Finanzen

Bruch mit der EZB: Die Schweiz verliert das Vertrauen in den Euro

Lesezeit: 2 min
15.01.2015 20:01
Die Entkoppelung des Schweizer Franken vom Euro ist eine knallharte Reaktion der Schweizer Nationalbank auf die geplante, massive Geldschwemme der EZB. Bestseller-Autor Matthias Weik sieht in der von niemandem vorhergesehenen Schritt eine historische Entscheidung und einen schweren Schlag gegen das Finanzsystem des künstlichen Geldes.
Bruch mit der EZB: Die Schweiz verliert das Vertrauen in den Euro

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der 15. Januar 2015 wird in die Geschichte eingehen. Bis dato verteidigte die Schweizer Notenbank (SNB) drei Jahre krampfhaft den Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro. Mit dem festgesetzten Mindestkurs beabsichtigte die SNB die Preisstabilität sicherzustellen, musste aber auch jede Aktion von EZB-Chef Draghi mittragen. Um diesen Mindestkurs durchzusetzen hat die SNB die freie Marktwirtschaft außer Kraft gesetzt und wiederholt am Devisenmarkt interveniert. Das Ausmaß der Interventionen, macht die Bilanzsumme der SNB deutlich. Die Devisenbestände der SNB sind auf 525,3 Milliarden Franken angeschwollen. Somit ist die Bilanzsumme mehr als drei Mal so groß wie 2008. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Hüter der Schweizer Währung im Verhältnis fast genauso viel ‚Geld gedruckt‘ haben wie die US-Notenbank FED. In Relation zur Wirtschaftskraft sieht es in der Schweiz sogar noch wahnsinniger aus als in den USA. Die Schweizer haben ihre Bilanzsumme auf 85 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aufgebläht - die Amerikaner lediglich auf 27 Prozent. Folglich hat die SNB ungleich mehr Risiken in der Bilanz als die FED.

Jetzt hat die SNB vor den weiteren Maßnahmen, der EZB - unbegrenzt Staatsanleihen aufzukaufen und somit noch mehr Geld in das System zu pressen – sowie vor den Devisenmärkten endgültig kapituliert. Die Reaktion war knallhart – binnen kürzester Zeit gab es nur noch 0,86 Franken je Euro. In der Spitze stürzte der Euro zum Franken um knapp 30 Prozent ab, der größte Verlust seit Freigabe der Wechselkurse im Jahr 1971. Um die Attraktivität des Frankens zu mindern hat die SNB parallel die Negativzinsen um 0,5 Punkte auf 0,75 Prozent gesenkt. Wer Franken hortet, wird mehr denn je zur Kasse gebeten. Ferner verschiebt die SNB das Zielband für ihren Referenzzins Dreimonats-Libor weiter in den negativen Bereich auf minus 1,25 bis minus 0,25 Prozent. Dem Irrsinn sind Tor und Tür geöffnet. Verheerende Konsequenzen hatte die Entscheidung auf den Schweizer Leitindex SMI – dieser verlor in der Spitze 14 Prozent. Parallel flüchteten die Investoren in Schweizer Anleihen. Die Nachfrage ist mittlerweile so hoch, dass selbst neunjährige Schweizer Staatspapiere eine negative Rendite aufweisen. Dies bedeutet nichts weiter, als dass die Schweiz sogar dann noch Geld von den Anlegern bekommt wenn sie sich von ihnen für neun Jahre Geld ausleiht. Wer kann dies noch ernst nehmen?

Besitzer von Fremdwährungskrediten stehen jetzt vor gewaltigen Problemen. Bis zum 15. Januar 2015 hat man für einen Euro ca. die 1,2 Franken bekommen. Erhält man zukünftig lediglich einen Franken für einen Euro, muss man für einen 100.000-Franken-Kredit ohne Zinsen statt 83.000 Euro nun 100.000 Euro zurückbezahlen. Heute kann noch niemand endgültig die Folgen der Notenbank Entscheidung abschätzen. Die Auswirkungen für die Schweizer Exportwirtschaft werden voraussichtlich immens sein. Ein weiteres Mal ist Unmögliches möglich geworden und das Kartenhaus Finanzsystem hat einen weiteren Schlag bekommen. Es ist mehr denn je an der Zeit umzudenken. Noch ist Zeit und nichts ist alternativlos. Ein spannendes Jahr steht uns bevor.

***

Die beiden Ökonomen, Querdenker und Honorarberater Matthias Weik und Marc Friedrich schrieben 2012 zusammen den Bestseller “Der größte Raubzug der Geschichte“. Es war das erfolgreichste Wirtschaftsbuch 2013. Seit April 2014 gibt es eine aktualisierte und überarbeitete Taschenbuchausgabe. Mit ihrem zweiten Buch, „Der Crash ist die Lösung“, haben sie es bis auf Rang 2 der Spiegel Bestsellerliste geschafft sowie auf Rang 1 im Manager Magazin und Handelsblatt. Das Buch ist seit 7 Monaten auf allen relevanten Bestsellerlisten vertreten und war das erfolgreichste Wirtschaftssachbuch 2014. In ihm haben sie u.a. die EZB Leitzinssenkung und Minuszinsen für die Banken, die Absenkung des Garantiezins bei den Lebensversicherungen sowie den Ausgang der EU-Wahl richtig prognostiziert. Auch einen heftigen Börsencrash haben sie darin in Aussicht gestellt. Am 14. November 2014 ist das Hörbuch zu „Der Crash ist die Lösung“ erschienen. Matthias Weik und Marc Friedrich jetzt auch bei Facebook. Weitere Informationen über die Autoren finden Sie hier.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Neue EU-Kommission: Nach heftigen Streit auf „umstrittenes“ Personal geeinigt
21.11.2024

Nach erbittertem Streit haben sich die Fraktionen im EU-Parlament auf die künftige Besetzung der Europäischen Kommission geeinigt. Warum...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit neuem Rekordhoch - geht es jetzt Richtung 100.000 US-Dollar?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag legt die wichtigste Kryptowährung direkt nach. Seit dem Sieg von Donald Trump bei...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirecard-Zivilprozess: Ein Musterkläger für 8500 Aktionäre - Kommt eine Entschädigung für Aktionäre?
21.11.2024

Holen sich Wirecard-Aktionäre jetzt eine Milliarden-Entschädigung von EY? Viereinhalb Jahre nach der Wirecard-Pleite geht es vor dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ifo-Umfrage: Industrie bewertet Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit miserabel
21.11.2024

Seit 1994 hat die Industrie ihre Lage nicht mehr so schlecht eingeschätzt, sagt das ifo Institut. Im EU-Vergleich stehen deutsche...

DWN
Panorama
Panorama Finnland startet Ermittlungen zum Kabelschaden in der Ostsee
21.11.2024

Nachdem die schwedischen Behörden bereits tätig wurden, hat nun auch die finnische Kriminalpolizei Ermittlungen zu einem Kabelschaden in...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nach vier Jahren: Castor-Transport erreicht Deutschland
20.11.2024

Nach vier Jahren hat erstmals wieder ein Castor-Transport mit hochradioaktiven Abfällen aus dem Ausland Deutschland durchquert. Der Zug,...