Politik

Alternative zu den USA: Merkel will enger mit China kooperieren

Lesezeit: 2 min
16.03.2015 00:51
Angela Merkel will die Kooperation mit China verstärken. Vor allem im IT-Bereich sieht die Kanzlerin ungeahnte Möglichkeiten. Wegen der Dominanz der US-Konzerne in diesem Bereich sind die Europäer auf der Suche nach neuen Partnern.
Alternative zu den USA: Merkel will enger mit China kooperieren

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat zum CeBIT-Start für einen engen Schulterschluss mit der aufstrebenden IT-Industrie in China geworben - zugleich aber auch faire Spielregeln angemahnt. «Es bieten sich Kooperationen geradezu an», sagte die CDU-Politikerin bei ihrer Rede zum Start der Messe am Sonntagabend in Hannover. Fest stehen müsse dabei aber auch: «Unternehmen und Investoren haben ein natürliches Interesse daran, dass sie wissen, in welchen Rahmenbedingungen sie arbeiten: Berechenbarkeit, Verlässlichkeit, Gleichbehandlung der verschiedenen Unternehmen in unseren Ländern.»

Das geplante Abkommen zum Investitionsschutz für Unternehmen zwischen der EU und China sei ein wichtiger Punkt dabei. «Deutschland setzt sich für einen baldmöglichen Abschluss ein», sagte Merkel. Bei dem sogenannten Investitionsschutz geht es um die Frage, wie ausländische Investoren im Gastland vor staatlicher Bevormundung bewahrt bleiben und wie verlässlich etwa die gesetzliche Basis der Vorgaben ist. Im Zusammenhang mit dem transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP ist der Investitionsschutz einer dem umstrittenen Punkte, weil die nationalen Gerichte auf diesem Weg an Bedeutung verlieren. Allerdings ist die Frage des Lohndumpings bei globalen Freihandelsabkommen das wesentlich größere Problem. Dies dürfte auch für China gelten. Deutsche Politiker haben sich zu diesem Problem weder im Hinblick auf die USA oder China geäußert.

In China, das von der kommunistischen Einheitspartei gesteuert wird, gibt es immer wieder Klagen etwa in Sachen Know-how-Schutz oder marktwirtschaftlichem, transparentem Wettbewerb. Ausländische Firmen in Schlüsselbranchen erhalten Marktzugang nur mit örtlichen Partnern.

Allerdings sind die Europäer seit geraumer Zeit auf der Suche nach neuen Partnern: Die Probleme mit der NSA und der engen Zusammenarbeit von Google, Apple und Facebook mit den US-Behörden zwingen die EU-Staaten, sich nach alternativen Partnern umzusehen. Die Amerikaner hatten insbesondere Deutschland mit seinen Datenschutz-Vorstellungen abblitzen lassen.

Das asiatische Riesenreich sei bereit, Handelshemmnisse und Hindernisse jedweder Art zu beseitigen, um einen globalen Markt aufzubauen, sagte der chinesische Vize-Ministerpräsident Ma Kai bei dem Festakt in Hannover. Er warb zudem für ein internationales Regelwerk für die IT-Sicherheit. Deutschland und China seien in Asien und Europa Marktführer, beide Länder seien nun in eine neue Phase der Partnerschaft eingetreten. Mut zur Innovation müsse einhergehen mit internationaler Kooperation.

Chinas Regierungschef Li Keqiang betonte in einer Videobotschaft, Deutschland sei ein wichtiger Pionier bei der Umsetzung der digitalen Revolution in der Wirtschaft («Industrie 4.0»). «China möchte sich gerne komplementär aufstellen», erklärte er.

Der Gründer der chinesischen Online-Plattform Alibaba, Jack Ma, nannte die Beständigkeit von deutschen Unternehmen wie Mercedes-Benz und Siemens ein Vorbild für die Digitalwirtschaft. Er sei daher auf der CeBIT, «weil ich dieses fehlende Teil für das Puzzle Internet finden will».

Die Verschiebung etablierter Wirtschaftszweige in den IT-Bereich wird aus Sicht des Branchenverbandes Bitkom auch die lokale Wirtschaft durcheinanderwirbeln. So werde die Digitalisierung absehbar auch den selbstständigen Einzelhändler oder den kleinen Handwerker um die Ecke zum Umdenken zwingen, mahnte Bitkom-Chef Dieter Kempf. «In der Wirtschaft wird kein Stein auf dem anderen bleiben.» Als Beispiel nannte Kempf einen Tischler, der Konkurrenz vom 3D-Drucker bekommen könnte. «Dann wird der, der im Internet Zugriff auf die meisten Formen und Farben hat, zum neuen Konkurrenten.»


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Politik
Politik Bericht: Habeck-Mitarbeiter sollen Kritik am Atom-Aus missachtet haben
25.04.2024

Wichtige Mitarbeiter von Bundesministern Habeck und Lemke sollen laut einem Bericht interne Zweifel am fristgerechten Atomausstieg...

DWN
Finanzen
Finanzen Feiertagszuschlag: Was Unternehmer an den Mai-Feiertagen beachten sollten
25.04.2024

Feiertagszuschläge sind ein bedeutendes Thema für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen. Wir werfen einen genauen Blick auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen Teurer Anlegerfehler: Wie der Blick in den Rückspiegel fehlgeht
25.04.2024

Anleger orientieren sich an den Renditen der vergangenen drei bis zehn Jahre, um Aktien oder Fonds auszuwählen. Doch laut Finanzexperten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...