Politik

Poker: Schäuble denkt laut über neue Währung für Griechenland nach

Lesezeit: 1 min
22.05.2015 15:13
Wolfgang Schäuble kann sich die Einführung einer Parallel-Währung in Griechenland vorstellen. Diese Drohung soll vermutlich den Druck auf die Regierung in Athen erhöhen. Sie könnte auch einen Bank-Run auslösen, wodurch eine Einigung vermutlich sehr beschleunigt wurde.
Poker: Schäuble denkt laut über neue Währung für Griechenland nach

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat die Schaffung eines Parallelwährungssystems für Griechenland ins Gespräch gebracht, sollten die Verhandlungen mit Athen über das die nächste Kredit-Tranche scheitern. In einer internen Sitzung hat der Finanzminister nach Angaben von informierten Personen die Einführung eines Systems von Parallelwährungen in Erwägung gezogen, sollte keine Einigung der Geldgeber mit Griechenland erzielt werden können, meldet Bloomberg.

Mit diesem Gedankenspiel will Schäuble die Griechen zu Konzessionen zwingen - seit einiger Zeit wird dieses Spiel mehr erheblicher Härte der Beteiligten geführt.

Ein mögliches Beispiel für ein alternatives Währungssystem, das bereits am Rande der Eurozone existiert, ist nach Einschätzung des Bundesfinanzministers Montenegro, hieß es. Montenegro nutzt den Euro als Zahlungsmittel, ist aber nicht Teil der Euro-Gemeinschaft.

Zwar hat EU-Währungskommissar Pierre Moscovici bei seinem jüngsten Besuch in Berlin Diskussionen über einen Plan B im Falle eines Ausscheidens Griechenlands aus der Eurozone eine Absage erteilt. Nach Ansicht des EU-Kommissars müssten alle Anstrengungen dahingehend gerichtet sein, eine Einigung mit Griechenland zu erzielen. Auf die Frage, ob eine Diskussion über eine Parallelwährung gefährlich für den Verlauf der Verhandlungen mit Griechenland sei, erklärte Schäuble im Interview mit der französischen Zeitung Les Echos, dass „Meinungsfreiheit eine Errungenschaft der europäischen Gesellschaft“ sei. Er als deutscher Finanzminister unterliege allerdings „Beschränkungen“. „Wir nehmen Kenntnis von der Diskussion, aber wir kommentieren sie nicht.“ Das bedeute nicht, dass „ich dafür oder dagegen bin“.

Die Möglichkeit einer Parallelwährung für Griechenland wird derzeit von Ökonomen und Analysten diskutiert. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat in einer Analyse mit dem Titel „Grexit is not a matter of black and white“ das Montenegro-Modell als ein mögliches graues Szenario für eine hybride Übergangssituation in Griechenland beschrieben. Danach könnten Euro-Einlagen bei griechischen Banken eingefroren werden, während der Euro weiterhin als Währung und im Verkehr mit ausländischen Banken genutzt wird. Parallel könnte die griechische Regierung ein alternatives Zahlungsmittel in Form von Schuldscheinen einführen, um ihre nationalen Verbindlichkeiten zu erfüllen.

Schäubles lautes Nachdenken verfolgt den Zweck, den Druck auf Griechenland zu erhöhen, um im Falle einer Einigung darauf hinweisen zu können, welche Gegenleistungen Griechenland für neue Kredite von den europäischen Steuerzahlern gebracht hat.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Die neuen, elektrifizierten Honda-Modelle

Komfort, Leistung und elektrische Antriebe – das gibt es alles mit den brandneuen Honda-Modellen als E-Auto, Plug-in-Hybrid und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Europas Petrochemie steht mit dem Rücken zur Wand
01.12.2023

Die petrochemische Industrie in Europa gerät in schweres Fahrwasser. Wenn von Seiten der Politik nicht rasch und grundlegend...

DWN
Finanzen
Finanzen Anleger ignorieren Warnungen der EZB, wetten auf Zinssenkung
01.12.2023

Entgegen allen Warnungen der EZB wetten die Märkte auf baldige Zinssenkungen. Damit stellen die Geldpolitik auf eine harte Probe. Gibt...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Banken fordern ein Comeback der Verbriefungen
01.12.2023

Nachdem schon Commerzbank-Chef Knof ein Ende ihrer Stigmatisierung gefordert hat, macht sich nun auch Deutsche-Bank-Chef Sewing für...

DWN
Finanzen
Finanzen Dax nähert sich Allzeithoch - „Zinssenkungseuphorie“
01.12.2023

Der Dax hat die Marke von 16.300 Punkten geknackt und nähert sich einem neuen Allzeithoch erreicht. Denn Anleger spekulieren auf baldige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Grüne Ideologie bedroht deutschen Weinbau
01.12.2023

Brüssel verabschiedet Verordnungen, die den europäischen Weinbau beeinträchtigen werden. Für viele deutsche Winzer gleicht dies einem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutlicher Anstieg der Firmenpleiten - Droht eine Insolvenzwelle?
01.12.2023

Gestiegene Energiekosten, Zinsen und Produktionskosten sowie geopolitische Konflikte belasten Unternehmen in Deutschland. Nicht alle Firmen...

DWN
Politik
Politik Haushaltskrise: Lindner will sparen statt neue Schulden zu machen
01.12.2023

Finanzminister Lindner will für den Haushalt 2024 keine neuen Schulden aufnehmen, sondern sparen. Aber noch ist das Aussetzen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ausstieg aus dem Ausstieg: Schweden baut Kernkraftwerke
30.11.2023

Eigentlich hatten die Schweden per Referendum für das Ende der Kernenergie gestimmt. Doch nun hat das Parlament den Bau weiterer...