Wirtschaft

Russland will Gas-Lieferungen durch die Türkei nächstes Jahr starten

Gazprom will die Pipeline Turkish Stream bis Ende 2016 in Betrieb nehmen. Bisher hat die Türkei noch keine Zustimmung für das Projekt gegeben. Das hänge schlussendlich vom Umgang der EU mit der Türkei ab, so der türkische Premier Ahmet Davutoğlu. Ob die Russen die Leitung angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage wirklich bauen können, ist unklar.
27.01.2015 18:01
Lesezeit: 1 min

Der russische Energiekonzern Gazprom will die zur Umgehung der Ukraine geplante Gas-Pipeline in die Türkei bis Ende 2016 in Betrieb nehmen. Gazprom-Chef Alexei Miller sagte am Dienstag, die neue Route nach Südeuropa werde aus insgesamt vier Leitungen bestehen. Über eine davon werde nur die Türkei mit Gas versorgt.

Gazprom kündigte den Bau von Turkish Stream im vergangenen Jahr an. Sie soll eine Kapazität von 63 Milliarden Kubikmetern jährlich haben. Zuvor hatte Russland das Aus für das South-Stream-Projekt verkündet, mit dem russisches Gas unter Umgehung der Ukraine bis Südeuropa geliefert werden sollte. Gebaut wurde an der Leitung unter Führung von Gazprom. Die EU-Kommission hielt es jedoch für unzulässig, dass ein Erdgaslieferant zugleich den Zugang zu den Pipelines kontrolliert.

Miller hingegen sagte Mitte Januar, die EU solle ihre interne Erdgas-Struktur erweitern, falls sie weiterhin russisches Gas beziehen möchte. „Sie haben einige Jahre Zeit, um den Ausbau der Gasinfrastruktur zu forcieren. Es ist ein sehr enger Zeitplan. Zur Einhaltung der Frist sollte die EU möglichst heute mit den Arbeiten beginnen (…) Andernfalls wird dieses Gas in andere Märkte fließen“, so Miller.

Bei Inbetriebnahme der neuen Verbindung durch das Schwarze Meer muss die EU deshalb eine eigene Leitung zu der Pipeline in der Türkei bauen, um russisches Gas zu erhalten.

Beim diesjährigen Weltwirtschafts-Forum in Davos sagte der türkische Premier Ahmet Davutoğlu, dass der Turkish Stream noch keine konkrete Zusage gegeben wurde. „Doch abgelehnt haben wir das Projekt auch nicht. Wir haben lediglich gesagt, dass wir es berücksichtigen werden“, zitiert die Zeitung Takvim den Premier. Von der EU wünsche er sich hingegen mehr Ernsthaftigkeit bei den energiepolitischen Verhandlungen mit der Türkei.

Im Dezember lehnte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu das Gazprom-Projekt sogar indirekt ab. Der Bau der Transanatolischen Pipeline (TANAP) habe für Ankara Priorität. Çavuşoğlus Aussage gilt zudem deshalb als besonders wichtig, weil er zugibt, dass TANAP sich nicht von Turkish Stream unterscheidet. Beide seien dazu gedacht, Erdgas in die europäischen Märkte zu liefern.

Derzeit bezieht die EU ein Drittel ihres Erdgases aus Russland. Die Hälfte davon fließt durch die Ukraine. Infolge des Ukraine-Konflikts und der gespannten Beziehungen zu Russland will die EU ihre Abhängigkeit von russischem Gas reduzieren.

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