Politik

Draghi verhindert mit Trick, dass Spaltung der EZB in Nord und Süd sichtbar wird

Lesezeit: 1 min
24.01.2015 02:07
Um zu verschleiern, dass es eine Nord-Süd-Spaltung in der EZB gibt, hat Mario Draghi auf eine Abstimmung über die Geldschwemme verzichtet. Die deutschen Vertreter, Österreich, Estland und die Niederlande waren dagegen. Ihre Position wurde als nicht mehrheitsfähig befunden. Ein formaler Rechtsakt für die Flutung der Märkte mit einer Billion Euro existiert nicht.
Draghi verhindert mit Trick, dass Spaltung der EZB in Nord und Süd sichtbar wird

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die EZB hat ihr Programm zur quantitativen Lockerung nur mit einem Trick durchgebracht: Mario Draghi sagte bei der Pressekonferenz, die Mehrheit sei so klar gewesen, dass eine Abstimmung nicht notwendig gewesen sei. Die EZB hat auch nicht, wie vom EuGH verlangt, einen Rechtsakt vorgelegt, auf dessen Basis von März 2015 bis September 2016 monatlich 60 Milliarden Euro in den Markt gepumpt werden. Die Maßnahme kann verlängert werden, wenn es keinen signifikanten Anstieg der Inflation gebe, so Mario Draghi.

Fünf von insgesamt 25 Mitgliedern des EZB-Rats sollen sich gegen das QE ausgesprochen haben, obwohl es keine formelle Abstimmung gab. Darunter die beiden deutschen Mitglieder Jens Weidmann und Sabine Lautenschläger, die Vertreter aus Österreich, Estland und den Niederlanden, berichtet De Telegraaf. Das niederländische Parlament lehnte das EZB-Programm einen Tag vor der Verkündung durch Mario Draghi überraschend ab. Der österreichische Zentralbanker, bisher ein getreuer Gefolgsmann von Draghi, sagte im ORF, mit der Geldschwemme habe die EZB "ihr letztes Pulver voreilig verschossen".

Bemerkenswert an der Aktion ist, dass sie erneut ohne formalen Rechtsakt erfolgt ist - obwohl dies eine der wenigen Minimalanforderungen des EuGH in der Sache ist. Doch bisher beruht das Schauspiel ausschließlich auf einer Pressekonferenz. Pressekonferenzen haben in demokratischen Rechtssystemen bisher keine gültigen Rechtstitel hervorbringen können-

In Deutschland wird das Programm zum Staatsanleihen-Kauf daher wieder vor das Bundesverfassungsgericht getragen werden. Das kündigte unter anderem der CSU-Politiker Peter Gauweiler an.

Der wirtschaftliche Nutzen ist beim EZB-Programm nicht absehbar, so Kritiker. Das Geld wird wohl im Banksektor versickern. Dafür werden die rechtlichen und politischen Folgen vor allem in Deutschland spürbar sein. Auch die Weltbank sieht keine wirtschaftliche Heilung durch das QE-Programm.

Der französische Finanzminister hingegen äußerte seine Frustration über den starken Widerstand aus Deutschland gegen das geplante OMT-Programm. Die EZB sei unabhängig, daher sei jeder Einfluss zu unterlassen.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nachlassende Nachfrage: Deutsche Industrie verzeichnet erneut weniger Aufträge
07.05.2024

Trotz einer vielversprechenden Entwicklung im März kämpfen Deutschlands Exporteure nach wie vor mit erheblichen Schwierigkeiten.

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: US-Arbeitsmarktdaten lassen erneut Zinssenkungsfantasie aufkommen
07.05.2024

Die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte verbleiben im Spannungsfeld wechselnder Indikatoren hinsichtlich des zukünftigen Zinspfads...

DWN
Politik
Politik Israels Armee nähert sich dem Grenzübergang von Rafah
07.05.2024

Israels Regierung bleibt bei der geplanten umfangreichen Offensive gegen Rafah bestehen, während die Hamas einer Waffenruhe zustimmt -...

DWN
Immobilien
Immobilien Gesundheitsimmobilien: Investmentmarkt stolpert – wie sieht die Pipeline weiter aus?
07.05.2024

Nach robustem Transaktionsvolumen in den vergangenen Jahren herrschte auf dem Investmentmarkt für Pflegeheime, Seniorenimmobilien und...

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer: Droht durch Klage Bayerns ein Wettbewerb der Länder beim Steuersatz?
07.05.2024

In Karlsruhe wird es diesen Sommer mal wieder um den Dauerbrenner Erbschaftssteuer gehen. Schon zweimal hat das Verfassungsgericht von der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Menge sichergestellten Kokains im Hamburger Hafen verdreifacht
06.05.2024

Im Hamburger Hafen werden alle nur erdenklichen Waren umgeschlagen - auch Drogen. Immer mehr Kokain findet durch das Tor zur Welt seinen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Der internationale Handel und Kriege im Fokus bei Xi-Besuch in Frankreich
06.05.2024

Auf gute Stimmung machen in Europa: Chinas Staatspräsident Xi besucht seit fünf Jahren mal wieder Frankreich und lächelt, als ihn...

DWN
Politik
Politik Neues Gesicht in der CDU: Helmut Kohl-Enkel will in Bundesvorstand gewählt werden
06.05.2024

Die Kinder von Helmut Kohl haben auf eine Karriere in der Politik verzichtet. Jetzt versucht der Enkel des früheren Bundeskanzlers,...