Politik

US-Analysten: Attentäter auf Charlie Hebdo waren Profis

US-Terror-Experten sind der Auffassung, dass es sich bei den Attentätern auf das Satire-Magazin Charlie Hebdo um ausgebildete Profis handelte. Sie seien eiskalt und nicht wie ein Himmelfahrts-Kommando vorgegangen. Parallelen zum norwegischen Massenmörder Anders Breivik seien zu erkennen. Die neue Form des internationalen Terrors werde die Gesellschaft spalten.
11.01.2015 03:17
Lesezeit: 1 min

Eine Analysten-Gruppe von der US-Denkfabrik RAND Corporation erkennt Besonderheiten beim Attentat gegen das Satire-Magazin „Charlie Hebdo“. Bei den Analysten handelt es sich um Andrew Liepman, Brian Jenkins und Stephanie Pezard. Sie haben das Attentat in einem gemeinsamen Gespräch bewertet.

Liepman sagt über die beiden Attentäter, dass es sich bei jenen um Profis handelte. Den gesamten Ablauf „sind wir von Einzelkämpfern nicht gewohnt“.

Die RAND Corporation zitiert Liepman:

„Diese Jungs wurden geschult und diszipliniert, um dann einen Plan auszuführen. Es ist auch interessant zu beobachten, dass es sich bei ihnen nicht um ein Himmelfahrts-Kommando handelte. Doch das waren wir in der Vergangenheit von Al-Qaida-nahen Gruppen gewohnt. Sie schienen ihre Flucht geplant zu haben, was ebenfalls untypisch für derartige Operationen ist.“

Brian Jenkins stimmt Liepman zu und sagt, dass es sich tatsächlich um eine „gut geplante Operation“ handelte, die „erfolgreich“ verlief. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Doch diese Operation werde nun im Zusammenhang mit der erhöhten Terror-Gefahr und einer Reihe von Anschlägen der vergangenen Jahrzehnte gesehen.

Die RAND-Analystin Stephanie Pezard sieht methodische Parallelen zum Breivik-Anschlag 2011 in Norwegen.

Pezard wörtlich:

„Bezüglich seiner Methode und Ziele erinnert diese Attacke in einem kleineren Maßstab an die Tötung von 68 Jugendlichen der norwegischen Arbeiter-Partei durch Anders Breivik. In beiden Fällen handelt es sich um eine geplante und systematische Erschießung von einer Menschen-Gruppe aus politischen Motiven.“

Die Vertreter der muslimischen Gemeinschaft in Frankreich hätten derartige Anschläge und Attacken immer verurteilt. Pezard erwartet, dass auch sehr viele Muslime beim Gedenkmarsch am Sonntag teilnehmen werden.

Jenkins sieht das Problem in doppelte Hinsicht als gefährlich an. Er sagt, dass die Attacke auf „Charlie Hebdo“ Sympathien bei sehr vielen Muslimen hervorrufen werde. Es wird gleichzeitig anti-muslimische Gefühle wecken. Die Einwanderungs-Debatte werde sich auch verschärfen.

Muslimen in Europa werde die Fähigkeit zur Anpassung an westliche Werte abgesprochen. „Das ist ein gesellschaftliches Problem, welches über den Terrorismus hinausgeht“, so Jenkins. Viele Karikaturisten, Zeitungen und Verlage werden sich aus Sicherheitsgründen davor scheuen, Publikationen zu veröffentlichen, um Angriffen aus dem Weg zu gehen.

Die RAND Coporation ist eine strategische US-Denkfabrik mit Hauptsitz in Santa Monica, dei 1948 gegründet wurde. Ihre 1.700 Mitarbeiter beraten zahlreiche US-Institutionen. Bekannte Mitarbeiter von RAND sind Donald Rumsfeld, Daniel Ellsberg, Henry Kissinger und Condoleezza Rice.

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