Politik

Forschung der Hochschule Aachen soll von US-Geheimdiensten finanziert worden sein

Die RWTH Aachen hat im Auftrag des Pentagon und US-Geheimdiensten an diversen Projekten geforscht. Die Forschungsgelder stellte das Pentagon bereit. Zwischen den Jahren 2009 und 2013 hat die RWTH umgerechnet 316.000 Euro erhalten. Auch die Hochschulen Wuppertal und Bochum sollen US-Auftragnehmer sein.
10.04.2015 00:15
Lesezeit: 1 min

Aus einer Kleinen Anfrage der Bundestagsfraktion Die Linke vom 2. April 2015 geht hervor, dass die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH Aachen) - aber auch die Hochschulen Wuppertal und Bochum - Forschungsgelder von US-Geheimdiensten erhalten haben sollen. Dabei stützt sich die Oppositions-Partei auf Recherchen des WDR.

Die Linke wörtlich:

„Konkret geht es dabei um die Programme ,Babel' und ,Bolt', die von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Lehrstuhls für Sprachverarbeitung und Mustererkennung am Institut für Informatik beforscht werden. Laut dem Verein ,Aachener Friedenspreis' sei es das Ziel von ,Babel', Aufnahmen in unterschiedlichen Sprachen in Text umzuwandeln und auf bestimmte Stichworte zu durchsuchen (Pressemitteilung vom 16. März 2015). ,Bolt' sei das Kürzel für „Broad Operational Language Translation“ und solle Mandarin Chinesisch und zahlreiche arabische Dialekte ins Englische übersetzen. Dabei gehe es um mitgeschnittene Unterhaltungen, abgefangene E-Mails oder Kurznachrichten. ,Bolt' laufe auf Tablet-Computern. Bei ,Bolt' handele es sich laut dem Verein offensichtlich um ein Nachfolgeprojekt von ,Gale' („Global Autonomous Language Exploitation“), das inzwischen als abgeschlossen ausgewiesen werde. Ziel war, Nachrichtensendungen, Textdokumente und andere Formen der Kommunikation aus dem Arabischen und Chinesischen automatisch ins Englische zu übersetzen und in Echtzeit verfügbar zu machen.“

Der Auftraggeber der Universität sei die „United States Intelligence Community“ (USIC), die ein kooperativer Zusammenschluss aus 17 US-Geheimdiensten – darunter auch die NSA und die CIA - ist. Im Detail hat die RWTH Aachen den Forschungsauftrag von der Forschungsanstalt Defence Advanced Research Projects Agency (DARPA) erhalten, die behördlich im Pentagon angesiedelt ist.

Die Links-Partei:

„Die Projektbeschreibung der DARPA verdeutliche die militärische Zielrichtung des Projektes. Bis zum Ende des Jahres 2014 habe die DARPA einen Tablet-Prototyp erwartet, da mit Truppen im Irak und Afghanistan von Übersetzern unabhängig würden (…) In der öffentlich zugänglichen Datenbank der amerikanischen Regierung tauchten demnach drei RWTH-Projekte auf, die vom US-Verteidigungsministerium zwischen den Jahren 2009 und 2013 mit insgesamt 428. 370 US-Dollar (316. 000 Euro) gefördert wurden. Außer Aachen hätten auch Universitäten in Bochum und Wuppertal entsprechende Gelder erhalten.“

Aufgrund der direkten entgeltlichen Kooperation der RWTH Aachen und der Universitäten Wuppertal und Bochum fordert die Links--Partei die Offenlegung aller Projekte, die an den deutschen Hochschulen für Rüstungskonzerne, das Pentagon und US-Geheimdienste getätigt wurden. Des Weiteren hinterfragen die Parlamentarier die Mitwirkung der RWTH Aachen an Projekten, die einen Beitrag zu den NSA-Abhörmaßnahmen geleistet haben könnten. Dazu soll die Bundesregierung Stellung nehmen und der RWTH-Rektor Ernst Schmachtenberg „solle sich mithilfe der Einführung einer Zivilklausel auf zivile Forschung verpflichten“. Eine Stellungnahme der Bundesregierung ist bisher ausgeblieben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie KI-Gigafactory: Telekom, Ionos und Schwarz-Gruppe kämpfen um EU-Zuschlag
19.06.2025

Mehrere Milliarden Euro und ein strategisches Zukunftsprojekt: Die EU will Gigafactories für künstliche Intelligenz aufbauen – auch in...

DWN
Finanzen
Finanzen Israel-Iran-Krieg: Tanker in der Schusslinie – droht der nächste Ölpreis-Schock?
19.06.2025

Der Krieg zwischen dem Iran und Israel spitzt sich zu – und die globale Energieversorgung steht auf dem Spiel. Droht bald ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stromausfall in Spanien: Schlamperei statt Cyberangriff – Systemversagen mit Ansage
19.06.2025

Ein landesweiter Stromausfall legt Spanien lahm – doch nicht Hacker oder Wetter waren schuld, sondern Schlamperei, Planungsversagen und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Duale Berufsausbildung: Das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
19.06.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell, da sie die theoretische Ausbildung mit praktischer Erfahrung im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland steht vor der Rezession
19.06.2025

Russlands Wirtschaftsminister schlägt auf dem renommierten SPIEF-Forum ungewöhnlich scharfe Töne an – und warnt offen vor einer...

DWN
Technologie
Technologie Irans Kryptobörse zerstört: Hacker vernichten 90 Millionen Dollar im Cyberkrieg
19.06.2025

Irans größte Kryptobörse wird zum Ziel eines digitalen Präzisionsschlags: Hacker entwenden nicht nur 90 Millionen Dollar in...

DWN
Politik
Politik Nahostkonflikt aktuell: Drei Szenarien für den Kriegseintritt der USA
19.06.2025

Während in Israel die Sirenen heulen und iranische Raketen fliegen, plant Donald Trump den nächsten Schritt. Drei Szenarien liegen auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stromkosten im Vergleich: Hier laden Europas E-Autofahrer am günstigsten
19.06.2025

Die Preisunterschiede beim Laden von Elektroautos in Europa sind enorm. Deutschland ist am teuersten. Eine neue Analyse zeigt, wo...