Die Arbeitslosigkeit in Spanien ist im August erstmals seit gut einem halben Jahr wieder gestiegen. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen kletterte um rund 8000 auf 4,43 Millionen, wie das Arbeitsministerium am Dienstag mitteilte. Dies entspricht einem Plus von 0,2 Prozent zum Juli.
Mit dem erneuten Anstieg endet eine sechsmonatige Phase des Aufschwungs auf dem spanischen Arbeitsmarkt, in der die Erwerbslosenquote kontinuierlich gefallen war. Doch die Lage am Jobmarkt ist nach wie vor einer der größten Hemmschuhe für die Konjunktur in Spanien. Denn die Arbeitslosenquote betrug im zweiten Quartal 24,5 Prozent. Innerhalb der Euro-Zone schneidet nur Griechenland noch schlechter ab.
Jetzt hat eine neue OECD-Studie zusätzlich berechnet, dass auch 40 Prozent derjenigen mit Job in Spanien besonders gefährdet sind, ihren Job zu verlieren. Nirgend sonst ist das Risiko eines Jobverlusts so hoch wie hier. Die Qualität der Jobs ist schlecht, es handelt sich meist um prekäre Beschäftigung und der Stundenlohn ist in Spanien sogar schlechter als in Griechenland.
Politiker sind über die Interpretation der neuerlichen Zahlen uneins. Oppositionpolitiker Pedro Sánchez Pérez-Castejón fordert der Zeitung El Diario zufolge sofortige und entschiedene Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit, um einen Anstieg ins „Unerträgliche“ zu verhindern.
Der bekannte Wirtschaftsexperte Cuadrado äußerte gegenüber der Wirtschafts-Zeitschrift Expansion die Befürchtung, dass von den aktuell 5 Millionen spanischen Arbeitslosen etwa zwei Millionen „nie mehr einen Arbeitsstelle finden“. Cuadrados Berechnungen zufolge reiche das spanische Wirtschaftswachstum höchstens aus, um ein paar neue Jobs zu schaffen, langfristig müsse Spanien dafür jedoch sein komplettes Wirtschaftsmodell umkrempeln.
Die Vize-Regierungschefin Soraya Sáenz de Santamaría hingegen sieht ihr Land weiter im Aufschwung: Spanien habe sich in nur zweieinhalb Jahren „vom Rande der Staatspleite zur Wachstumslokomotive in der Eurozone“ entwickelt.
Spanien befindet sich seit einigen Monaten in einer Phase der wirtschaftlichen Erholung. Nach einer langen Rezession zog die Konjunktur im Frühjahr um 0,6 Prozent an. Damit hängte die viertgrößte Volkswirtschaft im Währungsraum die drei Schwergewichte Deutschland, Frankreich und Italien ab.