Finanzen

EZB treibt griechische Banken in die Enge

Die Europäische Zentralbank will die Sicherheiten griechischer Banken für die Not-Kredite mit weiteren „Haircuts“ belegen: Der Wert der Sicherheiten soll um die Hälfte gesenkt werden. Die griechische Notenbank hält derzeit rund drei Milliarden Euro der ELA-Kredite als Puffer zurück, um im Fall eines Bank-Runs gewappnet zu sein.
22.04.2015 17:55
Lesezeit: 2 min

Nachdem die EZB den Stopp für „Notfall-Kredite“ an griechische Banken prüfen will, fordert sie nun offenbar, dass der Wert der Sicherheiten um bis zu 50 Prozent gemindert werden sollen. Dies berichtet die New York Times. Die Quote könne sogar noch heraufgesetzt werden und zwar bis 75 oder 90 Prozent. Solcherart Abschläge werden auch als „Haircut“ bezeichnet.

Die griechische Notenbank hält derzeit rund drei Milliarden Euro der ELA-Kredite als Puffer zurück, um im Fall eines Bank-Runs gewappnet zu sein.

Das Land wird von Ratingagenturen mit „CCC“ bewertet, was Ramschniveau entspricht. Die Banken können diese Papiere offenbar doch als „Sicherheiten“ bei der Bank of Greece einreichen, um im Gegenzug ELA-Kredite zu erhalten. In letzter Zeit wurden allerdings bereits schon höhere Abschläge („Haircuts“) fällig. Die EZB kann darauf bestehen, dass diese Abschläge erhöht werden.

Laut Medienberichten erhöht die EZB die ELA-Kredite am Mittwoch neuerlich um 1,5 Milliarden auf nunmehr 75,5 Milliarden Euro.

EZB-Präsident Mario Draghi sagte unlängst, die Unterstützung mit ELA-Krediten ginge weiter, solange die Banken solvent seien und über „angemessene“ Sicherheiten verfügten.

Hintergrund für die Maßnahmen der EZB ist der schwelende Streit zwischen der Eurogruppe und der griechischen Regierung wegen der Verhandlungen über die Vorlage eines neuen Reformprogramms – wobei die ursprünglich vorgesehene Frist von Ende April neuerdings auf Ende Juni vertagt wurde.

Thomas Wieser, Leiter der Euro-Arbeitsgruppe, sagte im ORF, er erwarte keine neue Reformliste beim Treffen der Euro-Finanzminister am 24. April in Riga (Lettland). Er gehe davon aus, dass die Liquidität Griechenlands bereits „ etwas eng ist, sie dürfte aber noch gut bis in den Juni hineinreichen“.

Ende Juni endet die viermonatige Verlängerung der EFSF-Kredite. Jedoch können ohne ein Einvernehmen über ein Reformprogramm die rund 7,2 Milliarden Euro (aus EFS-Krediten mit 1,8 Milliarden Euro und weiteren Milliarden an zugesagten IWF-Krediten) nicht fließen. Sie sind bis zu einer Verständigung zu einer Reformagenda blockiert. Sollte sich die griechische Regierung bis zum Sommer nicht mit den Kreditgebern einigen, könnten die nicht abgerufenen „Hilfsgelder“ sogar verfallen.

Wegen der neuerlichen ELA-Kredite werden allerdings vor allem in Deutschland Stimmen laut, die der EZB Chefaufseherin Danièle Nouy eine Verschleppung der Krise und Untätigkeit vorwerfen. Die griechischen Banken seien Zombie-Banken, die von der EZB künstlich am Leben gehalten werden, so Finanzwissenschaftler Markus Kerber. Formal trägt das Risiko die griechische Notenbank. De facto trägt immer auch das Euro-System insgesamt das Risiko.

Indessen hat die griechische Regierung auf der Suche nach Geldquellen für den Haushalt, vor allem zur Bezahlung von Gehältern für Beamte, öffentliche Angestellte, sowie Pensionen und Renten am Montag einen Erlass erwirkt, wonach alle staatlichen Institutionen und öffentlich-rechtlichen Betriebe des Landes gezwungen werden, ihre Rücklagen an die griechische Zentralbank (Bank of Greece) zu überweisen. Dagegen gibt es nun Widerstand. Athens Bürgermeister Kaminis sieht den Erlass als verfassungswidrig an.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Trump glaubt an Deal mit Moskau – und kritisiert Selenskyj
24.04.2025

Donald Trump sieht eine Einigung mit Russland zum Greifen nah – und gibt Präsident Selenskyj die Schuld an der Fortdauer des Krieges....

DWN
Technologie
Technologie Das neue Gold der Energiewende: Warum Batteriespeicher zur Überlebensfrage werden
24.04.2025

Während Europas grüne Agenda ins Wanken gerät und geopolitische Schocks die Energielandschaft umkrempeln, kündigt sich eine neue Ära...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Bahn: Warum die Generalsanierung Jahre dauern wird
24.04.2025

Unpünktlich, überlastet, marode: Die Bahn steckt fest. Die Bundesregierung will mit Milliarden gegensteuern – doch selbst optimistische...

DWN
Politik
Politik Peter Navarro: Der Mann hinter Trumps Zollhammer – Loyal bis zur Selbstaufgabe
24.04.2025

Er ging für Donald Trump ins Gefängnis. Jetzt zieht Peter Navarro hinter den Kulissen die Fäden im eskalierenden Handelskrieg zwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dominanz auf Rädern: Warum der Lkw das Rückgrat der europäischen Wirtschaft bleibt
23.04.2025

Während über grüne Logistik und die Renaissance der Schiene debattiert wird, bleibt der Lkw unangefochten das Rückgrat des...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zukunft unter Druck: Die Wasserstoff-Fabrik von Daimler und Volvo gerät ins Stocken
23.04.2025

Mitten in der Energiewende setzen die Lkw-Riesen Daimler und Volvo auf Wasserstoff – doch der Fortschritt ihres Gemeinschaftsunternehmens...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Apple und Meta im Visier – Brüssel greift hart durch
23.04.2025

Apple und Meta sollen zusammen 700 Millionen Euro zahlen – wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das neue EU-Digitalgesetz. Die Kommission...

DWN
Politik
Politik Machtkampf in Washington: Will Trump Fed-Chef Powell stürzen?
23.04.2025

Trump plant möglicherweise die Entlassung von Fed-Chef Jerome Powell – ein beispielloser Schritt, der die Unabhängigkeit der...