Politik

Brasilien: Massenproteste gegen Präsidentin Dilma Rousseff

In Brasilien haben bis zu einer Million Menschen gegen Staatspräsidentin Dilma Rousseff demonstriert und ihren Rücktritt gefordert. Auch in News York, London und Sydney kam es zu Protest-Aktionen.
16.03.2015 00:15
Lesezeit: 1 min

Hunderttausende Menschen sind in ganz Brasilien auf die Straße gegangen, um gegen die Regierung der linken Präsidentin Dilma Rousseff zu protestieren. Die größte Menschenansammlung gab es in São Paulo. Dort sprach die Polizei am Sonntag auf ihrem offiziellen Twitter-Account zunächst von 580 000 Teilnehmern, wenig später sogar von einer Million Teilnehmern.

In der Hauptstadt Brasília versammelten sich 45 000 Menschen, in Belo Horizonte, Goiás und anderen Städten waren es jeweils Zehntausende und in Rio 15 000. In São Paulo, wo Rousseff und ihre Arbeiterpartei PT bei den Wahlen 2014 eine herbe Schlappe erlitten, zogen die Demonstranten über die zentrale Bankenmeile Avenida Paulista. Von Zwischenfällen wurde zunächst nichts bekannt.

Die Erwartungen der Organisatoren, die in der größten Stadt Brasiliens mit etwa 200 000 Menschen gerechnet hatten, wurden bei weitem übertroffen. Viele Demonstranten kamen in gelb-grünen Nationaltrikots und hatten Nationalflaggen, Trillerpfeifen und Plakate dabei. Auf Schildern war zu lesen: «Dilma, Raus!», «Korruption - wie lange noch?», «Amtsenthebung für Rousseff!».

Die Oppositionspartei PSDB stützte die Proteste, aber nicht die Forderung nach einem «Impeachment» (Amtsenthebungsverfahren). Auch aus Salvador, Recife, Ribeirão Preto, und Manaus wurden Demos gemeldet. Selbst in New York, London und Syndney versammelten sich Hunderte Brasilianer, um zu protestieren.

Viele Demonstranten kritisierten den massiven Korruptionsskandal beim staatlich kontrollierten Ölkonzern Petrobras. Aus der Petrobras-Kasse sollen auch Schmiergelder an Politiker und Parteien, darunter an Rousseffs Arbeiterpartei PT, geflossen sein. Auf obersten Gerichtsbeschluss wird gegen Dutzende Abgeordnete und Senatoren sowie Ex-Minister aus der PT-Regierungszeit ermittelt.

An Rios Copacabana kam es am Rande der Proteste zu kleinen Rangeleien. Regierungsgegner vertrieben Anhänger der Präsidentin aus dem Demonstrationszug. Erst am Freitag waren Tausende Gewerkschafter und Unterstützer der Regierung in mehreren Bundesstaaten auf die Straße gegangen, um Rousseff und dem Petrobras-Konzern den Rücken zu stärken.

Die Regierung hatte die Gegenproteste vom Sonntag als legitim bezeichnet, aber vor Ausschreitungen gewarnt. Bei den Protesten 2013 war es zu nächtelangen Straßenschlachten zwischen Randalierern und der Polizei gekommen. Damals waren zwischenzeitlich landesweit eine Million Menschen auf die Straße gegangen, um gegen Korruption, die hohen Kosten für die Fußball-WM 2014 sowie Missstände im Bildungs-, Gesundheits- und Transportwesen zu protestieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...