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IWF sieht neue Crash-Gefahr für das globale Finanz-System

Der Internationale Währungsfonds warnt vor neuen Verwerfungen im globalen Finanzsystem. Die Regulierung der Banken habe dazu geführt, dass gewaltige Summen in unkontrollierte Schattenbanken gewandert seien. Durch die niedrigen Zinsen werde dieser Prozess beschleunigt. Die US-Notenbank zögert mit einer Zins-Erhöhung, weil sie die Folgen ihres Handelns nicht mehr abschätzen kann.
09.04.2015 01:25
Lesezeit: 2 min

Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt vor einer unbeabsichtigten Nebenwirkung der Bankenregulierung und der niedrigen Zinsen. Durch die strengeren Vorschriften für die Banken seien signifikante Vermögen in unregulierte Schattenbanken abgewandert. Die niedrigen Zinsen hätten diese Entwicklung beschleunigt. Die Schattenbanken halten derzeit weltweit Vermögenswerte in der Höhe von 76 Billionen Dollar. Dies seien 40 % mehr als noch vor zehn Jahren und entspreche der Größe der gesamten Weltwirtschaft. Der größte Vermögensverwalter, Black Rock, halte allein 4,7 Billionen Dollar.

Wie die FT berichtet, hat der IWF seine Bedenken in seinem zweimal jährlich erscheinenden Global Financial Stability Report aufgelistet. Der IWF fordert daher einen Stress-Test auch für die Schattenbanken.

Der Anstieg der von den größten Schattenbanken der Welt gehaltenen Vermögen ist in der Tat signifikant. Vanguard hat seine Assets an Mutual Bond Holdings von 170 Milliarden Dollar im Jahr 2008 auf 497 Milliarden Dollar erhöht. Pimco verwaltet 404 Milliarden Dollar, 2008 waren es 210 Milliarden Dollar gewesen. BlackRocks Bestände stiegen seit der Finanz-Krise von 26 Milliarden Dollar auf 139 Milliarden Dollar.

Eine besondere Gefahr besteht nach Einschätzung des IWF darin, dass nicht automatisch die größten Vermögensverwalter auch gleichzeitig die gefährlichsten seien. IWF fordert, dass sich die Regulatoren mit allen spezifischen Aktivitäten und Produkten beschäftigen müssten, die innerhalb des Systems der Schattenbanken gehandelt werden. Der IWF vertritt die Auffassung, dass die Kontrolle der Schattenbanken nicht dazu angelegt sei, die Risiken und ihre institutionellen und systemischen Ebenen adäquat durchzuführen.

Offenbar hat auch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) Angst vor den Unsicherheiten, die sich durch die neue Struktur des Weltfinanzsystems ergeben könnten. Nachdem die Banken reguliert worden sind, sind viele große institutionelle Anleger auf die Schattenbanken ausgewichen und haben ihre Vermögen dorthin verlagert. Die niedrigen Zinsen, die weltweit mittlerweile zum Standard geworden sind, haben diese Verlagerung beschleunigt. Daher ist es für die Zentralbanken auch nicht mehr möglich, mit einfachen Zinsentscheidungen Wirkungen vorherzusehen. Wie die Protokolle der Fed- Sitzung vom 18. März zeigen, ist das Direktorium der US-Notenbank gespalten, ob und wann eine Zinserhöhung stattfinden soll und kann. Die Zentralbanker wissen, dass schon ein kleiner Fehler im Timing oder in der Höhe der Zinserhöhung dazu führen kann, dass es im weltweiten Finanzsystem zu Verwerfungen kommt. Allerdings ist es für die Zentralbanken auch klar, dass die Zinsen irgendwann wieder erhöht werden müssen.

Das Problem der Zentralbanken besteht darin, dass die engen Verflechtungen und der hohe Grad der Vernetzung im Weltfinanzsystem Entscheidungen zu einer Lotterie werden lassen. Durch die ständigen Interventionen ist das System fragiler geworden. Ein Finanzcrash kann auch an einer Stelle entstehen, die nicht vorhersehbar ist. Beobachter bezweifeln, dass ein Stresstest für die Schattenbanken das Problem lösen würde. Schon die Stresstests bei den klassischen Banken haben gezeigt, dass die Regulierer kaum eine Möglichkeit haben, tatsächlich die Risiken zu erkennen, die sich in den komplexen Bilanzen und Verschachtelungen im Bankensystem verstecken können.

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