Die Dax -Anleger hat am Mittwoch der Mut verlassen. Vor weiteren Hinweisen zur amerikanischen Geldpolitik und dem Start der US-Bilanzsaison machten viele lieber Kasse, sagten Börsianer. Der deutsche Leitindex verlor 0,7 Prozent auf 12.035,86 Zähler und entfernte sich weiter von seinem im März markierten Rekordhoch von 12.219 Punkten. Der EuroStoxx50 gab ebenfalls 0,7 Prozent auf 3742,63 Punkte nach.
Vor allem die Frage nach dem Zeitpunkt der geplanten Zinserhöhung in den USA treibt die Investoren derzeit um. Neue Impulse sollten am Abend die Protokolle der US-Notenbank-Sitzung von Mitte März liefern. Zuletzt hatten enttäuschende Konjunkturdaten die Erwartung geschürt, dass die Zentralbanker mit der Zinswende keine Eile haben dürften.
Mit ultraniedrigen Zinsen und massiven Konjunkturspritzen sorgten die großen Zentralbanken in den vergangenen Jahren dafür, dass die Aktienmärkte auf immer neue Höchststände kletterten. Der Dax hat seit Jahresbeginn mehr als 20 Prozent an Wert gewonnen.
Wie es um die US-Wirtschaft bestellt ist, dürfte auch die Berichtssaison zeigen, die am Mittwoch nach Börsenschluss traditionell mit dem Aluminiumproduzenten Alcoa beginnt. Börsianer fürchten, dass der starke Dollar in den Firmenbilanzen Spuren hinterlassen haben dürfte. Zum Euro hat der Dollar seit Jahresbeginn in der Spitze mehr als 13 Prozent gewonnen. Am Mittwoch trat die Gemeinschaftswährung bei 1,0815 Dollar auf der Stelle.
Einen Paukenschlag lieferte der Ölmulti Shell : Er kauft den britischen Gaskonzern BG für umgerechnet 64 Milliarden Euro (47 Milliarden Pfund) und bläst damit zum Angriff auf den Marktführer ExxonMobil. Shell will einen Aufschlag von rund 52 Prozent auf den durchschnittlichen BG-Kurs der vergangenen 90 Handelstage zahlen.
BG schossen um rund 27 Prozent nach oben. Der europäische Branchenindex kletterte um 2,5 Prozent auf den höchsten Stand seit sechs Jahren. Shell-Aktien gaben in London 5,3 Prozent nach.
Im Dax gingen Lufthansa auf Erholungskurs: Die Aktie stieg um 1,8 Prozent und lag damit an der Index-Spitze. Seit dem Absturz eines Jets der Billigtochter Germanwings vor rund zwei Wochen haben die Papiere rund zehn Prozent an Wert verloren. Nicht gefragt waren dagegen die Aktien der Autobauer BMW und Daimler mit Abschlägen von jeweils rund 1,4 Prozent. Händlern zufolge hat Kepler Cheuvreux BMW auf "Reduce" von "Hold" heruntergenommen, Daimler setzten sie auf "Hold" von "Buy".
Im Nebenwerteindex MDax gingen die Aktien des Geldautomatenherstellers Wincor Nixdorf auf Höhenflug, nachdem Reuters über einen möglichen Einstieg eines finanzstarken Investors berichtet hatte. Der Paderborner Konzern habe Investmentbanken um Unterstützung gefragt, um verschiedene Möglichkeiten auszuloten, sagten zwei mit der Angelegenheit vertrauten Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Dabei werde auch die Übernahme durch einen Finanzinvestor nicht ausgeschlossen. Die Aktie schoss daraufhin in der Spitze um 17 Prozent in die Höhe. Sie schloss acht Prozent höher bei 46,60 Euro.