Technologie

Italien ignoriert US-Vorgaben und redet mit Russland über Zusammenarbeit

Lesezeit: 1 min
06.03.2015 00:52
Der italienische Premier Matteo Renzi hat bei seinem Besuch in Moskau Präsident Wladimir Putin nach Mailand eingeladen. Putin zeigte sich erfreut und hat Italien eine privilegierte Partnerschaft angeboten. Italien ist offenbar nicht gewillt, die EU-Sanktionen zum eigenen Schaden als das letzte Wort zu nehmen.
Italien ignoriert US-Vorgaben und redet mit Russland über Zusammenarbeit

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Bei seinem Besuch in Moskau ist der italienische Premier Matteo Renzi deutlich von der harten Linie gegen Russland abgewichen, die die USA von den EU-Staaten erwartet: Renzi betonte die Notwendigkeit, dass Russland eine Vermittlerrolle in Libyen wahrnehmen müsse, meldet die FT. Italien fürchtet bei einer weiteren Eskalation eine neue Flüchtlingswelle aus dem Süden.

Der Grund für das Gesprächsangebot liegt auf der Hand: Italien leidet massiv unter den Folgen der Sanktionen - genauso wie Russland, sagte Renzi laut Itar-Tass. Russlands Präsident Wladimir Putin bestätigte bei dem Treffen, dass sich die "Krise in der Ukraine" negativ auf den Handel mit Italien ausgewirkt habe. Russland wolle jedoch die Beziehungen ausbauen und bot Italien eine "privilegierte Partnerschaft an. Der Corriere della Sera zitiert Putin, dass die Russland mit Italien in den Bereichen "Energiesektor, Maschinenbau und Atomindustrie" enger zusammenarbeiten wolle. Italien sei einer der wichtigsten Handelspartner Russlands.

Interessant ist die Tatsache, dass Renzi bei seinem Gespräch mit Putin über die Ukraine ausdrücklich auf die guten Erfahrungen Italiens mit dezentralen staatlichen Modellen hinwies, um bei einer Lösung für die Ukraine behilflich zu sein. Tatsächlich kann Italien mit dem Autonomie-Statut für Südtirol aufwarten, welches einen ethischen Konflikt friedlich gelöst hat und zu einer wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte geworden ist. Renzi scheint eine ähnliche Lösung auch für die Ukraine vorzuschweben, denn er betonte wie Putin die Notwendigkeit der territorialen Integrität der Ukraine.

Renzi ist offenkundig um eine Deeskalation bemüht: Er lud Putin ein, am 10. Juni auf der Expo in Mailand den Tag Russlands zu eröffnen. Putin hat, so der Corriere, seine Teilnahme zugesagt.

Die Verweigerung des Kalten Krieges wird vor allem in den USA mit Argwohn beobachtet. Die Amerikaner wollen schärfere Sanktionen gegen Russland - vor allem, um Russland als Energielieferant für Europa aus dem Markt zu drängen. Die Regierung verwendet zu diesem Zweck zunehmend vermeintliche militärische Bedrohungs-Szenarien (siehe Brszezinski-Zeugnis vor dem Kongress im Video am Anfang des Artikels).

Auch in Brüssel dürfte der harmonische Besuch für Irritationen sorgen: Die EU-Außenbeauftrage Federica Mogherini ist Italienerin und wird von den Falken in Brüssel als unsichere Kantonistin angesehen: Sie hatte sich schon vor ihrer Bestellung ostentativ nach Moskau orientiert.

Der ehemalige EU-Kommissionspräsident Romano Prodi hatte erst kürzlich eingeräumt, dass die Sanktionen der italienischen Wirtschaft beträchtlichen Schaden zufügen.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland als Unternehmensstandort: Zwischen Herausforderungen und Chancen
27.04.2024

Trotz seines Rufes als europäischer Wirtschaftsmotor kämpft Deutschland mit einer Vielzahl von Standortnachteilen. Der Staat muss...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands herrenlose Häuser: Eine Chance für den Markt?
27.04.2024

Herrenlose Immobilien - ein kurioses Phänomen in Deutschland. Es handelt sich hier um Gebäude oder Grundstücke, die keinen...

DWN
Finanzen
Finanzen Reich werden an der Börse: Ist das realistisch?
27.04.2024

Viele Anleger wollen an der Börse vermögend werden. Doch ist das wahrscheinlich - oder wie wird man tatsächlich reich?

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...