Technologie

Bundeswehr mit massiven Qualitäts-Problemen beim Gerät

Die Unterstützung Deutschlands für der Kampf der USA gegen den Terror ist vorerst an den Widrigkeiten der Technik gescheitert: Die niederländische Maschine, mit der ausrangierte Waffen in das Kampfgebiet geflogen werden sollten, war kaputt. Das Flugzeug konnte sich erst in der Nacht auf den Weg in den Irak machen. Insgesamt hat die Bundeswehr aus Geldmangel offenbar gravierende Probleme, ihre Gerätschaften in Schuss zu halten.
24.09.2014 22:10
Lesezeit: 2 min

Defekte Transportmaschinen haben die erste deutsche Waffenlieferung an die Kurden im umkämpften Nordirak verzögert. Am Mittwochmittag sollten von Leipzig aus Waffen und Munition nach Bagdad geflogen werden, das vorgesehene Flugzeug der niederländischen Luftwaffe war aber kaputt. Auch eine Gruppe deutscher Militär-Ausbilder auf dem Weg in den Irak saß am Abend weiter in Bulgarien fest - ebenfalls wegen eines defekten Flugzeugs.

Insgesamt sollen 10 000 kurdische Kämpfer mit Waffen für 70 Millionen Euro aus Bundeswehrbeständen ausgerüstet werden. Die Bundesrepublik unterstützt damit den Kampf der Peschmerga gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die weite Teile Syriens und des Irak erobert hat.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) kommentierte die Verzögerungen nicht, räumte aber Probleme beim Lufttransport ein. Insgesamt sei die Truppe aber «hoch leistungsfähig».

Doch Mängel an Fahrzeugen, Hubschraubern und Flugzeugen schränken die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr offenbar weit stärker ein als bisher bekannt. Dies meldeten «Bild»-Zeitung, «Passauer Neue Presse» und die «Süddeutsche Zeitung» unter Berufung auf eine Liste der Bundeswehr.

Die Übersicht hat Generalinspekteur Volker Wieker den Verteidigungspolitikern des Bundestags vorgelegt. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums wollte wegen der Vertraulichkeit des Dokuments dazu keine Stellung nehmen.

Die Angaben der Zeitungen unterscheiden sich im Detail. So stehen laut «Süddeutscher Zeitung» beim Heer von 180 Transportfahrzeugen vom Typ «Boxer» im sogenannten Buchbestand lediglich 70 für Ausbildung, Übungen oder Einsätze parat, während 110 instand gesetzt würden.

Laut «Bild» sind nur 42 der 109 Eurofighter und 38 der 89 Tornados der Luftwaffe momentan für einen Einsatz verfügbar. Als «nicht versorgungsreif» würden außerdem der Kampfhubschrauber Tiger und der Transporthubschrauber NH90 klassifiziert. Der Grünen-Abgeordnete Tobias Lindner sagte dem Blatt, die Lage sei «noch desolater als angenommen».

Wie die «Passauer Neue Presse» (PNP) berichtete, können nur 24 der 43 aktuell verfügbaren Transall-Maschinen C-160 starten. Beim Transporthubschrauber CH-53 seien es nur 16 von 43. Bei der Marine ist demnach nicht nur ein großer Teil der Hubschrauber defekt: Drei der fünf Aufklärungsflugzeuge vom Typ P3-C Orion müssen laut «PNP» wegen Mängeln am Boden bleiben. Auch eine der acht Fregatten sei nicht einsatzbereit, überdies könnten nur sechs der elf Minenabwehreinheiten der Marine genutzt werden.

Erst am Montag war bekanntgeworden, dass die Marine derzeit nur noch maximal 5 ihrer 43 Hubschrauber einsetzen kann.

Leyen sagte nach einem Gespräch mit ihrem rumänischen Kollegen Mircea Dusa in Berlin, sie wolle nicht verhehlen, dass die Bundeswehr auch Material habe, «das schon einige Jahre auf dem Buckel hat». Deswegen sei die Bundeswehr dauerhaft im Dialog mit der Rüstungsindustrie.

Den Bundeswehrausbildern in Bulgarien war zuvor tagelang von den irakischen Behörden die Einreise verweigert worden. Und schon ihr Aufbruch in Deutschland hatte unter keinem guten Stern gestanden: Als sie am Freitag auf dem Nato-Flugplatz Hohn in Schleswig-Holstein losfliegen wollten, war die vorgesehene Transall ebenfalls defekt.

Für die Reparatur der niederländischen Maschine in Leipzig musste ein Ersatzteil eingeflogen werden. Frühestens könne das Flugzeug in der Nacht zum Donnerstag starten, hieß es.

Die Bundeswehr startet am Donnerstag (10.30 Uhr) überdies ihren ersten Ebola-Hilfsflug nach Westafrika. Eine Frachtmaschine soll vom Köln/Bonner Flughafen rund zehn Tonnen Material in die senegalesische Hauptstadt Dakar bringen. Von dort aus soll später eine Luftbrücke nach Monrovia in Liberia eingerichtet werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...