Weltwirtschaft

Saudi-Arabien sieht sich für noch niedrigeren Ölpreis gerüstet

Lesezeit: 2 min
28.12.2014 00:33
Der Ölpreis könnte 2015 weiter fallen, denn die OPEC will die Fördermenge um keinen Preis reduzieren. Sie nimmt den niedrigen Preis in Kauf, weil sie weiß, dass die Konkurrenten nicht effizient produzieren können. Saudi-Arabien kommt in diesem Kontext ein Schlüsselrolle zu. Alles deutet darauf hin, dass die Saudis im Verbund mit den USA Russland schaden wollen.
Saudi-Arabien sieht sich für noch niedrigeren Ölpreis gerüstet

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) will Russland mit einem niedrigen Ölpreis in die Knie zwingen. Der Ölpreis ist auf einem Rekord-Tief. Ölproduzenten weltweit leiden unter schwindenden Gewinnen. Nur die OPEC-Staaten, allen voran Saudi-Arabien, können sich einen Preis von 60 US-Dollar pro Barrel Rohöl leisten. Saudi Arabiens Ölminister Ali al-Naimi sagte in einem Interview mit der Middle East Economic Survey, dass eine Kürzung der Ölförderung durch die OPEC unter keinen Umständen erfolgen werde.

Wie tief der Ölpreis noch sinkt, ist der OPEC egal. Alle schwachen Marktteilnehmer sollen aus dem Markt gedrängt werden. Die Ankündigung der Saudis deutet darauf hin, dass die USA und die Saudi-Arabien unverändert an einem Strang ziehen - wohl in der Absicht, Russland zu schaden. Die Saudis profitieren darüber hinaus von der Schwächung ihrer Konkurrenten.

Die USA haben Schieferöl-Reserven von 20 Prozent des Weltmarktes, exportieren aber lediglich 4 Prozent des weltweiten Bedarfes. Die OPEC-Staaten hingegen produzieren 40 Prozent des weltweiten Bedarfes an Rohöl. Dieser Marktanteil soll mit aller Macht verteidigt werden.

Der Saudi-Arabische Ölminister Ali-Al Naimi betonte, dass die OPEC-Staaten die Rohölförderung unter keinen Umständen reduzieren werden, um den Preis wieder nach oben zu treiben. Im Gegenteil: Naimi will die Produktion sogar noch erhöhen, um die Konkurrenten außerhalb der OPEC weiter unter Druck zu setzen.

Die Maxime dieses Handels nennt er das Grundprinzip aller ökonomischen Staaten: Die Staaten mit der höchsten Effizienz bei der Produktion hätten auch einen Anspruch auf den größten Marktanteil.

Mit dieser Argumentation nimmt die OPEC sogar eine Staatspleite Russlands in Kauf. Russland leidet unter dem niedrigen Ölpreis, da die Wirtschaft stark von dem Export von Rohöl abhängig ist. Der US-Amerikanischen Energy Information Administratin (EIA) bleibt Russland nichts anderes übrig als die Ölförderung 2015 um etwa 100.000 Barrel pro Tag zu senken, um Verluste im Rahmen zu halten. Russlands Energieminister Alexander Novak bestätigt dies indirekt, da er im kommenden Jahr von sinkenden Exporten ausgeht (-4,3%).

Auch in den USA soll die Fördermenge um 100.000 Barrel pro Tag reduziert werden. Zero Hedge berichtet gar von Stellenstreichungen in einigen Fördergebieten der ansonsten boomenden Industrie.

Nur Kanada könnte länger von einem niedrigen Ölpreis Gewinne einstreichen. Die Auftragsbücher sind auf lange Zeit gefüllt, die Produktion gesichert. Sogar bei einem Ölpreis von 40 Dollar pro Barrel könnte Kanada noch Verluste verhindern.

Doch sollte die OPEC ihre harte Linie auch in 2015 weiter verfolgen, könnte der Ölpreis tiefer sinken. Die Saudis, die 30 Prozent des weltweiten Bedarfs an Öl ausliefern, haben dann den längsten Atem und halten alle Karten in der Hand. Sie bestimmen, wie lange sie das Ölpreis-Diktat aufrechterhalten und welchen Konkurrenten dabei Schaden zufügen können. Die Verunsicherung ist in Russland bereits zu spüren.

 

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Smallcap-Aktien: Lohnt sich ein Investment?
29.03.2024

Nebenwerte sind derzeit relativ gering bewertet und könnten von Zinssenkungen profitieren. Macht ein Einstieg Sinn für risikobereite...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Erholung der deutschen Wirtschaft verzögert sich
29.03.2024

Europas größte Volkswirtschaft kommt nicht richtig in Fahrt. Die Aussichten für die nächsten Monate sind nach Experteneinschätzung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Reiseziele: So manche Überraschung im Sommerflugplan
29.03.2024

Ab Ostern tritt an den deutschen Flughäfen der neue Sommerflugplan in Kraft. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten haben für Sie als Leser...

DWN
Politik
Politik Vor 20 Jahren: Größte Erweiterung der Nato - eine kritische Betrachtung
29.03.2024

Am 29. März 2004 traten sieben osteuropäische Länder der Nato bei. Nicht bei allen sorgte dies für Begeisterung. Auch der russische...

DWN
Technologie
Technologie Viele Studierende rechnen mit KI-Erleichterungen im Joballtag
29.03.2024

Vielen Menschen macht Künstliche Intelligenz Angst, zum Beispiel weil KI Arbeitsplätze bedrohen könnte. In einer Umfrage stellte sich...

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...