Mit einem Schuldenerlass in Höhe von 100 Milliarden Euro könnte Griechenland die Vorgaben seiner Gläubiger einhalten. Ein Schuldenverhältnis von 120 Prozent des BIP im Jahr 2020 sei ein „vernünftiges Ziel, welches Griechenland eine nachhaltige Struktur bringt, so Matthieu Pigasse, Generaldirektor der Lazard France. Er war von 2010 bis 2012 einer der Berater der damaligen griechischen Regierung und führt das Beratungsteam der jetzigen Regierung an. Syriza hat die US-Investmentbank Lazard damit beauftragt, sie kurz vor den Verhandlungen mit der Troika, bezüglich ihrer Schuldenlast zu beraten.
„Ein Versuch ist absolut notwendig“, während weitere Verhandlungen im Gange sind. Die Schulden können erlassen oder auf anderen Wegen reduziert werden. „Griechenland ist einer finanziellen Notlage. Es erlebt eine humanitäre Krise wie es in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben hat, so Pigasse. „Das Allheilmittel des Sparens, das die Troika – also IWF, EZB und die europäischen Staaten – hat in Griechenland eine echte Katastrophe hinterlassen“, zitiert ihn Kathimerini.
Im Schuldenstreit mit den Euro-Partnern bringt der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos die Suche nach anderen Geldgebern ins Spiel. Ziel sei zwar ein Abkommen mit der EU, aber falls Deutschland unnachgiebig bleibe, müsse sich sein Land nach Alternativen umsehen, sagte Kammenos am Dienstag im griechischen Fernsehen. „Das wären am besten die USA, aber es könnten auch Russland oder China oder andere Länder sein“, betonte er. Seine Partei Unabhängige Griechen (Anel) ist der Junior-Partner der Syriza.
Griechenland wolle eine Einigung mit seinen Euro-Partnern. „Aber wenn es kein Abkommen gibt - was hoffentlich nicht passiert - dann haben wir die Pflicht, Plan B zu verfolgen. Plan B ist die Finanzierung durch eine andere Quelle“, sagte Kammenos.
Die Gläubiger verlangen hingegen, dass Griechenland ein Programm vorlegt, bevor über die Schulden diskutiert werde. Sie stellen dem Land ein Ultimatum bis 16. Februar. Auch die Bundesregierung verlangt weiterhin einen ordentlichen Abschluss des mit Griechenland verabredeten Kredit- und Reformprogramms. „Wir sind unverändert der Meinung, dass das Programm abgeschlossen werden sollte wie vereinbart“, sagte eine Sprecherin des Finanzministeriums am Montag in Berlin.
Die Rettungspolitik von EU und Troika sei gescheitert, sagte Alexis Tsipras hingegen in seiner Regierungserklärung. Daher werden keine neuen Kredite beantragt. Griechenland werde ein Überbrückungsprogramm bis Juni vorstellen. Die griechische Staatsverschuldung liegt momentan bei 320 Milliarden Euro beziehungsweise 175 Prozent des BIP.