Politik

Türkei: Erdoğan provoziert Gegner und treibt Bau-Projekt im Gezi-Park voran

Die türkische Regierung hält an der Bebauung des Istanbuler Gezi-Parks fest. Türkische Aktivisten protestieren gegen das Vorhaben und wollen Widerstand leisten. Ende Mai 2013 kam es zu landesweiten Zusammenstößen zwischen Gezi-Demonstranten und der Polizei. Es gab zahlreiche Verletzte und sechs Tote.
20.11.2014 00:04
Lesezeit: 1 min

Die türkische Regierung hält an der Neuerrichtung des osmanischen Kasernengebäudes im Istanbuler Gezi-Park fest. Der Bau soll zwischen 2015 und 2019 durchgeführt werden. Doch die Mitglieder der Vereinigung Taksim Solidarität wollen das nicht widerstandslos hinnehmen. Die Gruppe hat angekündigt, den Bau der Kaserne stoppen zu wollen.

Der Aktivist Ali Çerkezoğlu von der Solidaritäts-Plattform Taksim sagte der Zeitung Cumhuriyet, dass die Entscheidung eine Kampfansage der Regierung sei. Doch diese werde nicht unbeantwortet bleiben.

Der Plattform schließen sich der Fan Club des Fußballvereins Beşiktaş Istanbul (Çarşı) und der Homosexuellen-Verband Kaos GL an, berichtet Istanbul Haber.

Die Cumhuriyet hat einige der Reaktionen von Twitter-Nutzern dokumentiert: „Die Bebauung des Gezi-Parks steht erneut auf dem Plan. Das ist verständlich, denn eine Niederlage können diese Herren nur schwer verkraften. Ohne Zweifel werden sie an dem Plan festhalten. Ich hoffe nur, dass die geplante Kaserne das Ende dieser Regierung besiegeln wird.“

Ein weiterer Twitter-Nutzer schreibt: „Im kommenden Jahr sind Parlamentswahlen. Die Regierung wird sich erneut als Opfer darstellen, um daraus Profit zu schlagen.“

CNN Turk berichtet, dass am Montag ein kleiner Bereich des Gezi-Parks schon ausgehoben wurde, um Bushalte-Stellen zu platzieren. Aufgrund des Protests von Nicht-Regierungs-Organisationen musste die Kommune die Arbeiten stoppen.

Ende Mai 2013 brachen in der Türkei die Gezi-Park-Proteste aus. Zehntausende Menschen in zahlreichen Städten des Landes lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei.

Die Demonstranten wollten auch damals die Bebauung des Gezi-Parks in Istanbul verhindern. Zudem organisierten türkische Frauen der Mittelschicht Protestzüge mit Töpfen und Pfannen und forderten den Rücktritt der Erdoğan-Regierung.

Nach Ansicht von Erdoğan sind Nicht-Regierungs-Organisationen aus den USA und der EU die eigentlichen Urheber der Tumulte in der Türkei gewesen. Doch auch die Maidan-Proteste in der Ukraine sollen jene Organisationen provoziert und unterstützt haben. Das behauptete er zumindest in einem Interview mit dem US-Fernsehmoderator Charlie Rose.

Regierungs-Kritiker hingegen werfen dem türkischen Präsidenten seit Jahren einen selbstherrlichen Regierungs-Stil vor. So hat er für etwa fast eine halbe Milliarde Euro aus Steuergeldern einen neuen Präsidentenpalast in einem Naturschutzgebiet bauen lassen. Der Palast soll über 1000 Zimmer verfügen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Home Bias: Warum Anleger oft falsch investieren
22.06.2025

Home Bias ist die Neigung von Anlegern, im eigenen Land oder Währungsraum zu investieren. Immer wieder wird gesagt, dass deutschen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mein Job, dein Job: Jobsharing als Arbeitsmodell der Zukunft?
22.06.2025

Aufgrund gesteigerter Ansprüche von Arbeitnehmern und zunehmendem Fachkräftemangel müssen Unternehmen kreativ werden, was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mahnlauf statt Innovation: Wie Zahlungsausfälle die Wirtschaft bremsen
22.06.2025

Zahlungsverzögerungen belasten Europas Unternehmen massiv. Jeder zweite Betrieb rechnet mit Kundeninsolvenzen – Investitionen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Berkshire Hathaway-Aktie: Warren Buffetts Abgang belastet – wie viel Substanz bleibt?
22.06.2025

Berkshire Hathaway verliert nach Buffetts Rückzug an Kurswert. Die Aktie steht unter Druck – und der Markt stellt die Zukunft des...

DWN
Technologie
Technologie Lebensmittel aus dem 3D-Drucker: Revolution am Esstisch und in der Lebensmittelproduktion?
22.06.2025

Gedrucktes Essen statt Herd und Pfanne? Der 3D-Lebensmitteldruck wächst rasant – zwischen nachhaltiger Vision, Gastronomietrend und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Die Deutschen und ihr Bargeld: Wie sich das Bezahlverhalten entwickelt
22.06.2025

Obwohl die Deutschen nach eigenen Aussagen ihr Bargeld lieben, gewinnt das bargeldlose Bezahlen auch hierzulande an Bedeutung. Das...

DWN
Technologie
Technologie Schwedische Innovation soll Wasserkrise in der Ukraine lösen
21.06.2025

Während Europa über Hilfspakete debattiert, liefern schwedische Firmen sauberes Wasser in eine vom Krieg verwüstete Region. Ist Hightech...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Afrikas Migrationspotenzial: Die globale Ordnung steht vor einer tektonischen Verschiebung
21.06.2025

Afrikas Bevölkerung wächst, während der Westen altert. Millionen gut ausgebildeter Migranten verändern schon heute globale...