Deutschland

Milliarden-Verlust: Russische Investoren meiden Standort Deutschland

Russland hat im Jahr 2014 noch keine einzige Unternehmens-Neuansiedlung vorgenommen. Das Standort-Marketing der Bundesregierung fürchtet Milliarden-Verluste für Deutschland, wenn der Trend anhält. Wolfgang Schäuble bezeichnet die Folgen der Russland-Sanktionen als "nicht gravierend".
27.08.2014 10:57
Lesezeit: 1 min

Angesichts der politischen Turbulenzen machen russische Investoren einen großen Bogen um Deutschland. Im ersten Halbjahr registrierten weder die Wirtschaftsfördergesellschaften der 16 Bundesländer noch die für das Standortmarketing der Bundesrepublik zuständige Germany Trade & Invest (GTAI) eine Neuansiedlung russischer Unternehmen. "Das hat sicherlich mit der Ukraine-Krise zu tun", sagte GTAI-Experte Robert Hermann am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters.

Im Gesamtjahr 2013 hatten russische Investoren noch elf neue Projekte angeschoben - von der Produktion über den Vertrieb bis hin zu Forschung und Entwicklung. 2012 waren es sogar 13 Initiativen. Der Bestand russischer Direktinvestitionen in Deutschland wird auf über drei Milliarden Euro beziffert und ist damit mehr als doppelt so groß wie der von China.

Die GTAI hält trotz der aktuellen Flaute eine Verbesserung der Lage für möglich. "Deutschland spielt traditionell eine große Rolle für russische Unternehmen und bleibt einer der attraktivsten Standorte in Europa", sagte Hermann. "Ein langfristiger Trend lässt sich zudem nicht aus der Betrachtung eines Halbjahres herauslesen."

Deutschland hat zusammen mit der EU und den USA Sanktionen gegen Russland wegen des Vorgehens auf der Krim und in der Ostukraine verhängt. Diese wurden im Juli nochmals verschärft, was Sorgen vor einem Handelskrieg schürt. Russland kämpft zudem gegen den wirtschaftlichen Abschwung, der schon 2013 und damit vor der Ukraine-Krise einsetzte. Die deutschen Exporte dorthin brachen deshalb im ersten Halbjahr um 15,5 Prozent auf knapp 15,3 Milliarden Euro ein.

Bei anderen Ländern steht Deutschland als Investitionsstandort nach dem Rekordjahr 2013 weiter hoch im Kurs. "Im ersten Halbjahr registrierten allein wir 56 Neuansiedlungen ausländischer Unternehmen", so GTAI-Experte Hermann. "Auch in vielen Bundesländern wie Bayern, Baden-Württemberg und Berlin ist das Interesse noch größer als im vergangenen Jahr." 2013 siedelten sich insgesamt 992 ausländische Firmen neu an, so viele wie noch nie. Sie kamen vor allem aus den USA und China. Der Standort Deutschland punktet dabei vor allem mit sozialem Frieden, Rechtssicherheit und guter Infrastruktur.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hält die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krisen in der Ukraine sowie im Nahen und Mittleren Osten bislang für überschaubar. In einem Interview der "Passauer Neuen Presse" vom Mittwoch sagte Schäuble: "Im Augenblick ist die Situation beherrschbar." In Deutschland sei die wirtschaftliche Lage nach wie vor stabil - vor allem dank der robusten Binnennachfrage. Die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft seien nicht gravierend.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen „Banknoten-Paradoxon“: Milliarden unter den Matratzen - Bargeldmenge steigt weiter
15.06.2025

Ungeachtet der stetig abnehmenden Bedeutung von Scheinen und Münzen beim alltäglichen Einkauf steigt die im Umlauf befindliche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Kleinkrieg“ um Lkw-Plätze: Autoclub kritisiert Überfüllung
15.06.2025

Auf und an Autobahnen in Deutschland fehlen viele tausend Lkw-Stellplätze – nach einer Kontrolle an Rastanlagen beklagt der Auto Club...

DWN
Politik
Politik Machtverschiebung in Warschau: Der Aufstieg der Nationalisten bringt Polen an den Abgrund
15.06.2025

In Polen übernimmt ein ultrakonservativer Präsident die Macht – während die liberale Regierung um Donald Tusk bereits ins Wanken...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trotz US-Verboten finden chinesische Tech-Giganten Wege, um im KI-Rennen zu bleiben
14.06.2025

Die USA wollen Chinas Aufstieg im KI-Sektor durch Exportverbote für High-End-Chips stoppen. Doch Konzerne wie Tencent und Baidu zeigen,...

DWN
Technologie
Technologie Einsatz von Tasern: Diskussion um „Aufrüstung“ der Polizei
14.06.2025

Taser gelten als umstritten, nun will Innenminister Alexander Dobrindt damit die Bundespolizei ausrüsten. Kritik kommt von Niedersachsens...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividendenstrategie: Für wen sie sich im Aktiendepot lohnen kann
14.06.2025

Mit einer Dividendenstrategie setzen Anleger auf regelmäßige Erträge durch Aktien. Doch Ist eine Dividendenstrategie sinnvoll, wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krisenmodus in der Industrie: Autohersteller weichen Chinas Regeln aus
14.06.2025

Weil China den Export kritischer Magnetstoffe drastisch beschränkt, geraten weltweite Lieferketten ins Wanken. Autohersteller suchen eilig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft H&M baut Milliardenhandel mit Secondhand-Mode aus
14.06.2025

H&M will das Image der Wegwerfmode abschütteln – mit gebrauchten Designerstücken mitten im Flagshipstore. Wird ausgerechnet Fast...