Politik

Irak: Islamischer Staat steigt ins Wasser-Geschäft ein

Der Islamische Staat hat in einigen Gebieten des Iraks die Kontrolle über die Wasser- und Stromversorgung erlangt. Die Menschen sind nun Energie-Kunden der Terror-Gruppe geworden. Zahlreiche Bauern müssen Strom und Wasser über den Islamischen Staat beziehen.
11.10.2014 23:46
Lesezeit: 1 min

Der Islamische Staat (IS) hat im Irak mehrere Staudämme und Wasserspeicher unter seine Kontrolle gebracht. Die IS-Milizen möchten das Wasser als Waffe gegen die Bevölkerung einsetzen, um die Menschen gefügig zu machen und Geld zu verdienen.

„Wir befinden uns in einem Wasser-Konflikt mit dem Islamischen Staat. Dieser will die Wasser-Ressourcen um jeden Preis kontrollieren“, zitiert die Washington Post Abdul Majid Satar, Minister für Landwirtschaft und Wasserressourcen der Autonomen Region Kurdistans (KRG).

Die kurdischen Peschmergas hatten im August mehrere Gebiete zurückerobert, die zuvor vom IS eingenommen wurden. Doch die Terror-Organisation schnitt die aufgegebenen Ortschaften von Wasser und Strom ab. Denn der IS kontrolliert die Stadt Mossul. Dort befinden sich zentrale Wasser- und Stromnetzwerke, an die auch andere Ortschaften angebunden sind.

Wir kamen zurück in unsere Dörfer und sahen, dass wir weder Strom noch Wasser haben. Also mussten wir wieder gehen (…) Selbst wenn sie sich zurückziehen, sind sie noch an der Macht“, sagt der kurdische Bauer Mazoot Shaqer Mohammad .

Im Dorf Gwer verfolgte der IS einen rein finanziellen Ansatz. Die IS-Milizen zogen sich aus dem Weizenanbaugebiet Weiler Talkhaneim zurück. Doch sie machten zwei Brunnen unbrauchbar, indem sie den benötigten Strom für die Generatoren kappten. Anschließend kontaktierten sie die örtlichen Beamten. „Sie forderten 4 Millionen Dinar [3.500 US-Dollar], um den Strom wieder anzuschalten.“, berichtet der kurdische Landwirt Ibrahim Ismail Rasool.

Die kurdische Regionalregierung ist nicht im Stande, den Bauern in ihrer Not auszuhelfen. Also wenden sich viele an den IS, um entgeltlich Strom und Wasser zu beziehen. „Es ist nur fair, dass ich zahle, wenn sie mich mit Strom versorgen“, so Rasool.

Der IS kontrolliert derzeit vier Staudämme entlang der Flüsse Euphrat und Tigris. Die Macht über das Wasser beschert dem IS auch einen großen Einfluss in der Agrarwirtschaft. Denn die Dämme dienen im fruchtbaren Zweistromland der Bewässerung.

Die Wasserstände im Irak sind in den vergangenen Jahren aufgrund verminderten Niederschlags zurückgegangen. Nach Angaben der UN wird die Strömung des Euphrat bis 2025 voraussichtlich um mehr als 50 Prozent sinken.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...