Politik

Neuer EU-Kommissar für Energie ist ein Mann der Erdöl-Industrie

Noch vor Amtsantritt kommt der neue EU-Kommissar für Energie und Klimawandel Miguel Arias Cañete wegen Interessenkonflikten in die Kritik. Der ehemalige spanische Umweltminister hält Anteile an zwei Ölfirmen. In seiner Heimat wurde Cañete seit langem für seine Umwelt-Politik kritisiert: Er hat sich mit seiner Partei für Fracking, Ölförderung und Atomkraft eingesetzt.
18.09.2014 00:49
Lesezeit: 1 min

Der Amtsantritt des neuen EU-Kommissars für Energie und Klimawandel wird durch einen handfesten Interessenkonflikt gefährdet: Der Spanier Miguel Arias Cañete hält Anteile an zwei Ölfirmen, die er erst nach massiver Kritik aus Medien und Opposition kurz vor seiner Anhörung im EU-Parlament verkauft.

Der Wert seiner beiden Beteiligungen beläuft sich auf 326.000 Euro, basierend auf seiner Einkunftserklärung vor dem spanischen Kongress 2011. Cañete habe den Verkauf der Aktien im selben Moment veranlasst, in dem er als Kommissar designiert wurde, zitiert die spanische Zeitung El País den Politiker. Allerdings kann ein Verkauf die Zweifel an Cañetes Interessenkonflikt kaum beseitigen: Sein Schwager, Miguel Domecq leitet die beiden Unternehmen Ducor und Petrologis Canarias.

Zudem kommt das strategische Einlenken reichlich spät: In seiner spanischen Heimat wurde der ehemalige Umweltminister von Beginn an heftig für seine Umweltpolitik kritisiert. Dort spielte Cañete seine Beteiligungen an den Ölfirmen, bei denen er auch zeitweise im Aufsichtsrat saß, bislang herunter. Deren Geschäft bestehe lediglich in einer harmlosen „Lagerung“ von Brennstoffen. Ob Cañete seine Anteile wirklich verkauft hat oder über eine Treuhand weiter hält, ist unklar.

Die Unternehmen Ducor und Petrologis Canarias kümmern sich in ihrem Kerngeschäft zwar tatsächlich um die Lagerung von Treibstoff auf See und der Betankung von Schiffen. Allerdings kritisieren Umweltschützer eben diese Praxis des so genannten „Bunkering“ als besonders gefährlich und belastend für die Umwelt.

Auch in allen anderen Punkten brachte seine Umwelt-Politik Cañete massive Kritik ein: Er hat in Spanien den Weg für Fracking frei gemacht, die Fördermethode für Schiefergas, die als besonders umweltbelastend gilt. Mit seiner Partei habe er zudem die Ölförderung vorangetrieben, die Laufzeit von Atomkraftwerken verlängert und den Ausbau der erneuerbaren Energien gebremst, kommentiert unter anderem die spanische el Diario.

Entsprechend kritisiert die Zeitung seine Ernennung zum Umwelt-Kommissar als „skandalösen Fehler der EU“ und nennt Cañete einen „Öl-Lobbyisten“ und „Klima-Feind“.

Die grüne EU-Parlamterarierin Marina Albiol hält den Spanier ebenfalls für eine Fehlbesetzung. Cañete auf den Posten für Klima und Energie zu hieven sei „als ließe man den Fuchs die Hühner bewachen.“ Albiol will daher mit ihrer Partei gegen Cañete stimmen: „Wir wissen nicht ob er für sein eigenes Wohl oder für das Gemeinwohl arbeitet.“ Er sei Teil einer Regierung, „die klar auf Fracking und Ölförderung setzt, deren Gesetzgebung die Energie-Armut für Millionen Spanier verschlimmert hat und die die Finanzierung der erneuerbaren Energien zu dem einzigen Zweck verändert hat, den großen Energie-Konzernen zu gefallen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Lokale Rechenzentren: Auslaufmodell oder Bollwerk digitaler Souveränität?
19.07.2025

Cloud oder eigenes Rechenzentrum? Unternehmen stehen vor einem strategischen Wendepunkt. Lokale Infrastruktur ist teuer – aber oft die...

DWN
Panorama
Panorama Rentenvergleich: So groß ist der Unterschied zwischen Ost und West
19.07.2025

Im Osten der Republik erhalten Frauen im Schnitt deutlich mehr Rente als im Westen. Jahrzehntelange Unterschiede in der Erwerbsbiografie...

DWN
Finanzen
Finanzen Erbe aufteilen: So sichern Sie den Verbleib Ihres Partners im gemeinsamen Haus
19.07.2025

Sind Sie wiederverheiratet und haben Kinder aus früheren Beziehungen? Dann ist besondere Vorsicht geboten, wenn es darum geht, Ihr Erbe...

DWN
Finanzen
Finanzen Unser neues Magazin ist da: Kapital und Kontrolle – wem gehört Deutschland?
19.07.2025

Deutschland ist reich – doch nicht alle profitieren. Kapital, Einfluss und Eigentum konzentrieren sich zunehmend. Wer bestimmt wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Wann Verspätungszuschläge unzulässig sind
19.07.2025

Viele Steuerzahler ärgern sich über Verspätungszuschläge, wenn sie ihre Steuererklärung zu spät abgeben. Doch nicht immer ist die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...