China weitet die Strafaktionen gegen ausländische Unternehmen aus: Die Volkswagen-Tochter Audi und der US-Autobauer Chrysler sollen für Verstöße gegen das Kartellrecht mit Geldstrafen büßen. Die Behörden haben auch Daimler, ein Dutzend Hersteller von Auto-Ersatzteilen aus Japan sowie die amerikanischen IT-Konzerne Microsoft und Qualcomm im Visier. Die Höhe der Strafen für Audi und Chrysler werde bald bekanntgegeben, sagte der Sprecher der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC), Li Pumin, am Mittwoch in Peking. „Das Ziel ist, einen ordnungsgemäßen Wettbewerb am Automarkt aufrechtzuerhalten und die Verbraucher zu schützen.“
Den stark in China vertretenen ausländischen Auto-Herstellern wird vorgeworfen, zu hohe Preise für Ersatzteile, Wartungsdienste und zum Teil auch für die Autos insgesamt zu verlangen. „Monopolistische Praktiken sind in der Autoindustrie verbreitet", sagte Yale Zhang, Berater von Automotive Foresight in Shanghai. Bei importierten Luxuswagen sei das besonders der Fall, deshalb nehme sich die NDRC ausländische Anbieter vor. „Das ist ein Warnsignal an die Branche. Wenn Top-Marken wie Audi bestraft werden, wissen die anderen, was zu tun ist.“ Nach Zhangs Einschätzung sind die Importfahrzeuge in China zweieinhalb Mal so teuer wie in den USA. Die Konzerne argumentieren, das liege an Zöllen und anderen Abgaben.
Daimler und die zum indischen Tata-Konzern gehörende britische Nobelmarke Jaguar Land Rover senkten bereits vorsorglich die Preise. Daimler reduziert ab September für Mercedes-Pkw zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen die Preise von mehr als 10.000 Ersatzteilen um 15 Prozent nach zuvor 20 Prozent. Jaguar Land Rover verbilligte im August sogar drei seiner Modelle um durchschnittlich fast 25.000 Euro. Ob das reicht, um Geldstrafen zu vermeiden, ist offen.
Büros von Mercedes-Benz in Shanghai wurden einen Tag nach Bekanntgabe der Preissenkung von den Wettbewerbshütern durchsucht. Die Strafen können mit bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes hoch ausfallen. Audi ist von den Premium-Herstellern der Platzhirsch in China vor BMW und Daimler. Für die Schwaben ist der weltgrößte Automarkt entscheidend dafür, ob sie ihr Ziel erreichen, bis 2020 vor Audi und BMW zu stehen.
China geht auf Grundlage eines Gesetzes von 2008 nicht nur gegen die Auto-Produzenten, sondern auch gegen Unternehmen aus anderen Branchen schärfer vor. Der Vorwurf lautet oft, eine marktbeherrschende Stellung werde missbraucht. Insgesamt 80 Branchen sollen in dem kommunistischen Land auf monopolistische Praktiken hin durchleuchtet werden. Die Behörde SAIC durchsuchte am Mittwoch abermals Geschäftsräume von Microsoft in Peking und anderen Städten. Auch die Beratungsgesellschaft Accenture, an die der Softwarekonzern Finanzaufgaben ausgelagert hat, war betroffen.
In den vergangenen Jahren erzwangen die chinesischen Behörden bereits Preissenkungen von Medikamenten, Milchpulver oder Schmuck. Kartelluntersuchungen in der Nahrungsmittelindustrie zogen hohe Geldstrafen nach sich.
Chinas Auto-Lobby setzt ausländischen Autobauern die Pistole an die Brust