Der russische Staatskonzern Gazprom zieht sich weiter aus Deutschland zurück und will seinen 10,52-Prozent-Anteil an dem ostdeutschen Gasversorger VNG verkaufen. Gazprom erhofft sich Einnahmen von rund 200 Millionen Euro.
Als Grund für den Rückzug wird die nun fehlende Sperrminorität von Gazprom und BASF angegeben. BASF hatte vergangenes Jahr über die Tochter Wintershall VNG-Anteile in Höhe von 15,7 Prozent verkauft. Die Anteile gingen an den Energieversorger EWE, der nun mit 64 Prozent Mehrheitseigner von VNG ist. EWE soll nun auch das Vorkaufsrecht auf die VNG-Anteile haben, meldet das Finance Magazin.
Ein Strategiewechsel von Gazprom wurde bereits früher bekanntgegeben: „Das ist der Anfang vom Ende unseres Modells, bei dem wir uns auf Lieferungen bis zum Endverbraucher auf dem europäischen Markt orientierten“, sagte Gazprom-Chef Alexej Miller im Dezember.
Nach dem Ende des Projekts South Stream treibt Gazprom nun die Planung einer Leitung durch das Schwarze Meer in die Türkei weiter voran. Die Pipeline Turkish Stream soll künftig an der griechischen Grenze enden.
Von dort aus, so die Vorstellung der Russen, kann das Gas dann über andere Leitungen an die Kunden in der EU verkauft werden. Künftig müssten die Versorger in Europa selbst die Leitungen zu den Verbrauchern verlegen, sagte Miller im Dezember. Sein Unternehmen kümmere sich nicht mehr um den Bau von Leitungen in der EU.
Die Rolle Griechenlands als künftiger Anlandepunkt für russisches Gas dürfte akutell auch Thema in Moskau sein. Kremlchef Wladimir Putin will dann mit dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras zusammentreffen. Nach russischen Angaben geht es bei den Gesprächen auch um Energiefragen.
Die EU-Kommission bereitet gerade ein Kartell-Verfahren gegen Gazprom vor. Dieser treibe insbesondere in Osteuropa und auf dem Baltikum aus politischen Gründen die Preise hoch, so der Vorwurf.