Deutschland

Brandbomben-Anschlag auf Synagoge in Wuppertal

Auf eine Synagoge in Wuppertal ist in der Nacht zum Dienstag ein Brand-Anschlag verübt worden. Drei Täter warfen mehrere Molotow-Cocktails auf das Gebäude, ein 18-Jähriger Palästinenser wurde festgenommen. Der Schaden ist gering, da zwei Brandsätze nicht zündeten.
29.07.2014 16:32
Lesezeit: 1 min

Auf die Bergische Synagoge in Wuppertal-Barmen ist in der Nacht zum Dienstag ein Anschlag mit Brandsätzen verübt worden. Wie die Polizei mitteilte, warfen insgesamt drei Täter mehrere mit Benzin und Öl gefüllte Flaschen auf das Gebetshaus. Ein 18-Jähriger sei festgenommen worden. Verletzt wurde niemand. Am Gebäude sei nach ersten Ermittlungen kein Sachschaden entstanden.

Die Staatsangehörigkeit des mutmaßlichen Täters sei noch ungeklärt, sagte Oberstaatsanwalt Hans-Joachim Kiskel. Bei der Polizei habe er aber angegeben, er sei Palästinenser. Der junge Mann besitze eine aufenthaltsrechtliche Duldung. Zwei weitere Täter konnten laut Kiskel fliehen.

Eine Anwohnerin, die ein Feuer auf der Straße vor dem Gebetshaus bemerkte, hatte in der Nacht die Polizei verständigt. Die Beamten fanden einen brennenden Gegenstand. Bei diesem handelte es sich offenbar um einen Molotow-Cocktail, der den Tätern aus der Hand gefallen sei, sagte Kiskel. Die auf den Eingangsbereich geschleuderten Brandbomben seien dagegen nicht explodiert, da sich offenbar der Brandbeschleuniger nicht entzündet habe. Die Flaschen seien an der Außenwand und dem Podest zerschellt, erläuterte der Staatsanwalt.

Hätte sich der Brandsatz entzündet, wären Kiskel zufolge weitaus größere Schäden möglich gewesen. "Wenn ein Benzin-Öl-Gemisch brennt, ist das eine recht gefährliche Sache", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.

In Deutschland und anderen Ländern hatte es in den vergangenen Tagen mehrfach antisemitische Proteste gegeben. Hintergrund ist die Offensive der israelischen Armee gegen die radikalislamische Hamas im Gazastreifen.

Die Bergische Synagoge gehört zur Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal, die nach eigenen Angaben 2200 Mitglieder zählt. Das Gebäude wurde im Dezember 2002 eingeweiht. An dem Festakt nahmen der damalige israelische Staatspräsident Moshe Katzav und Bundespräsident Johannes Rau teil. Die alte Synagoge wurde in der Progromnacht der Nazis im November 1938 niedergebrannt.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, zeigte sich bestürzt. "Die Nachricht über den Anschlag auf die Wuppertaler Synagoge macht uns alle fassungslos", sagte er der "Rheinischen Post" laut Vorabbericht. Es habe diverse Drohungen gegen jüdische Einrichtungen gegeben. Diese bedürften einer ganz besonderen Aufmerksamkeit.

Der Wuppertaler Oberbürgermeister Peter Jung sprach der Jüdischen Gemeinde das Mitgefühl der Stadt aus. "Wir sind zutiefst beschämt über den feigen Brandanschlag auf unsere Bergische Synagoge", sagte der CDU-Politiker. Wuppertal sei solidarisch mit der jüdischen Gemeinde. Für den frühen Abend hat ein Demokratiebündnis zu einer Solidaritätskundgebung vor der Synagoge geladen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Handelskriege auf Risiko – Trumps russisches Roulette mit der US-Wirtschaft
18.05.2025

Mit Zöllen, Drohungen und Handelskriegen will Washington die Industrie heimholen. Doch was, wenn der Revolver in der Hand des Präsidenten...

DWN
Finanzen
Finanzen Greg Abel übernimmt: Der stille Stratege hinter Warren Buffetts Milliarden-Imperium
17.05.2025

Mit dem Rückzug von Warren Buffett endet eine Ära. Doch an die Stelle des legendären Investors tritt kein charismatischer Visionär,...

DWN
Panorama
Panorama In Zeiten von Trump: Bleibt das Traumziel USA für Deutsche attraktiv?
17.05.2025

Die USA galten lange als Traumziel für deutsche Urlauber. Doch politische Entwicklungen und wachsende Unsicherheit verändern das Bild....

DWN
Immobilien
Immobilien Koalitionsvertrag 2025: Das bedeutet er für Mieter, Vermieter und Immobilienbesitzer
17.05.2025

Union und SPD haben nach längerem Hin und Her den Koalitionsvertrag für die kommende Regierungsperiode unterschrieben. Was dieser zu den...

DWN
Technologie
Technologie Batteriekrieg mit China: Europa setzt auf Start-ups, Peking baut Gigafabriken
17.05.2025

Der technologische Wettlauf gegen Pekings Expansionsstrategie hat begonnen. Start-ups wie Factorial und Industriegiganten wie Mercedes...

DWN
Politik
Politik Präsidentschaftswahlen in Rumänien: Wird George Simion Trumps „Werkzeug“ in Europa?
17.05.2025

Ein Trump-Verehrer an der Spitze Rumäniens? George Simion, der Favorit für die Präsidentschaft, ist zuversichtlich, dass er die Wahl am...

DWN
Politik
Politik Bundeshaushalt: Klingbeils Kraftakt mit zwei Haushalten und einem klaren Ziel
17.05.2025

Ein Kaltstart für Finanzminister Klingbeil: Treffen in Brüssel, die Steuerschätzung, Gespräche der G7 – alles binnen zwei Wochen. Der...

DWN
Politik
Politik Elon Musk: Der stille Umbau der USA in ein Tech-Regime
17.05.2025

Nie zuvor in der modernen Geschichte der USA hat ein einzelner Unternehmer derart tief in den Staat eingegriffen. Elon Musk, offiziell ohne...