Ein ausgerissener Zirkuselefant hat am Samstag in einer Stadt im Odenwald einen Spaziergänger angefallen und getötet. Der 65-Jährige aus Buchen im Neckar-Odenwald-Kreis wurde nach Angaben der Polizei am frühen Morgen von dem 34 Jahre alten Afrikanischen Elefanten angegriffen. Der Mann war demnach sofort tot. Wie das Tier aus dem Zelt entwich und warum es den Spaziergänger angriff, war zunächst unklar. Die Kriminalpolizei übernahm die Ermittlungen.
Die 34 Jahre alte Elefantenkuh tritt nach Angaben der Polizei in dem Zirkus unter dem Namen Benjamin auf, wird aber auch Baby genannt. Die Tierrechtsorganisation Peta bezeichnete den Vorfall als «absehbares Unglück», vor dem sie schon seit Jahren gewarnt habe. Benjamin habe bereits bei mehreren Unfällen Menschen schwer verletzt. «Das wird jetzt natürlich überprüft», sagte ein Polizeisprecher.
Die Ehefrau des Getöteten sagte der Polizei, ihr Mann sei wie üblich gegen 5 Uhr aufgestanden und spazieren gegangen, um Pfandflaschen und Dosen einzusammeln. Als er nicht zur gewohnten Zeit zurückkehrte, machte sich die 65-Jährige auf die Suche nach ihm. In der Nähe des Zirkusses sah sie mehrere Streifenwagen, dort fand sie dann ihren toten Mann. Der Zirkus gastiert in rund 100 Metern Entfernung vom Fundort der Leiche.
Die Polizei schloss zunächst Fremdverschulden nicht aus. Ersten Ermittlungen zufolge war das Zelt, in dem das Tier untergebracht war, unbeschädigt. «Der Elefant kann sich nicht selber rauslassen. Also bleibt: Wurde er rausgelassen oder war er nicht richtig eingesperrt?», sagte ein Polizeisprecher. Fraglich bleibe auch, warum das Tier in Rage geriet. Nach dem Unglück hatte ein Zirkus-Mitarbeiter das Tier beruhigt und zurück ins Zirkuszelt gebracht. Der Angriff war von einem Anwohner beobachtet und der Polizei gemeldet worden.
Peta hatte sich nach eigenen Angaben wegen der Gefährlichkeit des Tieres bereits an das Innenministerium, das Umweltministerium, die Regierungspräsidien und zahlreiche Veterinärbehörden in Baden-Württemberg gewandt - mit der Aufforderung, das Tier aus dem Zirkus zu nehmen. Die Organisation kündigte nun an, Strafanzeigen wegen fahrlässiger Tötung gegen Behörden und Zirkusverantwortliche zu erstatten. «Elefanten und andere Wildtiere werden im Zirkus gequält und misshandelt – das macht sie zu tickenden Zeitbomben», erklärte Peter Höffken, Wildtierexperte bei PETA Deutschland, in einer Mitteilung.
Peta fordert ein Verbot von Tieren im Zirkus. Die Unterbringung in kleinen Gehegen, die Transporte sowie die von Gewalt und Zwang geprägte Dressur führten zu Verhaltensstörungen, Krankheiten und oftmals zu einem frühen Tod, sagen Peta-Experten.