Politik

Spanien: „2 Millionen Arbeitslose schaffen nie mehr Rückkehr in Job“

Lesezeit: 1 min
05.09.2014 00:06
Die Arbeitslosenquote ist in Spanien erneut gestiegen. Die Opposition fürchtet einen neuen Anstieg ins „Unerträgliche“. Ein Ökonom hat berechnet, dass zwei der fünf Millionen Arbeitslosen in Spanien „nie mehr einen Job finden werden“. Doch die spanische Regierung sieht sich als neuen Wachstumsführer in der Eurozone.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die Arbeitslosigkeit in Spanien ist im August erstmals seit gut einem halben Jahr wieder gestiegen. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen kletterte um rund 8000 auf 4,43 Millionen, wie das Arbeitsministerium am Dienstag mitteilte. Dies entspricht einem Plus von 0,2 Prozent zum Juli.

Mit dem erneuten Anstieg endet eine sechsmonatige Phase des Aufschwungs auf dem spanischen Arbeitsmarkt, in der die Erwerbslosenquote kontinuierlich gefallen war. Doch die Lage am Jobmarkt ist nach wie vor einer der größten Hemmschuhe für die Konjunktur in Spanien. Denn die Arbeitslosenquote betrug im zweiten Quartal 24,5 Prozent. Innerhalb der Euro-Zone schneidet nur Griechenland noch schlechter ab.

Jetzt hat eine neue OECD-Studie zusätzlich berechnet, dass auch 40 Prozent derjenigen mit Job in Spanien besonders gefährdet sind, ihren Job zu verlieren. Nirgend sonst ist das Risiko eines Jobverlusts so hoch wie hier. Die Qualität der Jobs ist schlecht, es handelt sich meist um prekäre Beschäftigung und der Stundenlohn ist in Spanien sogar schlechter als in Griechenland.

Politiker sind über die Interpretation der neuerlichen Zahlen uneins. Oppositionpolitiker Pedro Sánchez Pérez-Castejón fordert der Zeitung El Diario zufolge sofortige und entschiedene Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit, um einen Anstieg ins „Unerträgliche“ zu verhindern.

Der bekannte Wirtschaftsexperte Cuadrado äußerte gegenüber der Wirtschafts-Zeitschrift Expansion die Befürchtung, dass von den aktuell 5 Millionen spanischen Arbeitslosen etwa zwei Millionen „nie mehr einen Arbeitsstelle finden“. Cuadrados Berechnungen zufolge reiche das spanische Wirtschaftswachstum höchstens aus, um ein paar neue Jobs zu schaffen, langfristig müsse Spanien dafür jedoch sein komplettes Wirtschaftsmodell umkrempeln.

Die Vize-Regierungschefin Soraya Sáenz de Santamaría hingegen sieht ihr Land weiter im Aufschwung: Spanien habe sich in nur zweieinhalb Jahren „vom Rande der Staatspleite zur Wachstumslokomotive in der Eurozone“ entwickelt.

Spanien befindet sich seit einigen Monaten in einer Phase der wirtschaftlichen Erholung. Nach einer langen Rezession zog die Konjunktur im Frühjahr um 0,6 Prozent an. Damit hängte die viertgrößte Volkswirtschaft im Währungsraum die drei Schwergewichte Deutschland, Frankreich und Italien ab.

 


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Politik
Politik Tiefpunkt der Brandenburger Politik: Ministerin entlassen - Minister tritt zurück
23.11.2024

Machtprobe im Streit um die Klinikreform: Regierungschef Dietmar Woidke entlässt in der Bundesratssitzung die grüne Gesundheitsministerin...

DWN
Politik
Politik Rocketman: Putin kündigt Serienproduktion neuer Mittelstreckenwaffe an
23.11.2024

Der Westen verurteilt den Einsatz der neuen russischen Mittelstreckenrakete gegen die Ukraine als neuerliche Eskalation - Moskau feiert...

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung vor Engpässen: DRV fordert Maßnahmen zur Stabilisierung
23.11.2024

Die Deutsche Rentenversicherung warnt vor einer möglichen Finanzierungslücke bis 2027. Trotz stabiler Einnahmen erfordert die Rentenkasse...

DWN
Politik
Politik Streit ums liebe Geld: UN-Klimagipfel geht in die Verlängerung
22.11.2024

Milliarden für den Klimaschutz – doch wie weit sind die Staaten wirklich bereit zu gehen? Auf der UN-Klimakonferenz in Baku entbrannte...

DWN
Politik
Politik Netanjahu Haftbefehl: Deutschland und die rechtliche Zwickmühle
22.11.2024

Der Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erschüttert die internationale Bühne. Deutschland sieht sich in einem schwierigen Spagat:...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch kürzt 5.550 Stellen - 3.800 davon in Deutschland
22.11.2024

Bosch steht vor massiven Einschnitten: Bis zu 5.550 Stellen sollen wegfallen, davon allein 3.800 in Deutschland. Die Krise in der...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2025: Nach Kurskorrektur steigt der Goldpreis aktuell - wohin geht die Reise?
22.11.2024

Der Goldpreis steht derzeit im Fokus von Anlegern und Edelmetallexperten. Gerade in unsicheren Zeiten wollen viele Investoren Gold kaufen,...

DWN
Politik
Politik Iranisches Atomprogramm: Teheran will mehr Uran anreichern
22.11.2024

Droht der Iran dem Westen mit neuen Atomwaffen? Die IAEA warnt, Teheran wehrt sich – und eskaliert die Urananreicherung. Jetzt könnten...