Politik

Justizminister Maas fordert Pegida zu Absage von Montags-Demo auf

Lesezeit: 2 min
11.01.2015 17:17
Bundesjustizminister Heiko Maas hat die Veranstalter der Pegida aufgefordert, die geplante Montagsdemo in Dresden abzusagen. Bundeskanzlerin Angela Merkel erneuerte ihre Aufforderung an die Deutschen, nicht zur Demonstration zu gehen. CSU-Chef Seehofer fordert, dass die Pegida-Demos "auf absehbare Zeit" abgesagt werden sollten.
Justizminister Maas fordert Pegida zu Absage von Montags-Demo auf

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Reuters meldet:

Kurz vor der für Montagabend geplanten neuen Demonstration der asyl- und islamkritischen Pegida-Bewegung in Dresden hat Justizminister Heiko Maas die Organisationen zur Absage der Kundgebung aufgefordert. "Hätten die Organisatoren einen Rest von Anstand, würden sie diese Demonstrationen einfach absagen", sagte der SPD-Politiker der "Bild"-Zeitung (Montagausgabe) unter Verweis auf die jüngsten Anschläge in Frankreich. Die Opfer hätten es nicht verdient, "von solchen Hetzern missbraucht zu werden", sagte der SPD-Politiker laut Vorabbericht. Die Pegida-Initiatoren haben ihre Anhänger dazu aufgerufen, im Gedenken an die Opfer von Paris am Montag Trauerflor zu tragen.

Vor der Dresdner Frauenkirche folgten am Samstag rund 35.000 Menschen einem Aufruf der sächsischen Landesregierung und nahmen an einer Kundgebung für Weltoffenheit und Mitmenschlichkeit teil. Die Demonstration sollte ein Zeichen gegen Pegida setzen, an deren Demonstration sich vergangene Woche rund 18.000 Menschen beteiligt hatten.

Aus der Politik wurde erneut scharfe Kritik an den "Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes" laut. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte in Hamburg, die Aufforderung in ihrer Neujahrsansprache, sich den Pegida-Demonstrationen nicht anzuschließen, gelte weiter. In ihrer wöchentlichen Internet-Botschaft sagte sie zudem: "Wo Hass und Vorurteile zu Hause sind, da werden wir auch keine guten Lösungen für uns alle finden." Deshalb müsse sich jeder zu den Grundwerten des Landes bekennen, wozu das Recht auf Asyl für verfolgte Menschen gehöre.

In der Politik herrscht die Sorge, dass Pegida durch das mutmaßlich islamistische Attentat auf die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" mit zwölf Toten weiteren Zulauf bekommen wird.

Maas nannte es "widerlich", wie die Organisatoren der Demonstrationen das Verbrechen von Paris ausschlachten wollten. "In Dresden wollen Menschen mit Trauerflor am Arm eben jener Opfer in Paris gedenken, die sie vor einer Woche noch als Lügenpresse beschimpft haben", monierte er. Innenminister Thomas de Maiziere (CDU) sagte, die Instrumentalisierung eines so schrecklichen Mordanschlags für eigene Zwecke sei schäbig. "Was Pegida da betreibt, ist ein unlauteres Spiel mit Worten", sagte er der "Bild am Sonntag".

Laut einem Bericht "Frankfurter Rundschau" bemühen sich die Veranstalter, die Pegida-Gruppe zu einer festen Organisation mit eigenen Einnahmen zu machen. Das Dresdner Finanzamt prüfe den Antrag des Vereins auf Anerkennung der Gemeinnützigkeit. Spenden an das Bündnis würden dann von der Steuer absetzbar. Steuerrechtlern zufolge gibt es dafür aber einige Hürden.

Die dpa meldet:

Nach dem Terror in Paris hat CSU-Chef Horst Seehofer die Pegida-Organisatoren aufgerufen, bis auf weiteres auf ihre allwöchentlichen Proteste zu verzichten. "Ich möchte die Verantwortlichen (...) auffordern, dass sie jetzt, wo die ganze Welt trauert und schockiert ist über die Vorgänge in Paris, auf absehbare Zeit ihre Demonstrationen absagt", sagte der bayerische Ministerpräsident am Sonntagabend im "Bericht aus Berlin" in der ARD. Seehofer betonte, er habe "mit den Parolen von Pegida überhaupt nichts am Hut", und fügte hinzu: "Sie sind auch völlig unzutreffend."


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Politik
Politik Rot-Grün strebt Entlastung bei Stromkosten an - Mehrheitsfindung im Fokus
03.12.2024

Die rot-grüne Minderheitsregierung plant eine Entlastung bei Stromkosten für Unternehmen. Das Bundeskabinett hat in einem Umlaufverfahren...

DWN
Politik
Politik Kriegsrecht: Südkoreas Präsident erklärt Ausnahmezustand – was das genau heißt
03.12.2024

In einer überraschenden Ansprache hat Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol das Kriegsrecht ausgerufen. In einer live übertragenen Rede...

DWN
Politik
Politik Warum sich Ungarn „Viktor Donald Scholz“ wünscht - und eine Zeitmaschine
03.12.2024

Ungarn hat im Sommer die EU-Ratspräsidentschaft übernommen – ist jedoch ausgegrenzt und weitgehend isoliert. Nicht erst seit dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Rene Benko: Haftbefehl gegen Signa-Gründer durch italienische Justiz
03.12.2024

Die italienische Justiz hat einen Haftbefehl gegen Rene Benko, den Gründer der insolventen Immobilien- und Handelsgruppe Signa, erlassen....

DWN
Politik
Politik Regierungskrise Frankreich: Michel Barnier steht nach Misstrauensantrag vor dem Aus
03.12.2024

Nach den jüngsten Misstrauensanträgen gegen die französische Regierung werden in Paris bereits mögliche Nachfolger von Premier Michel...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell: Neues DAX-Allzeithoch bei über 20.000 Punkten - drohen nun Gewinnmitnahmen?
03.12.2024

Steil bergauf geht es für den DAX aktuell: Nach dem DAX-Allzeithoch am Montag kletterte der deutsche Leitindex am Dienstag über die Marke...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Warnstreik: Rund 100.000 Beschäftigte legen Arbeit nieder
03.12.2024

Die IG Metall hat ihre VW-Warnstreiks vorerst beendet. Insgesamt haben sich an den beiden Streiktagen nahezu 100.000 Beschäftigte an dem...