Politik

Bundesregierung findet keinen Käufer für die Commerzbank

Die Commerzbank bleibt weiter im Eigentum des Staats: Bisher hat sich kein ernsthafter Interessent gefunden, der dem deutschen Steuerzahler das Risiko abnehmen will. Die Bundesregierung redet sich die missliche Lage mit flapsigen Sprüchen schön.
20.08.2014 10:57
Lesezeit: 1 min

Die Bundesregierung findet keinen Käufer für die Commerzbank und kann ihre Beteiligung an der Commerzbank daher nicht vor dem Abschluss des groß angelegten Konzernumbaus verkaufen.

"Wir sind kein Eigentümer auf Dauer. Aber ich sehe keinen Grund, ausgerechnet jetzt auszusteigen", sagte Finanzstaatssekretär Thomas Steffen dem Manager Magazin laut einem Vorabbericht vom Mittwoch. Die Umstrukturierung soll sich nach den Plänen von Vorstandschef Martin Blessing bis 2016 hinziehen. "Wenn wir jetzt aussteigen würden, hieße das ja, dass wir nicht an die Pläne des Managements glauben", sagte Steffen. Der Bund, der die zweitgrößte deutsche Bank in der Finanzkrise mit mehr als 18 Milliarden Euro gestützt hatte, hält noch 17 Prozent an der Commerzbank.

Steffen bestätigte, dass die Bundesregierung "immer mal wieder Gesprächsanfragen" in Bezug auf die Commerzbank erhalte. Man führe aber keine "Geheimgespräche an der Autoraststätte", um seinen Anteil loszuwerden.

Grundsätzlich schließt der Staatssekretär auch einen Verkauf an eine ausländische Bank nicht aus. Deutschland glaube an einen europäischen Markt, auch wenn er nicht ausreichend entwickelt sei. "Wir können nicht bei jeder Gelegenheit den Binnenmarkt propagieren und uns dann auf nationale Champions fokussieren", sagte Steffen. Die als mögliche Commerzbank-Käufer gehandelten Großbanken wie BNP Paribas, Santander oder UniCredit haben kein Interesse an der Bank gezeigt.

Die Commerzbank gilt ab gefährdet, beim kommenden Stresstest der EZB Probleme zu bekommen. In der Banken-Branche wird allerdings nicht erwartet, dass die vom Steuerzahler gerettete Bank komplett durchfällt. Dies wäre ein massiver Affront gegen Deutschland, den Mario Draghi nicht wagen dürfte - braucht er doch die deutsche Unterstützung die nächste Geldschwemme zur Rettung der Banken Südeuropas.

Zuletzt war die Bank in die Schlagzeilen geraten, weil sich das Management satte Boni ausgezahlt hatte. Dazu hatte der Grüne Abgeordnete Gerhard Schick festgestellt: „Die Kontrolle durch die Eigentümer versagt bei der Commerzbank, wenn mit 300 Millionen Euro etwa das Zehnfache an Boni ausgeschüttet wird im Vergleich zum erwarteten Jahresüberschuss von 31 Millionen Euro. Wenn sich private Aktionäre das gefallen lassen, muss das die Politik nicht interessieren. Doch bei der Commerzbank geht uns das alle etwas an, denn der Staat ist Mehrheitseigner. So bereichern sich die Manager der Bank mit ihren Ansprüchen hier indirekt auf Kosten der Steuerzahler, für die das Engagement bei der Commerzbank seit Jahren ein riesiges Verlustgeschäft ist. Die Bundesregierung muss hier ihre Eigentümerinteressen im Sinne der Steuerzahler vertreten und für eine Korrektur sorgen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Feiertage abschaffen: Wirtschaftlicher Nutzen bleibt fraglich
20.06.2025

Bringt die Abschaffung von Feiertagen wirklich mehr Wirtschaftswachstum? Eine aktuelle Studie analysiert reale Beispiele aus mehreren...

DWN
Politik
Politik Internationales Wirtschaftsforum in St. Petersburg: Putin spricht zur Weltlage – und Selenskyj stellt seine Legitimität infrage
20.06.2025

Während Russland sich beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg als globaler Akteur inszeniert, stellt die Ukraine Putins...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell: Börse erholt sich zum Start in den Freitagshandel nach mehreren Verlusttagen
20.06.2025

Der DAX hat eine schwierige Woche hinter sich – doch am Freitag zeigt sich Hoffnung. Die Anleger blicken auf politische Entwicklungen und...

DWN
Politik
Politik Iran-Israel-Krieg: Europäische Initiative zur Lösung des Atomkonflikts
20.06.2025

Der militärische Konflikt zwischen Israel und dem Iran spitzt sich weiter zu – doch parallel bemühen sich europäische Diplomaten um...

DWN
Technologie
Technologie EU-Energielabel für Smartphones kommt
20.06.2025

Ein neues EU-Energielabel soll Verbraucherinnen und Verbrauchern beim Kauf von Smartphones und Tablets künftig zeigen, wie effizient,...

DWN
Finanzen
Finanzen Analysten warnen: Ein globaler Börsencrash rückt näher
20.06.2025

Ein Börsencrash droht – das ist die Meinung einiger Aktienexperten. Der Grund: Der Nahost-Konflikt könnte die Ölpreise treiben und...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gigafactory: Telekom, Ionos und Schwarz-Gruppe kämpfen um EU-Zuschlag
19.06.2025

Mehrere Milliarden Euro und ein strategisches Zukunftsprojekt: Die EU will Gigafactories für künstliche Intelligenz aufbauen – auch in...

DWN
Finanzen
Finanzen Israel-Iran-Krieg: Tanker in der Schusslinie – droht der nächste Ölpreis-Schock?
19.06.2025

Der Krieg zwischen dem Iran und Israel spitzt sich zu – und die globale Energieversorgung steht auf dem Spiel. Droht bald ein...