Politik

Rache für Banken-Strafe: Frankreich droht mit dem Ausstieg aus dem Dollar-System

Frankreich möchte offenbar seine Währungsreserven nicht mehr in US-Dollar halten. Nach Angaben des Notenbank-Chefs Christian Noyer ist die US-Währung risikoreich. Zuvor hatten die USA die BNP Paribas zu einer milliardenschweren Geldstrafe verurteilt. Die Bank hatte US-Sanktionen gebrochen und Geschäfte mit dem Iran, dem Sudan und Kuba betrieben.
06.07.2014 02:23
Lesezeit: 1 min

Frankreich erwägt, den US-Dollar als Leitwährung seiner Währungsreserven abzuschaffen.

Der Chef der französischen Notenbank Christian Noyer sagte am Freitag in einem Interview mit dem Magazin Investir, dass das ein weltweiter Trend sei. Die Notenbanken werden zwangsläufig auf eine Diversifikation ihrer Reserven setzen müssen. Denn es bestünden bei den Transaktionen in US-Dollar enorme Rechtsrisiken. Auslöser jener Risiken sei der Anspruch der Amerikaner, ihre eigenen Vorgaben für weltweite Transaktionen in US-Dollar durchzusetzen, zitiert Zerohedge den Franzosen. Diese Aussage ist ein direkter Angriff gegen den US-Dollar als weltweite Leitwährung.

Zuvor hatte der US-Generalstaatsanwalt Eric Holder eine Geldstrafe in Höhe von neun Milliarden US-Dollar gegen die französische Geschäftsbank BNP Paribas verhängt. Diese wurde von den französischen Bänkern hingenommen. Zudem erhielt die Bank eine einjährige teilweise Handels-Sperre, die sie in US-Dollar abwickelt. BNP Paribas soll Geschäfte mit dem Iran, Kuba und Sudan betrieben haben. Doch die drei Staaten stehen unter US-Sanktionen. Für Holder und das US-Justizministerium ist BNP Paribas offiziell „kriminell“ (mehr hier).

Der russische Präsident Wladimir Putin vermutet hinter der Rekordstrafe eine weitergehende Strategie. Das sei kein normaler strafrechtlicher Vorgang. Washington wolle Bank-Strafen dazu zu nutzen, um Frankreich für seine Waffengeschäfte mit Russland zu bestrafen (mehr hier)

Der EUObserver zitiert Putin:

„Wir sehen den Druck, den unsere amerikanischen Partner auf Frankreich ausüben, um das Land dazu zu zwingen, keine Mistrals [Hubschrauberträger] an Russland zu liefern. Wir wissen, dass sie sogar angedeutet haben, die Strafen gegen die Banken stillschweigend aufzuheben, wenn Frankreich die Mistrals nicht liefert.“

Am Ende könnte sich Frankreich sogar in die weltweite Anti-Dollar-Allianz einfügen, die zuvor von Putin-Berater Sergej Glasjew beschworen wurde. Die daran beteiligten Staaten sollten sich im gemeinsamen Handel vom Dollar befreien und auf Währungsreserven in Dollar verzichten (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik One Big Beautiful Bill: Das steckt hinter Trumps Steuererleichterungen
04.07.2025

Am amerikanischen Unabhängigkeitstag setzt Donald Trump ein innenpolitisches Zeichen: Mit dem "One Big Beautiful Bill" will er seine...

DWN
Panorama
Panorama Waldbrand Sachsen: Gohrischheide - über 1.000 Einsatzkräfte im Einsatz
04.07.2025

Hitze, Trockenheit und starker Wind: In Sachsen und Thüringen kämpfen Einsatzkräfte gegen massive Waldbrände. Besonders die...

DWN
Politik
Politik Rentenkasse: Neue Mütterrente wohl erst ab 2028 umsetzbar
04.07.2025

Die Ausweitung der Mütterrente sorgt für Diskussionen: Einigkeit herrscht über das Ziel, Uneinigkeit über das Tempo. Millionen Mütter...

DWN
Finanzen
Finanzen Sparen für Kinder: Welche Anlagen sich wirklich lohnen
04.07.2025

Eltern wollen ihre Kinder finanziell absichern, doch viele verschenken Chancen. Statt renditestarker Anlagen dominiert Vorsicht, oft ohne...

DWN
Technologie
Technologie KI im Jobmarkt: Die große Lüge von der Objektivität
04.07.2025

Algorithmen sollen neutral entscheiden – doch KI entlarvt sich im Personalbereich als versteckter Türsteher: Diskriminierung,...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...