stehen unter US-Sanktionen (mehr hier).
Der US-Dollar sei nicht unbesiegbar. Im Vergleich zu allen anderen Leitwährungen der Geschichte ist er sogar schwächer, meldet Finanz-Analyst Brandon Smith auf alt-market.com. Sein Wert hänge letztendlich direkt von seinem Weltwährungs-Status zusammen.
Die Drohungen der Franzosen, Chinesen und Russen gegen die US-Währung seien kein Bluff. Wenn Länder die Entsorgung des US-Dollars ankündigen, dann wird das am Ende auch stattfinden.
Tatsächlich geht es den Franzosen darum, den Euro endlich zu einer weichen Währung zu machen. In den vergangenen Monaten hatten mehrere Politiker und Banker gefordert, die Euro-Finanzminister sollten der EZB einen Euro-Kurs nach politischen Kriterien vorgeben (hier). Dieses Anliegen scheint wegen der formalen rechtlichen Lage nicht ohne weiteres umsetzbar.
Würde der Euro jedoch stärker als Weltwährung genutzt, könnte die EZB die Märkte in anderen Regionen stärker mit Euro-Liquidität schwemmen.
Dann würde das billige EZB-Geld endlich in der Realwirtschaft ankommen - wenn auch in anderen Teilen der Erde. Die dann entstehende Inflation würde den Euro weichspülen und so der französischen Exportwirtschaft nutzen.
Frankreich hatte diese Strategie zu Zeiten angewandt, als das Pfund Sterling und der Franc noch die Weltwährungen waren. Eingebunden in das Euro-System, ist Paris dieser Weg verwehrt.
Der französische Vorschlag dürfte bei der Bundesbank und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble die Alarmglocken schrillen lassen. Die größte Gefahr für Deutschland besteht darin, dass im Fall des neuen EU-Kommissionspräsidenten erstmals in der EU eine wichtige Entscheidung mit Mehrheit getroffen wurde - Großbritannien wurde einfach überstimmt.
Die Südstaaten werden vermutlich nicht zögern, auch in der Währungsfrage demnächst eine Mehrheitsentscheidung zu treffen. Wenn sie nicht auf der Hut sind, wäre die Deutschen in diesem Fall die Verlierer.