Politik

Antisemitismus: Juden sehen keine Zukunft in Großbritannien

Einer aktuellen Umfrage zufolge sehen 58 Prozent aller Juden in Großbritannien keine „langfristige Zukunft“ in ihrer Heimat. Im vergangenen Jahr gab es die meisten antisemitischen Übergriffe seit 30 Jahren. Viele der britischen Juden denken - ähnlich wie die französischen Juden - an die Auswanderung nach Israel.
17.01.2015 02:03
Lesezeit: 1 min

Einer Online-Umfrage des Campaign Against Anti-Semitism (CAA) zufolge glauben 45 Prozent der britischen Juden, dass sie keine Zukunft in Großbritannien haben.

58 Prozent von ihnen sehen keine „langfristige Zukunft“ für ihre Gemeinschaft in Europa. Die Umfrage wurde zwischen dem 23. Dezember 2014 und dem 11. Januar 2015 unter 2.230 britischen Juden durchgeführt.

Nach einer zweiten Umfrage, die von YouGov im Auftrag der CAA durchgeführt wurde, haben 45 Prozent der Briten antisemitische Ansichten. Zu dieser Umfrage wurden 3.411 Personen befragt. Ein Viertel der Befragten glaubt, dass britische Juden mehr Geld hätten als andere Briten. 17 Prozent der Befragten ist der Ansicht, dass „Juden zu viel Macht in den Medien“ hätten. Weitere 13 Prozent geben an, dass Juden den Holocaust nutzen würden, um sich Sympathie-Punkte zu sammeln.

„Die Ergebnisse unserer Studie sind nach den Gräueltaten von Paris als ein Weckruf zu bewerten (…) Großbritannien befindet sich an einem Wendepunkt. Wenn dem Antisemitismus nicht mit einer Null-Toleranz-Politik begegnet wird, wird es anwachsen und britische Juden ihren Platz in Großbritannien in Frag stellen müssen“, zitiert The Times of Israel den CAA-Chef Gideon Falter.

Die CAA berichtet, dass im vergangenen Jahr die britische Polizei die meisten antisemitischen Vorfälle seit 30 Jahren registriert hat.

Doch auch die französischen Juden fühlen sich in ihrer Heimat nicht mehr sicher. Wegen des grassierenden Antisemitismus erwägen zahlreiche französische Juden, nach Israel auszuwandern. Die Jewish Agency erwartet für das aktuelle Jahr eine Auswanderungswelle von über 10.000 Personen.

Der Präsident der jüdischen Studenten-Union, Sacha Reingewirtz, betrachtet das Problem des Antisemitismus aus der bildungspolitischen Perspektive. Ein Sicherheits-Plan oder Polizei-Schutz für Juden in Frankreich sei nötig. Doch das Land brauche vor allem einen Bildungsplan zur Bekämpfung von Stereotypen.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump besucht erneut die Golfstaaten – Wirtschaftsinteressen stehen im Vordergrund
13.05.2025

Warum reist Donald Trump erneut als erstes nach Saudi-Arabien – und nicht etwa zu den engsten Nachbarn der USA? Hinter dem glanzvollen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trump: Die Arzneimittelpreise müssen um 59 Prozent sinken
13.05.2025

Die Pharmabranche gerät weltweit unter Druck: Mit einer neuen Ankündigung hat US-Präsident Donald Trump den globalen Arzneimittelmarkt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Kommission kündigt Importverbot für russisches Gas an – doch wo bleibt das Gesetz?
13.05.2025

Die EU verkündet das Ende russischer Gasimporte – aber präsentiert (noch) keine juristische Grundlage. Experten warnen: Was die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Innovation Neuro-Webdesign: „Die meisten Firmenwebsites scheitern am Menschen“
13.05.2025

Viele mittelständische Websites wirken modern, funktionieren aber nicht. Warum? Sie ignorieren die Psychologie der Nutzer. Jonas Reggelin,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rezession 2025: Düstere Aussichten für Deutschland
13.05.2025

Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle – und das ausgerechnet in einer Phase, in der neue Impulse dringend nötig wären. Der...

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung: Warum Bärbel Bas' Beamten-Vorschlag 20 Milliarden Euro im Jahr kosten würde
13.05.2025

Geht es nach Arbeitsministerin Bärbel Bas, sollen künftig auch Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung aufgenommen werden. Eine neue...

DWN
Panorama
Panorama Reichsbürger-Verbot: Dobrindt zerschlägt "Königreich Deutschland"
13.05.2025

Sie erkennen den Staat nicht an, verbreiten Verschwörungstheorien und zahlen häufig keine Steuern. Die Szene der Reichsbürger war...

DWN
Politik
Politik Geopolitischer Showdown in der Türkei: Selenskyj, Putin – und Trump im Anflug
13.05.2025

Ein historisches Treffen bahnt sich an: Während Selenski den russischen Präsidenten zu direkten Friedensgesprächen nach Istanbul...