Deutschland

Bundesregierung räumt Beteiligung am internationalen Cyber-Krieg ein

Lesezeit: 1 min
19.03.2015 00:10
Die Mitarbeiter der „Computer Netzwerk Operationen“ der Bundeswehr werden zukünftig allein sowie in Zusammenarbeit mit der EU und der Nato Ziele angreifen und zerstören. Um aber nicht sofort als deutsche Cyberangreifer erkannt zu werden, sollen die Mitarbeiter sich tarnen. Der Linke-Abgeordnete Andrej Hunko hält die für einen Verstoß gegen das Völkerrecht.
Bundesregierung räumt Beteiligung am internationalen Cyber-Krieg ein

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

„Es ist erforderlich, weiterhin international zusammenzuarbeiten, wobei gegenseitiges Vertrauen eine entscheidende Rolle spielt“, gibt die Bundesregierung in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linken an. Aus diesem Grund gibt es Kooperationen auf EU-Ebene, mit der Nato und den USA, wie etwa die „Arbeitsgruppe EU – USA zum Thema Cybersicherheit und Cyberkriminalität“. Für Cyberangriffe dieser Art wurde 2007 bei der Bundeswehr die so genannte Gruppe „Computer Netzwerk Operationen“ (CNO) ins Leben gerufen (Video). Für diese gelten die „einschlägigen Regelungen des Völkerrechts, des Grundgesetzes und das Parlamentsbeteiligungsgesetz“, erklärte die Bundesregierung im Februar 2015 (Drucksache 18/3963).

Zu den Mitteln und Fähigkeiten der Cybergruppe heißt es in der Drucksache 18/4074:

„Die technischen Möglichkeiten, im Internet zu operieren, sind universal, grundsätzlich bekannt und werden in offen zugänglichen Foren und Kongressen diskutiert. Schwachstellen in Soft- und Hardware werden genutzt, um in gegnerische Netzwerke einzudringen, dort aufzuklären, einzelne Funktionen zu stören und zeitweise außer Betrieb zu setzen oder dauerhaft zu schädigen. (...) Dabei werden die Vorgehensweise und die dabei zu nutzenden Werkzeuge auf den Einzelfall zugeschnitten.“

Eine Gefahr für Zivilpersonen aufgrund solcher Cyberangriffe kann die Bundesregierung jedoch trotz des virtuellen Kampfes nicht ausschließen. Man versuche aber „Kollateralschäden weitgehend auszuschließen“.

Für Andrej Hunko allerdings hält sich die Gruppe „Computer Netzwerk Operationen“ (CNO) nicht an das geltende Völkerrecht. „Ich halte es allerdings für einen Verstoß gegen das Völkerrecht wenn das militärische Eindringen in Computersysteme eines anderen Staates verschleiert wird“, so Hunko. Die Bundeswehr gibt dagegen an, dass die Mitarbeiter zwar grundsätzlich verpflichtet seien, sich „in einem internationalen bewaffneten Konflikt als Kombattanten verpflichtet, sich zu unterscheiden“. Es gäbe jedoch kein völkerrechtliches Verbot der Tarnung:

„So werden etwa bei Cyber-Tarntechniken die Erfassungsmöglichkeiten durch die Schutzsensorik des gegnerischen Netzes eingeschränkt. Von der zulässigen Tarnung strikt zu unterscheiden ist die unzulässige Nutzung falscher Identitäten mit dem Ziel, eine Zurechnung zu Zivilisten, zivilen Einrichtungen oder anderen geschützten Personen oder Objekten zu provozieren und sie so zum Ziel eines Gegenangriffs zu machen.“

Ähnlich sieht es auch die Bundeswehr. Die Oberregierungsrätin Katharina Ziolkowski, Referentin  für Völker- und Einsatzrecht im Verteidigungsministerium, sieht Tarnung durchaus als legitimes Mittel im Cyberkrieg. Schließlich könnten bei einem Angriff  durch Fernlenkwaffen der Abschussort und der Status des Bedienpersonals verschleiert werden.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...